Parkway Drive haben mit „Ire“ ihr fünftes Album abgeliefert. Nun werden sicher einige Hörer enorm irritiert sein, was die Australier hier abgeliefert haben. Grund genug für uns mal der Sache auf den Zahn zu fühlen.
Winston, Sänger, Shouter und besonders als Grinsebacke von Parkway Drive windet sich etwas, als man ihn darauf anspricht, dass die Periode vom Debüt „Killing With A Smile“ bis „Deep Blue“ als natürlicher Prozess unsererseits angesehen wird. So ganz will er die Aussage nicht zulassen und beharrt auf die Tatsache, dass Parkway Drive nie ein Album zum Zufall überlassen haben. Man hätte vielmehr mit einem Plan sich dem Schreibprozess hingegeben. Auch bei den ersten drei Werken.
„Wir haben bei Deep Blue mit ein paar Sachen rum experimentiert und haben nun zum neuen Album gesagt „OK, wenn es da geklappt hat, dann können wir das auch in einem stärken Maße machen. Wir machen es einfach mit mehr Instrumenten und mehr Stimmen. Letztendlich war es ein Tor, was wir dieses Mal komplett geöffnet haben.“
Gesagt, getan! Jedoch Bedarf es auch immer ein Handeln, wenn man sich solche Pläne vornimmt. Parkway Drive lassen sich hier nicht zweimal bitten und hauen mit den neuen 11 Songs direkt in eine Richtung, die man bis dato von den Australiern nicht vernommen hat. Eventuell sogar nicht gewollt, werden sich nun manche Leser denken, die mit „Ire“ nicht wirklich glücklich sind.
„Wir hatten anderen Vorstellungen wie wir das Album aufnehmen wollten. Schließlich wollen wir kein Album zweimal abliefern. Wir fühlten irgendwie, dass wir was ändern mussten um diesen anderen Sound abzuliefern.“
Doch was ist vom eigentlichen Parkway Drive Soundgewand noch übrig geblieben? Wenn man sich „Writtings On The Wall“ anhört, Streicher vernimmt und einen Winston, welcher mit Sprechgesang auffährt, könnte man fast denken, dass Parkway Drive sich den bisherigen Alben entledigen wollen.
„Ich denke, dass dieses Album die Hörer gewaltig schocken wird. Es beinhaltet Elemente, die man uns nicht zugetraut hätte und eventuell auch nicht zutrauen wollte. Wir haben uns dies aber zugetraut und vielmehr noch: Wir wollten es! Also haben wir daran gearbeitet und Einflüsse von Außen aufgenommen, die uns bereichert und nach Vorne gebracht haben.“
Wenn man sich „Ire“ in kompletter Länge anhört, dann bemerkt man relativ schnell, dass ein Metalcore-Blubad ausbleibt. Man distanziert sich in gewisser Weise von einem Einheitsbrei der letzten Jahre und ja, ich oute mich nun direkt: Die bisherigen Alben waren mir zu eintönig. Man hetzte durch die Alben, eine Ballerattacke nach der nächsten und Nackenbrecher recht und schön, aber nach 5 Songs ist die Langeweile dominant. „Ire“ dagegen fesselt, denn neben all den Krachern und der gewohnten brachialen Art von Parkway Drive – „Dying To Believe“ und „Dedicated“ sollen nur zwei Beispiele sein – schaffen Parkway Drive mit dem neu gewonnenen Raum auf Dreh und spielen Stadien-Kracher. Wer bei „Vicious“ nicht automatisch mitsingt, den Bierbecher durch die Gegend wirft und sich einfach diesem unfassbar eingängigen Chorus hingibt, der, ja der hat einfach kein Herz.
„Ire“ ist sicherlich eine Verwunderung wert und ja, man darf sich auf darüber unterhalten. Einen Vorwurf von Sellout kann und darf man der Band allerdings nicht vorwerfen. So eingängig man hier nun agieren mag, so sehr man alte Wurzeln in den Hintergrund gestellt hat, so sehr definiert man sich als Band Parkway Drive neu. Und diese Neudefinition sollte jede Band zumindest einmal in ihrem Werdegang durchleben. Danke Parkway Drive! Danke für „Ire“ und danke für einen Song wie „A Deathless Song“, welcher ein Album besser nicht abschließen könnte.