Rise Against are back! Mit „Wolves“ lassen die Punker nicht die Katze aus dem Sack. Nein, die Band um Sänger Tim McIlrath kommen mit Wölfen daher. Wir sind vom achten Studioalbum dermaßen begeistert, dass „Album der Woche“ die einzige Konsequenz sein kann.
Integrität und Loyalität. Worte, die man sich auf der Zunge zergehen lassen muss. Insbesondere in der Musikbranche Eigenschaften, die man selten antrifft. So mancher Künstler hält sein Fähnchen doch zu gerne in den günstigen Wind. Neben Ruhm, ausverkauften Hallen und zahlreich verkauften Alben, gibt es sicherlich noch zig Vorteile, seine Veröffentlichungen an Vorzügen auszurichten, die sich mit dem Release einstellen werden. Doch Rise Against stellen hier irgendwie eine der letzten Bastionen dar. Quasi das gallische Dorf im römischen Reich, wenn man einen Vergleich benötigt, den selbst der absolut Politik-scheue Mensch verstehen soll. Comic zieht bekanntlich immer, bildliche Vergleiche noch viel mehr. Und Rise Against halten einem einfach den Spiegel vor. Passt dir das Bild nicht, geh weiter. Ansonsten: Denk drüber nach, was du siehst bzw. hier hörst.
Rise Against – Ein politisches Wunder
Selten habe ich in meiner journalistischen Arbeit Menschen getroffen, wie eben Tim McIlrath. Der Sänger von Rise Against besticht nicht nur durch seine Iris-Heterochromie, welche ihm ein blaues und ein braunes Auge verpasst. Tim ist mit knapp 40 Jahren politisch dermaßen bewandert, dass man sich die berechtigte Frage stellen muss, wieso er eine Karriere als Musiker eingeschlagen hat. Insbesondere soziale Themen, aber auch der Tierschutz und die Umwelt liegen dem Herren am Herzen, der dieses wichtige Organ kurzerhand auf der Zunge zu tragen scheint. „Wie sich die US-Politik aktuell entwickelt, muss man sich Sorgen um unsere Menschheit machen“, gibt er nüchtern zu Protokoll. Doch Rise Against schreiben dann lieber Songs wie „How Many Walls“ oder „Welcome To The Breakdown“, die die Ansichten der vier Protagonisten verdeutlicht. Ansichten, die fern ab von Mitläufern, Nachrednern oder eingeschüchterten Meinungsbildern verdeutlichen, dass Rise Against immer noch wie anno 2000 sind. OK, abzüglich der schroffen Punk-Note, die man damals noch als das geeignete Mittel angesehen hat.
Wo Wut den grauen Haaren weichen muss
Man ist ergraut und wenn man sich die Herren anschaut, dann hat man es mit gestandenen Männern zu tun, die sicherlich keine 20 Lenze mehr vorweisen können. Im Gegenteil, denn Rise Against gehen mit großen Schritten auf die 40er zu. Und genau diesen Umstand hört man der Musik an. Man geht gemächlicher zu Werke. So fasziniert „The Violence“ mit einem dermaßen schmissigen Muster, dass man sich ehrfürchtig verneigen muss. „Far From Perfect“ entwickelt sich zum Sing-A-Long der Extraklasse und „Mourning In America“ lässt sämtliche Dämme brechen. Doch haben Rise Against Biss gegen Pop eingetauscht? Mitnichten! Vielmehr erlebt man hier ein Album, welches durch Tiefgang und Eingängigkeit ernste Themen dem Hörer schmackhaft machen. Wieso rausschreien, wenn sachlich vorgetragene Argumente doch so viel wirksamer sind? Wo andere Bands einen Hass-Song über einen gestoßenen Zeh schreiben, nehmen sich Rise Against eine Portion Melodie und basteln daraus einen Song, der durch seinen Text den Tiefgang erlebt! Einen Tiefgang, der den Hörer aufhorchen lässt! Großes Tennis auf ganzer Linie!
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