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Machine Head exklusiv – Das neue Album

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Machine Head haben das Zeug das Album des Jahres abzuliefern. „Bloodstone & Diamonds“ ist im Kasten und liegt uns vor. Wie neulich schon angedeutet, wollen wir diesem Werk besonderes Gehör schenken und haben exklusiv eine detaillierte Rezension für euch an Land ziehen können. Sicherlich wirkt dies nun als Appetizer und für den ein oder anderen als Schlag in die Fresse, dass wir das Ding haben und hören, während ihr hier nur die Zeilen lesen könnt. Aber hey, wir wollen nur euer Bestes und sicherstellen, dass ihr das Ding auch bald in den Fingern habt. Denn, das Teil lohnt sich in jeglicher Hinsicht.

Night Of Long Knives

Oh ja, „You will See Us Come“ erklingt es in weiter Ferne. Der Serienkiller kommt näher und dann steht er in Form des überragenden Robb Flynn vor einem. Das Messer hinter dem Rücken versteckt, um in der ersten Minute durch Ablenkung die folgende Tat vorzubereiten. Man erfasst es beim ersten Hören nicht, aber der Song hat es in sich. Wie in einem Blutrausch ist genau nach 50 Sekunden Schluss mit lustig. Ein peitschendes Drum-Interlude eröffnet den musikalischen Amoklauf, der seinesgleichen sucht. Wie schneidendem Gesang, sägenden Gitarren und einem taktgebenden Drumming schwankt der Song zwischen thrashigen Passagen, die von melodischen Elementen durchzogen werden. Der Refrain besticht durch ein schleppendes Schlagzeug, welches immer wieder zum Rest der Musiker aufschließt und so dem Song einen gewissen „Verzögerungseffekt“ verpasst. Im Mittelteil haut Flynn dann eine Einlage hin, in der man ihn in Gefilden des Gesangs erlebt, die bis dato mir so präsent nicht zu Ohren kamen. Oder klingt es einfach direkter, da die Produktion das Beste aus den Songs herausholt? Letztendlich egal, wobei auch erwähnt sein sollte, dass Robby Flynn als Produzent von „Bloodstone & Diamonds“ agierte, welches in den Jingletown Studios aufgenommen wurde, welche den Punkern von Green Day gehören. Ein schickes zweistimmiges Gitarrensolo – in jedem Lehrbuch der modernen Gitarrenkunst als die hohe Kunst beschrieben – feuert dem Hörer eine weitere Schelte um die Ohren. Man fühlt sich gut aufgehoben, wobei der eingangs erwähnte Blutrausch auch in den letzten Minuten keine Gnade kennt. Der gejagte Hörer freut sich, dass nach fast 7 Minuten Machine Head von einem ablassen und sich dem nächsten Song widmen.

Machine-Head-Robb-Flynn

Immer wieder findet Flynn offene Worte zu aktuellen Ereignissen. Ein Blatt vor dem Mund kennt er dabei selten.

Sail Into The Black

Chorale Klänge, die immer und immer wieder ein „We Sailing To The Black“ von sich geben. Lebensbejahend geht anders und eine morbide Stimmung macht sich unwillkürlich und kurzerhand breit. Selbst das Einsetzen des Piano und das spätere Hinzufügen einer gezupften Akustik-Gitarre machen die Laune nicht unbedingt besser. Robb singt besinnlich und zaghaft. Hier schafft man einen Ort der Stille, wie sie nicht besser auf einem Friedhof vorfinden würde. Mittlerweile hat man die 4-Minuten-Marke gerissen, bevor die Instrumente verstummen und nur noch ein vorhandener Bass daran erinnert, dass die Musik noch läuft.

Strom-Gitarre! Prägnantes Riff und Flynn, welcher leidet. Alles noch entfernt und in weiter Ferne. Doch das Unaufhaltsame kommt näher, drückt, ist belastend, ohne dabei komplett dem Hörer die Luft zu nehmen. Es beschleicht einen aber dennoch die Stimmung, als ob man in einem Sarg liegen würde und Machine Head den letzten Abschied zelebrieren. Draußen, während man in seinem Gefängnis verzweifelt nach einem Feuerzeug sucht, um der Dunkelheit zu entweichen. Gitarren-Wände treffen auf ruhige Passagen, bevor die letzten 90 Sekunden dann wieder die Spielfreude der Band mit einem Solo beteuern. Epischer Abgang aus der Gitarrenarbeit folgt kurzerhand durch mehrstimmigen Gesang, welcher den Leser auf den ewigen Kahn setzt, der ins Ungewisse zu fahren scheint. Meiner Meinung nach ist „Sail Into The Black“ der Schlüsselsong des Albums und mutiert mit über 8 Minuten Spielzeit zum Dreh- und Angelpunkt des Albums.

FlynnDemmel

Das Gespann aus Flynn und Demmel spielt sich regelrecht in Rage.

Eyes Of The Dead

Machine Head nutzen den Glockenschlag, um die nächsten 6 Minuten anzukündigen. Eine dezente Gitarre gesellt sich dazu und im Hintergrund erklingt ein verhalltes Solo, welches nach rund 50 Sekunden den Raum einnimmt. Man spielt sich warm und wird durch den Drummer McClain daran erinnert, dass wir immer noch von Machine Fucking Head sprechen. Wer Kindergeburtstag will, sollte sich eine andere Band suchen. Flynn faucht, spuckt, schnaubt und hasst. Was er eben doch mittlerweile in allen Tonlagen und mit bestechender Perfektion kann. Die erste Strophe könnte typischer nicht ausfallen, was den musikalischen Aufbau betrifft. Die Elemente mit denen die Truppe seit Jahren arbeitet, funktionieren einfach immer. Man lässt sich treiben und mitreißen und dies gerne. Der Chorus besticht durch eine Eingängigkeit, doch diese soll abrupt beendet werden. Da sind sie wieder, die Salven. Schneidende Gitarren, untermauert mit kraftvollen Drums und diesem unfassbaren Hass, die Flynn an seine Grenzen bringen mussten. Erholung verschafft man der Stimme, in dem man sich in organismische Ekstasen speilt, was durch das Duo Demmel/Flynn mit zwei begnadeten Gitarren-Berserkern besteht. Wem bisher das Album zu progressiv oder ein zu starker Vormarsch in andere Gefilde – abseits der ersten zwei Alben „Burn My Eyes“ und „The More Things Change…“ – der wird sich hier zu Hause fühlen. Das Ungestüme der alten Tage, das Raue und das Energiegeladene sprechen eine klare Sprache: „Wir können sowohl neue Takte anschlagen, aber hey Leute, auch die alten Trademarks spielen bei uns noch eine elementare Rolle“.

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Oh mein Gott: Ein blonder Robb Flynn. Damals, als „The Burning Red“ auf den Markt kam.

… und das Fazit

Machine Head halten mit einer schier unfassbaren Leichtigkeit das Level der ersten drei Songs. So abwechslungsreich die hier beschrieben Kracher auch sind, so sehr sind diese ein Beweis, dass Machine Head aus dem Schatten des Neon-Thrash herausgetreten sind. Machine Head schaffen sich ihren eigenen Kosmos, der mit epischen Songs wie „Sail Into The Black“ oder „Eyes Of The Dead“ noch lange nicht an seine Grenzen gekommen ist. Man schafft den sehr schmalen Grad, der vielen Bands leider oft verwehrt bleibt: Progressive Weiterentwicklung hier, bedächtiges Aufarbeiten der Roots, ohne dabei die selbst definierten Trademarks aus den Augen zu verlieren. Sicherlich kann man sich fragen, ob ein Song wie „Sail Into The Black“ live funktionieren kann – oder sogar muss – aber in der Gesamtheit passt der Song perfekt auf das Album. Machine Head haben aber auch schon 1999 mit „The Burning Red“ gezeigt, dass sie keine Angst vor neuen Schritten haben. Wie damals das Police-Cover „Message In A Bottle“ zerrissen wurde, so sehr haben Machine Head darauf geschissen und die Nummer auch live gespielt. Eine, wenn auch nicht in bestechender Aufnahmequalität, Aufnahme ist hier zu finden.

 

Autor: Peter

Ich schreibe seit 2009 für EMP, von Produkttexten über Reviews bis hin zu Beiträgen im Blog. Meine größte Passion ist meine Familie und die Fotografie sight-of-sound.de!. Ich lebe in Hamburg, liebe Platten, Filme, Konzerte und gute Bücher. Musikalisch bin ich weniger engstirnig, denn letztendlich muss Musik gut gemacht sein und mich packen!

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