Das Jahr 2019 ist gelaufen. Während nun alle sich auf den Weg machen und ihre Geschenke umtauschen, wollen wir uns ein paar Alben des Jahres anschauen, wie es in sich haben. Alben, die dieses Jahr erschienen und uns begeisterten. Und ja, da tummeln sich ein paar schöne Platten. Also falls ihr euch selbst beschenken wollt, haut rein!
Platz 10: Jinjer – Macro
Jinjer haben sich gemausert. Aus den Underdogs wurde ein Publikumsmagnet. Stark besuchte Konzerte, fette Festivalauftritte. Es läuft bei der Band und man muss sich die Frage stellen, wann die Truppe aus der Ukraine zwischen all den Shows noch Zeit fand, ein neues Album zu schreiben. Haben sie zum Glück und „Macro“ war definitiv eines der Highlights in diesem Jahre. Die Live-Präsenz, die Tatiana und Co entwickelt haben, entlädt sich nun zum ersten Male so richtig in einem Album. Mitreißende, verkröpfte und Djent-lastige Passagen treffen auf ein bestialisches Geshoute der Frontfrau. Und wenn man sich gerade an diese Vertracktheit gewöhnt hat, kommt sie mit einer cleanen Stimme daher, dass man sich fragen muss, wie dies zusammen passt. Und gerade dieser harte Kontrast und die Tatsache, dass wir von gestanden Musikern sprechen, die hart an sich gearbeitet haben, macht „Macro“ zu dem was es ist: Ein betörend gutes Album. Chapeau!
Platz 9: Lindemann mit „F&M“
Wenn zwei Freaks aufeinander treffen, geschieht meist ein Unheil. Anders verhält es sich bei Till Lindemann und Peter Tägtgren. Der Rammstein-Fronter und der Hypocrisy-Kopf haben sich wieder eingeschlossen um der Welt ein Stück Wahnsinn zu bescheren. „F&M“ ist das Resultat, was wieder derart wahnwitzig auffährt, dass man beide Protagonisten irgendwie für komplett erklären muss. Aber nicht, da das Zeug unhörbar ist, nein, sondern vielmehr hinsichtlich ihrer Genialität. Da geht ein „Steh auf“ derart in die Gehörgänge, dass man sich bereits nach dem ersten Song zum Fan erklären muss. Ausgelassen gehen die Herrn ans Werk, vereinen die Eingängigkeit von Pain mit der Raubeinigkeit eines Till Lindemann und wieder zurück. Textlich gewitzt, musikalisch mit Abwechslung und der Portion Wahnsinn und Anzüglichkeit überrascht man auf ganzer Linie. Sicherlich kann man sich über den Sinn von „Mathematik“ streiten, aber Provokation gehört nun mal bei Lindemann dazu. Mit oder ohne Rammstein.
Platz 8: Lagwagon mit „Railer“
Das Urgestein in Sachen Skate-Punk hat wieder zugeschlagen. Viel zu lange war es still um Lagwagon, was sich nun mit „Railer“ in diesem Jahr ändern sollte. Wer die Band auch nur ansatzweise verfolgte ist sich jetzt schon klar, was ihn erwartet. Aber Pustekuchen, denn die alten Recken werden anscheinend nicht älter. Oder anders: Umso oller, desto doller. Man steigt bereits beim Opener „Stealing Light“ aufs Gaspedal, greift in die Trickkiste, welche nach so vielen Jahren doch beachtlich groß ist, um letztendlich mit der ersten Textzeile Alles zu regeln. „What’s another word for fuck?“ fragt Joey Cape und der Hörer erwidert ein „Fuck ist das gut“. Der Bass läuft bei „Bubble, das Drumming sitzt, „The Suffering“ wird melancholisch, „Dark Matter“ rechnet ab und „Pray For Them“ ist in der heutigen Zeit geradezu selbsterklärend. Lagwagon machen machen alles richtig und spielen sich in alter Manier in unsere Herzen.
Platz 7: Opeth mit „In Cauda Venenum“
Man kann sich über die Ausrichtung von Opeth sicher streiten. Ja, die alten Zeiten sind vorbei und man darf sich nun darüber ärgern. Man kann auch die neueren Sachen von Åkerfeldt verteufeln und das letzte Album „Sorceress“ abgrundtief hassen. So wie ich es getan habe. Und mit quasi gar keiner Erwartung bin ich an „In Cauda Venenum“ herangetreten. Nach dem Opener und Intro „Garden Of Earthly Delights“ geht es mit „Dignity“ direkt in dieses Album. Und wie. Technisch auf einem derart hohen Niveau, toben sich die Schweden progressiv aus ohne dabei das Ziel aus den Augen zu verlieren. Nun wäre die Frage zu klären, was das Ziel ist. Einfach gesprochen „gute Songs“. Songs, die sich nicht in Gefrickel Sicht verlieren und man den Eindruck gewinnt, bekifften Jungs bei einer Jam Session zuhören zu müssen. Selbst die Double Bass kommt auf dem Album wieder zum Einsatz. Wirklich eine musikalische Meisterleistung.
Platz 6: Raised Fist mit „Anthems“
Raised Fist haben sich auch Zeit gelassen, was ein neues Album angeht. Wobei man ja sagen muss, dass die Band im Alltag normalen Jobs nachgeht und demnach der Fokus sich etwas verschiebt. Egal, denn „Anthems“ erschien ebenfalls 2019. Die Rückkehr einer Band, die insbesondere live eine derart sportliche Figur macht, dass es einem schummrig wird. Wenn Frontsau Alexander über die Bühne hüpft, bekommt man bereits beim Zuschauen Muskelkater. Und genau dies liefert die Band auch auf Platte ab. Treibend, impulsiv und kämpferisch hauen die Schweden einem die Songs um die Ohren. Mit Wortwitz, Selbstironie und Eingängigkeit sind sie aber Lichtjahre von den Moralaposteln der Szene entfernt. Man wollte ein Album schreiben, welches den Zuhörer unterhält und stellenweise zum Nachdenken anregt. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Und dies haben Raised Fist mehr als amtlich umgesetzt. Für Hardcore-Freunde definitiv ein Muss dieses Jahr!