Direkt vorweg: Es handelt sich hierbei meinerseits um Gedanken bezüglich Metallica. Ich will auch sicherlich keinen Glaubenskrieg anzetteln und Metallica schon gar nicht ihre Daseinsberechtigung absprechen. Aber vielleicht bin ich zu alt für Metallica! Oder Metallica sind zu „jung“ für mich.
Die Woche stand völlig im Zeichen von Metallica. Die Tour „Metallica by request“ zieht eben über das europäische Festland und machte auch in Hamburg Halt. Sonisphere so der klangvolle Name, der neben dem Headliner – ja, Metallica selbstverständlich – noch Slayer, Mastodon und Ghost zu bieten hatte. Die Reihenfolge der Spielzeiten selbstredend absteigend hier notiert.
Der Weg ins feindliche Land
So macht man sich auf den Weg um das feindliche Gebiet, die Imtech Arena, zu besuchen. Der HSV hat hier Heimrecht und das beklemmende Gefühl als St. Pauli Fan beschleicht einen schon auf dem Parkplatz. Hoffentlich wird man nicht von den Kollegen gesehen, aber nach der Schrecksekunde ist es wieder präsent: Man ist ja nicht wegen dem HSV hier, sondern wegen Metallica. Da ist der Vormarsch auf Rasen des Rivalen ja quasi erlaubt.
Die Klassiker werden serviert
Die Vorbands spielen ihr Ding, sollen hier nun aber auch nicht thematisiert werden. Metalica sind schließlich der Stein des Anstosses. Mit „Battery“ und „Master Of Puppets“ haben sie mich direkt abgeholt. Ja, die Songs meiner Jugend und das vor so einem großen Publikum. Da hat man schon fast Tränen in den Augen – das omnipräsente Blau des HSV Logos trug selbstverständlich ebenfalls dazu bei. „Welcome Home (Sanitarium)“, „Ride The Lightning“, „Creeping Death“ und „For Whom The Bells Tolls“ sollten ebenfalls nicht fehlen. Selbst vor dem sperrigen „St. Anger“ schreckten Metallica ja nicht zurück, was aber auch ging, denn die Fans beschlossen die Setlist des Abends. Dann aber „Fuel“, der sogenannte „Vote des Tages“ und da war es. Das Gefühl, dass hier irgendwas falsch läuft. Ähnliche Setlist gab es bei Rock Am Ring. Hier war aber „…And Justice For All“ der „Song des Tages“, welcher aber insgesamt drei Anläufe benötigte, bis man die 9:51 Minuten andauernde Fahrt in die alten Tage zum Laufen brachte. Was war los? Absicht? Verspielt? Vergessen wie der Song ging? Kopfkratzen!
Wie man Metallica das erste Mal gesehen hat…
Nach den Tagen mit Metallica kam die Frage auf, ob Metallica noch das sind, was sie damals für mich waren. Das erste Aufeinandertreffen war am 24. August 1991 auf der Galopprennbahn Reim in München. „Monster Of Rock“ war der Name des Megaevents. Mit AC/DC als Headliner waren Metallica „nur“ Vorband und selbst Mötley Crüe mussten sich den Australiern unterordnen. Beiwerk wie The Black Crowes und Queensrÿche erlebten viele nur vom Bierstand aus. Egal, Metallica 2014, das Hier und Jetzt der Band ist das Thema. Und an diesem Augusttag war die Band so unfassbar fett, dass ich dies meinen Enkeln noch aufs Butterbrot schmieren werden.
… und wie man sie heute erlebt
Was ist los mit der Band? Muss man sich Sorgen um sie machen oder eher um mich? Keine Frage hat die Kapelle um Hetfield und Ulrich Metal-Geschichte geschrieben, aber ist das Buch mittlerweile nicht schon komplett geschrieben? Bedarf es einem SMS-Voting für 50 Cent pro Stimmabgabe, wenn man letztendlich das Handy an diesen Abenden eher zu Hause lassen wollte, da das Scheißding schon im Berufsalltag ständig Meldung macht? Sind permanente Ansagen von Hetfield, dass man doch bitte Abstimmen soll nicht störend für die Show? Und wieso gibt es keinen Jingle, der die Ansagen einläutet? Das Video, welches auf das „by request“ hinweisen soll, lief doch schon und aus Jamba Zeiten wissen wir doch, dass so n Ton im Monatsabo geradezu einem nachgeworfen wird. Und was bitte sollen diese Fans auf der Bühne, die gewisse Songs ansagen? Ich will keine Jenny aus Frankfurt haben, die mit einem „so ein geiler Scheiß“ ihre Ansage anfängt. Und schon gar nicht will ich in einer Stimmlage von ihr den Song „Creeping Death“ angekündigt bekommen, dass ich panisch nach einem Taschenmesser greife um mir die Ohren abzuschneiden. Mist, vergessen und dies bedeutet, dass ich noch weitere Ansagen von Menschen ertragen muss, die dem Alter nach bei vielen Songs der Band noch in der Wurstsuppe schwammen beziehungsweise Hemd und Hose an einem Stück hatten.
Aber ich bin versöhnlich. Ehrenwort!
Nein, ich will nun auch per se Metallica nicht schlecht reden. Ich mag diese Band, ich liebe die Alben und Metallica, sie haben mich stets begleitet. Selbst das verhasste „Load“ und „Reload“ habe ich mir am Veröffentlichungstag gekauft. „St. Anger“ fand ich alleine wegen diesem prägnanten Schlagzeug-Sound geil und „Master Of Puppets“, sowie „…And Justice For All“ laufen mindestens einmal die Woche. Metallica sind groß, sehr groß, aber die Frage bleibt, ob sie für mich eine Richtung eingeschlagen haben, die ich nicht mehr unterstützen kann. Oder fand ich nur das Format „Metallica by request“ scheiße? Vermisse ich das typische Konzert bei dem ich nicht im Vorfeld schon weiß, was die Band an diesem Abend spielt? Fragen, die mich beschäftigen und die ich nun gerne hier zur Diskussion freigebe. Ich höre solange mal „Ride The Lightning“ und „Kill ‘Em All“ direkt hintereinander weg!
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