Mit „Siren Charms“ werden In Flames ihre schwierigste Prüfung erleben. So sehr das Album auch noch nach den Schweden klingt, so sehr wird es für Verwunderung sorgen. Manch einer, attestiert der Band seit geraumer Zeit schon eine musikalische Selbstdemontage. Da kommen Vergleiche zu „Clayman“ auf, selbst „Come Clarity“ wird bei den Oldschool-Metal-Freunden noch als akzeptabel deklariert, obwohl der Aufschrei damals ebenfalls enorm war. In Flames – und das machen sie seit Jahren – entwickeln sich weiter. Für den einen vielleicht in die falsche Richtung, für sich selbst und die Mitglieder in die richtige. Anders Friden nahm sich die Zeit um ehrlich Rede und Antwort zu stehen. Zwischen „Clayman“, den Aufnahmen in Berlin und seiner Whiskey-Sammlung, sprach er über Aggressivität und einer Band, die Teil der Göteborg-Geschichte sind.
Anders, wir wollen über das neue Album sprechen. Vorweg, wo steckst du im Moment?
Ich bin im Moment in meinem Büro in Stockholm. Es ist im Gegensatz zu Deutschland hier kein Feiertag. Ein stinknormaler Tag, der leider mit sehr viel Arbeit verbunden ist.
Oh, ich habe ehrlich gesagt keine Angabe bekommen, wie lange du letztendlich Zeit hast.
Ich auch nicht. Ich versuche aber mal alle Frage zu beantworten und dann sehen wir ja, wie lange du brauchst.
Das neue In Flames Album ist ja schon eine Weiterentwicklung, die man so vielleicht nicht erwartet hätte. Auf der anderen Seite ist das ja nun seit geraumer Zeit ein Markenzeichen von In Flames: Erwarte was und du bekommst was anderes…
Auf jeden Fall
… das hat aber auch immer zur Folge, dass diese leidige Diskussion aufkommt, dass jedes Album mit den alten Alben verglichen wird…
Ja, leider
… OK, dann ehrlich gefragt: Kotzt es dich nicht an? Oder ist es nur ein Problem?
Nein! Es ist definitiv kein Problem und es kotzt mich auch nicht an. Ist es so, wie es ist und jedes neue Album ist, was es ist. Es ist etwas, was ich nicht kontrollieren kann. Ich bin sehr froh darüber, dass die Leute über unsere Musik diskutieren und nicht als „oh ein neues Album“ abtun und vielleicht sogar sagen, dass wir uns wiederholen. Es gibt Menschen, die einfach sehr leidenschaftlich sind, wenn es um Musik geht und unter dem Strich können wir nur froh darüber sein, dass wir anscheinend immer noch für Diskussionen sorgen. Sie könnten unsere Musik auch einfach ignorieren und so sind wir sehr früh darüber, dass es so ist, wie es ist. Also nochmals ganz ausdrücklich: Es ist kein Problem und mich persönlich kotzt es nicht an.
OK, aber….
Ich muss mich dafür nicht entschuldigen und ich muss es auch nicht auf Teufel komm raus verteidigen. Es ist, wie es ist und das ist gut so.
OK, aber wirst du nicht direkt damit konfrontiert und Menschen kommen auf dich zu mit den Worten „Anders, was soll denn das? ‚Clayman‘ war damals so ein fettes Ding und nun seit ihr soweit von solch einem Album entfernt?“. Manch einer wünscht sich ja In Flames wie vor zig Jahren zurück.
Sicher gibt es solche Stimmen und ja, es gibt immer Menschen, die eine Zeit in unserer Karriere wieder haben wollen oder ein Album besser finden als ein anderes. Letztendlich gibt es aber tausende Menschen und somit auch tausende Meinungen. Es ist schlichtweg unmöglich jeden Hörer glücklich zu machen und alle Leute gleich zu bedienen. Ich schreibe so, wie ich mich fühle und ich denke, dass wir so klingen wie wir in dem Moment klingen wollen. Es wäre nicht ehrlich, wenn wir was bedienen würden, was wir nicht fühlen. Oder anders: Es wäre schlichtweg gelogen, wenn ich nun sagen würde, dass wir ein Album machen, welches gewisse Stimmen der Fans bedient, ich aber die Band an einem anderen Punkt sehe. Ich kann doch nicht so klingen, wie 2000 oder 1996, wenn ich mich heute an einem anderen Punkt befinde. Das wäre falsch, verlogen und einfach unehrlich. Ich bin einfach nicht mehr die Person von damals. Versteh mich nicht falsch, denn ich bin sehr stolz auf Alles. Ich bin stolz auf die Alben, die wir gemacht haben, aber letztendlich unterliegen In Flames ebenfalls einer Entwicklung, die uns an den Punkt geführt haben, wo wir jetzt stehen. Mit allen Alben als Stationen dieser Reise. Und ich kann dir sagen, dass diese Entwicklung weitergehen wird und sicher noch nicht am Ende ist.
Aber bedeutet das, dass du einen Charakter heutzutage hast, der gesetzter ist?
Wie meinst du das?
Nun, bist du bodenständiger?
In welcher Hinsicht?
Musikalisch! Oder ganz direkt: Ist der Anders im Jahre 2014 weniger aggressiv als der Anders im Jahre 2000?
[lacht] Nein. Natürlich kann ich auch heute noch aggressiv werden. Aber – und das ist ein großer Unterschied zu damals – werde ich heute nicht mehr aggressiv, wenn mir Menschen sagen, dass wir vor 10 Jahren besser waren. Oder wenn mir Menschen sagen, dass wir damals scheiße waren und heute gut sind. Aber natürlich kann ich über das Leben und im Leben aggressiv werden. Beispielsweise wenn ich mir meinen Fuß in der Tür klemme [lacht erneut]. Es ist schwer zu beschreiben, aber letztendlich bin ich als Musiker sehr viel entspannter als damals. Ich habe all das und noch mehr erreicht, was ich als Musiker jemals erreichen wollte. Ich bin seit den frühen Tagen dabei und ich habe aktiv an der Entstehung des Death Metal mitwirken können. Ich bin in der Zeit aufgewachsen und ich war dabei, als es passierte. Ich muss das aber heute sicher nicht jedem auf die Nase binden. Ich muss es dir nicht sagen, ich muss es nicht rausschreien oder mir auf ein Shirt „ich bin oldschool“ drucken. Ich bin mehr als glücklich, dass ich ein Teil dieser Bewegung sein konnte, als das Ding startete und letztendlich durch die Decke ging und sich diese Göteborg-Sache so erfolgreich entwickelte und über die ganze Welt sich verteilte. Aber diese Aggressivität von damals ist eben bei mir heutzutage nicht mehr vorhanden. Wieso auch? Wir hatten sehr großen Erfolg und haben immer noch welchen. Soll ich dann künstlich auf aggressiv machen, wenn ich letztendlich ein erfülltes Leben habe und mich nicht beschweren kann, wie ich heute lebe? Das überlasse ich dann lieber anderen Künstlern.
OK, dies bedeutet, dass sich das Songwriting auch verändert haben muss, oder? Wo man früher noch aus der Stimmung heraus einen Song geschrieben hat, ist es dann heute wohl eher ein „ich bin an dem Punkt, dass ich was Neues schreiben will“, oder?
Natürlich hat es sich etwas verändert. Als wir damals angefangen haben, traf man sich im Proberaum um dann einen gewissen Krieg zu führen. Da kamen dann so Dinge auf wie „meine Idee ist besser als deine“ oder „das muss aber genau so gespielt werden, sonst gefällt es mir nicht mehr“ [lacht]. Das hat sich natürlich verändert. So haben Björn und ich beim letzten Album den Großteil geschrieben und da davor war Jesper eben noch dabei. Beim neuen Album waren es eben wieder Björn und ich. Wir schreibe nicht mehr im Proberaum, sondern jeder schreibt quasi bei sich und dann trifft man sich. Das Besondere an diesem Album war, dass ich quasi nichts hatte als ich nach Berlin gefahren bin. Ich wollte mich in eine andere Ausgangslage versetzen und mich auch dem Druck aussetzen, Alles an einem Ort zu schreiben. Das Ganze noch innerhalb kürzerer Zeit als sonst. Ich wollte erfahren, wie es mich als Songwriter beeinflusst, wenn ich die gewohnten Umstände nicht habe und was sich daraus entwickelt. Beim vorletzten Album hatte ich auch noch einen ganzen Haufen an Texten, die ich dann in die Songs eingearbeitet habe. Es stand Alles und ich musste nur versuchen, die Texte einem jeweiligen Song zuzuordnen. Bei „Sounds Of A Playground Fading“ habe ich zum ersten Mal was Neues versucht. Ich hatte Texte, die aber nicht die endgültigen waren. Es waren vielmehr Spacer, um ein Gespür für die Melodie zu bekommen. Es waren quasi dumme Füller, auf denen dann die Songs entstanden. Als die Songs fertig waren, wurden die Füller durch die richtigen Texte ersetzt. Das hat sehr gut funktioniert für mich und ich war mit dem Endergebnis einfach zufrieden. Sehr sogar. Es wirkte melodiöser.
Aber „Only For The Weak“ ist auch ein melodiöser Song und er ist ja noch anders entstanden.
Das ist richtig. Aber wenn du das Wort „Melodie“ hörst, dann denkst du an was anderes als ich. Du denkst an die Melodie des Songs. Ich denke eher an die Melodie der Texte. Wie sie wirken, harmonieren und sich ergänzen. Ich denke, dass ich heute viel genauer den Songs zuhöre, sie auf mich wirken lassen und dann diese Beispiel-Texte durch die richtigen Texte besser ersetzen kann. Ich muss nicht mehr Aussagen in Songs pressen nur weil ich einen Haufen an Texte habe. Ich höre zu und schreibe dann Texte. Die sollen besser grooven und dem Song einfach einen gewissen Tiefgang geben. Darüber hinaus können wir natürlich immer noch melodisch klingen. Aber hier meine ich den Klang der Texte und weniger die Melodie der Songs.
So harmonieren die Songs mehr mit den Texten?
Genau so. Früher hatte ich einfach alle Texte fertig wenn wir ins Studio sind. Heute eben nicht mehr. Wir bauen zuerst den Song, den höre ich mir sehr sehr oft an und schreibe dann die Texte zu diesem Song. Somit ja, die Texte harmonisieren besser mit den Songs. Es wirkt eben nichts mehr gedrückt oder gepresst. Es klingt ehrlicher, wie ich finde. Aber unter dem Strich sprechen wir lediglich von einer anderen Technik beim Songwriting oder einem anderen Ansatz.
Jetzt fanden die Aufnahmen zum neuen In Flames Album in den Hansa Studios in Berlin statt. Wieso dort? Ist es, weil wir von einem geschichtsträchtigen Studio sprechen oder ist der Spirit der Stadt Berlin, den viele Musiker immer wieder betonen?
Sicherlich kommen da so viele Dinge zusammen. Auf jeden Fall ist dort eine gewisse Magie in diesen weltbekannten Studios. Bei den letzten Alben hatten wir unser Studio in Göteborg, welches wir aber verkauft haben. Also bin ich zu Beginn des letzten Jahres nach Berlin um einfach mal „Hallo“ zu sagen in den Hansa Studios. Mich hat da eine gewisse Magie ergriffen, von der ich den anderen Jungs erzählt habe und direkt vorschlug, dass wir dort aufnehmen sollten. Sicherlich hat es damit zu tun, dass in diesen Studios auch eine gewisse Rockgeschichte geschrieben wurde und natürlich war es auch in gewisser Art und Weise eine Sache meines Egos. Man nimmt in solchen bekannten Studios nicht immer auf und hier hat man die Chance, diese Rockgeschichte quasi aufzusaugen. Sicherlich hat dies auch einen Teil zum Album beigetragen. Ich würde lügen, wenn ich behaupten würde, dass es nicht einen gewissen Reiz auf mich hatte. Falls der Tag kommt und ich auf die andere Seite des Lebens muss, dann kann ich zumindest zurück schauen und sagen, dass ich Teil der Geschichte des Studios war [lacht].
Aber ist es nur das Studio oder auch der Reiz der Stadt? Namhafte Musiker wie R.E.M. sprechen immer wieder davon, dass auch die Stadt einen gewissen Teil auf ein Album hatte.
Sicherlich hat mich das auch gereizt. Im Vorfeld hatte ich dieses romantische Bild, dass ich tagsüber im Studio bin und Abends die Stadt genieße, die Stadt auf mich wirken lasse und einfach daraus was ziehe. Letztendlich war es aber so, dass ich die ganze Zeit im Studio war und aufgenommen, aufgenommen und nochmals aufgenommen habe [lacht]. In den ersten zwei Wochen habe ich es noch ernsthaft versucht die Stadt zu erleben, was letztendlich aber nicht ganz geklappt hat. Dennoch inspiriert es einen, wo man aufnimmt und ja, das Album ist sicherlich durch Berlin inspiriert, wenn auch nicht so, wie ich es mir vielleicht vorgestellt habe. Ich bin mir aber sicher, dass das Album anders klingen würde, wenn wir an einem anderen Ort aufgenommen hätten. Letztendlich sprechen wir von einem Moment, den man erlebt und dann auf ein Album einfließen lässt. Wenn ich dort aber gelebt hätte, dann wäre wieder ein anderes Album entstanden. Aber letztendlich bin ich froh, dass wir fern ab von dem waren, was unser Alltag in Schweden ist. Wir waren in einer anderen Umgebung und dies beeinflusst immer ein Album. Ob man will oder nicht. In welchem Ausmass ist aber letztendlich schwer zu beschreiben.
Nun habt ihr das letzte Album ja massiv bespielt. Touren folgten und neben der Wacken Show, stand letztes Jahr noch das Summer Breeze Festival auf dem Plan. Ich habe mich gefragt, ob ihr die Zeit hattet, euch von dem ganzen Stress zu erholen, die Batterien neu aufzuladen und mit einem freien Kopf an die Sache ranzugehen.
Auf jeden Fall. Wir haben ja im November aufgenommen und es ist das erste Mal in rund 15 Jahren, dass wir bewusst keine Shows spielen wollten, obwohl hier und da Angebote auf dem Tisch lagen. Wir wollten einen Gang runter schalten und ganz bewusst uns die Zeit für ein neues Album nehmen. Das war sehr erholsam einfach Mensch zu sein und nicht für die Öffentlichkeit Anders, der bei In Flames singt und der zu einem bestimmten Moment eine gewisse Leistung abrufen muss, während der Kopf noch bei den Aufnahmen ist.
Nun, zwischen August 2013 und November 2013 ist ja nun nicht so viel Zeit. Im August noch das Summer Breeze, im November die Aufnahmen. Wann bleibt da Zeit sich wirklich auf ein neues Album einzulassen?
Wir sind mittlerweile sehr schnell. Wir sind einfach nicht die Band, die Jahre um Jahre damit zubringt Songs zu schreiben. Nach dem Summer Breeze haben wir uns in diesen Modus gebracht, dass es nun eben um ein neues Album geht. Und diesen Modus erreichen wir mittlerweile schneller, als noch vor Jahren. Ich denke, dass ist etwas, was man erst über viele Jahre lernt.
Also funktionieren wie ein Uhrwerk?
[lacht laut] Dann aber ein langsames Uhrwerk. Ich denke es liegt daran, dass wir uns nicht mehr in den Proberaum zwingen und dort versuchen was zu schreiben. Mittlerweile schreiben wir zu Hause, treffen uns, feilen etwas, nehmen auf und lernen dann die Songs so, wie wir sie später auf der Bühne spielen wollen
Nun gab es im Vorfeld leider keine Texte zum Album. Gibt es so etwas wie einen roten Faden oder ein Hauptthema?
Nun, wir haben hier in Schweden ein ganz normales Leben. So mit Kindern und den Dingen, die ein jeder Mensch letztendlich in seinem Alltag hat. Nun sind das aber Themen, die dich und die anderen sicher nicht interessiert. Das würde dich langweilen. Also muss ich versuchen meine Person in eine andere Situation oder Welt zu bringen, denn du willst nicht hören, dass ich auch ins Büro gehe um dort eventuell eine neue Band für mein Label signe. Ich habe vorhin von dem Druck gesprochen, dass ich letztendlich nichts auf dem Papier hatte was die Texte angeht, habe ich mich sehr viel mit Dokumentationen auseinander gesetzt. Da war so ziemlich alles dabei. Von Drogenmissbrauch, dem Elend in dieser Welt und Dingen, die Menschen das Leben ungemein erschweren. So handeln viele der Texte zwangsläufig von Elend, Trauer und Verzweiflung, aber auch Liebe. All die Dinge, die in einem realen Leben vielleicht nicht so gut für dich sind. Von Dingen, die dir als Person, deiner Familie, aber auch der Gesellschaft widerfahren können. Der Titel soll das eben verkörpern. Die Sirene, die durch gewisse Laute einen anzieht, um letztendlich die Person ins Verderben zu treiben.
Also doch inspiriert durch die griechische Mythologie?
Ich spreche nicht von der griechischen Mythologie. Ich wollte bewusst nur ein Symbol aus der Mythologie nehmen, denn kaum eine andere Person verkörpert das besser, was die Texte umschreiben. Also ich würde nicht sagen, dass die Mythologie mich inspiriert hat sondern vielmehr eine Geschichte aus der Mythologie, die man heutzutage immer noch anwenden kann. Manche Menschen suchen die Gefahr und kommen der Sirene zu nah, anderen wollten es nicht, werden aber auch in den Abgrund gezogen beziehungsweise laufen auf einen Felsen auf.
Also wurde die Geschichte aus der griechischen Mythologie in die heute Zeit übertragen?
Genau, sie soll einfach ein Sinnbild sein. Sie soll verkörpern, was dir Schaden zufügt, dein Leben aus den Angeln heben und dich komplett zerstören kann.
Dann handelt die Ballade „With Eyes Wide Open“ von Liebe?
Ist das so? Für mich nicht, aber wenn du das so siehst, dann würde ich nie behaupten, dass es falsch ist. Da ist die Art und Weise wie ich versuche Texte zu schreiben. Ich habe einen Gedanken, schreibe etwas und die Leute da draußen können dies interpretieren, wie es in ihr Leben passt. Es ist völlig in Ordnung für mich, wenn du denkst, dass ich dabei von Liebe singe. Ich kann dir aber sagen, dass es bei dem Song nicht der Fall war.
Du sprichst nicht gerne über die Texte?
[lacht] Ich habe eben doch von den Texten geredet oder etwa nicht? Nein ernsthaft, ich will nicht über die Texte im Detail reden, da ich den Leuten dann die Chance verbaue, dass sie sich selbst Gedanken machen. Sie werden dann mir nachsprechen und gar nicht versuchen, sich ein Bild zu machen. Sie würden hinnehmen, was ich dazu gesagt habe und keiner würde mir widersprechen. Das aber will ich genau nicht. Es ist doch toll, wenn die Leute sich darüber unterhalten, was welcher Song für sie bedeutet. Jeder sollte diese Chance haben.
Wer ist denn die Dame, die bei „When The World Explodes“ singt
Ihr Name ist Emilia Feldt. Eine schwedische Opernsängerin und eine wahnsinnige talentierte Frau. Ich wollte die Sirene irgendwie auf dem Album unterbringen, wusste aber nicht so genau wie und wann. Als ich an dem Song gearbeitet habe, dachte ich, dass eine Frauenstimme genau hier passend wäre. Mein Produzent Daniel hat schon mit ihr zuvor gearbeitet und meinte, dass sie genau die passende Stimme für den Song hat. So hörten wir uns Sachen auf Youtube von ihr an und ich war begeistert. Als wir dann nach der Zeit in den Hansa Studios nach Schweden zurück kamen, haben wir sie kontaktiert und sie hat bei Daniel aufgenommen. Sie hat super zu dem Song gepasst und wir sind echt froh, dass dies so nun geklappt hat. Sie passt einfach perfekt.
In wie weit ist der Erfolg der bisherigen Alben ein Hürde, wenn es um ein neues Album von In Flames geht?
Wenn es niemanden mehr interessieren würde, würden In Flames keine Konzerte mehr spielen. Also zu behaupten, dass es uns egal ist, wäre gelogen. Aber wenn die Band sich heute auflösen würde, dann würde ich in meinen Plattenschrank schauen und sagen „ach, so schlecht ist das Resultat nun auch nicht“ [lacht]. Erfolg ist wichtig, aber nicht um jeden Preis. Stellt er sich ein, dann ist das toll, wenn nicht, dann kann ich nicht ändern. Es ist auf jeden Fall nicht der wichtigste Punkt, wenn es um ein neues Album geht. Da steht nicht auf dem Plan, dass wir nun so einen Song schreiben müssen um dem Album noch mehr Potential zu geben.
Nun meintest du eben, dass bei einer Auflösung ein gewisses Ergebnis dir niemand mehr nehmen könnte, da erfolgreiche Alben im Schrank stehen. Beschäftigt dich ein Leben nach In Flames gedanklich?
Es gibt keinen Masterplan. Aber ja, ich habe eine Plattenfirma und eine Bierfirma. Aber letztendlich sind In Flames mein Job. Diese Band stellt mir jeden Tag das Essen auf den Tisch und ich mache die Sache mit In Flames so ungemein gerne, dass ich zum jetzigen Zeitpunkt nicht darüber nachdenken möchte, dass es In Flames morgen eventuell nicht mehr geben könnte.
Nun ist ja nicht nur das Essen wichtig, denn du bist auch leidenschaftlicher DVD-Sammler. Das muss ja auch finanziert werden.
[lacht laut und schnappt nach Luft] Ich versuche noch ein leidenschaftlicher Sammler zu sein, habe letztendlich aber keinen Platz mehr für neue Sachen. Eine DVD ist im Moment nicht mehr das passende Format heutzutage. Außerdem ist es nicht nur das einzige Laster. Ich habe eine riesige Whiskey-Sammlung und auch einen ausgeprägten Hang zu analogen Dingen. Aber ja, ich schaue immer noch Filme und kann davon nicht genug bekommen. Ich streame eben viel und kaufe es digital.
Aber nun könnte man doch annehmen, dass in Schweden genug Platz ist, um einen Anbau für die Sammlung zu machen. Oder macht die Frau Probleme?
Hinsichtlich was? [lacht] Ich habe viele Probleme [lacht noch mehr].
Na wegen deiner Sammlung. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass eine Vinyl-Sammlung sehr umfangreich werden kann.
Auf deine Vinyl-Sammlung solltest du stolz sein. Das ist eine tolle Sache. Aber nein, das geht, denn digital ist einfach praktisch. Du bekommst viel Kram auf die Platte und hast kein Problem hinsichtlich des Platzes in deinem Haus.
Ein größeres Haus kaufen wäre eine Option…
Sicher. Aber das bedeutet, dass ich noch mehr Probleme habe, denn meine Leidenschaft wäre dadurch noch mehr entfacht und ich hätte das Bedürfnis und den Drang den Platz auszunutzen.
OK, ich verstehe schon. Wenn wir schon von Leidenschaft sprechen. Wie hoch sind die Chancen jemals wieder ein neues Album deines Seitenprojektes Passenger zu hören.
Ich würde sagen, höchstwahrscheinlich nie. Es ist so, dass sowohl Niclas als auch ich den Drang haben, hinter unseren Dingen zu 100% zu stehen. Dafür haben wir im Moment keine Zeit, sehen aber auch keine Veranlassung. Das Album damals entstand, da sich ein paar Jungs im Studio mit Bier getroffen haben und einfach was aufgenommen wurde. Dies wollen wir heute nicht mehr, da wir zu 100% hinter jedem Album stehen wollen. Dazu kommt, dass ich damals noch in Göteborg gelebt habe und mittlerweile in Stockholm wohne. Und wenn ich Niclas sehe, dann geht es einfach um In Flames. Wir haben sogar ein paar neue Ideen und sogar ein paar Songs, aber wir haben uns angeschaut und gesagt, dass es sich nicht richtig anfühlt, als wir mal über Passenger gesprochen haben. Das ist aber wirklich schon lange her.
Letzte Frage und bitte antworte nicht, wenn du nicht darüber sprechen willst, aber besteht zwischen Jesper und dir noch Kontakt?
Nicht wirklich. Ich habe schon lange nichts mehr von ihm gehört, was aber auch daran liegt, dass ich in Stockholm lebe, hier meine Aufgaben erledigen muss und letztendlich immer wieder was dazwischen kommt. Peter hat aber Kontakt zu ihm. Ich momentan leider fast gar nicht.
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