Die Sache mit dem Bandnamen ist bei Placenta mehrfach schon auf dem Tisch gewesen. Umbenennung ja oder doch nicht? Nein, den Placenta brauchen keinen anderen Namen, wenn schon jede Platte eine andere Schönheit ist. Berlin im Dezember. Man stimmt sich ein auf das Fest der Feste und erledigt die letzten Einkäufe um sich dann der großen Völlerei hinzugeben. Ein großes Geschenk haben sich Placenta mit „Missgunst und Neid“ dieses Jahr schon selbst gemacht. Und was für eines! Ein Album, welches bis zum Rande voll ist und sicherlich mehr als drei Tage bedarf um die Vielschichtigkeit zu verinnerlichen. Scheiß auf Besinnung, scheiß auf Weihnachtsbaum, denn dieses Album ist das Fest der Liebe!
Nun wird sich der ein oder andere denken, ob der Autor dieser Zeilen vielleicht noch etwas Restalkohol von besagtem Feste intus hat. „Nein“, ist die Antwort und „nun steige ich dahinter“ die Ergänzung. Einsichten und Verständnis, die vielleicht fehlten, als man sich mit Tobias Stein, Drummer, Mastermind und übrig gebliebenes Gründungsmitglied der Berliner Band Placenta unterhält. Was hat der Tobi doch alles erzählt und erklärt. Von Bands, die ein gewissen Klischee erfüllen müssen oder vielleicht auch wollen. Von Bands, die sich im Kreise drehen und letztendlich dem Stillstand erliegen, um dann im nächsten Atemzuge die Alben „Load“ und „Reload“ von Metallica als gute Alben zu bezeichnen. Wieso? Weil er es kann zum einen! Zum anderen, weil es wahre Worte sind. Worte eines Musikers, der bei aller Liebe die Sache sicherlich nicht wegen dem Geld macht. Vielmehr die Einsicht, dass Musiker Selbstdarsteller sind und auch nicht nur die Musik für den eigenen Hörgenuss machen. Lorbeeren gerne, aber eben nicht um jeden Preis.
Anders kann man es nicht erklären, dass Placenta auch nach so vielen Jahren sich in keinem ruhigen Fahrwasser befinden. Da treffen auch bei „Missgunst und Neid“ nun wieder Welten aufeinander. Death Metal zum einen, der aber in die Wiege – der zarte Versuch dem Weihnachts- Schnickschnack doch noch was Gutes abzugewinnen- aus Rock und Pop eingebettet ist. Pop muss nicht zwangsläufig ein Hindernis oder sogar störend sein. Wieso auch? Gute gemachte Musik hält sich über die Jahre und ein Blick in die Plattenkiste von Tobias zeigt, dass er selbst gerne zu älteren Alben greift, da schlichtweg die Flut der neuen Veröffentlichungen keine großen Neugewinne mehr hervorbringt. Ketzerisch sicherlich, provokant und tollkühn ebenfalls, aber es sind doch gerade die alten Alben, die man auch Jahre später noch mit gewissen Stimmungen verbindet. So ist es auch bei Placenta mit „Missgunst und Neid“, was ein Album darstellt, welches Zeit braucht – zugegeben, die hat man oft nicht -, aber dem Hörer auch noch Jahre bewegen wird. Aus dies aus deutschen Gefilden: Wenn man es nicht wüsste, würde man es nicht glauben!