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Foo Fighters- Zwischen musikalischen Bildungsauftrag und Erziehung

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Die Foo Fighters werfen wieder einen großen Schatten. Mit „Sonic Highways“ haut man das 8. Album raus, welches nicht an der Oberfläche kratzt. Den Tiefgang, aber auch das Leben als Familienvater, gab Dave Grohl uns in einem Gespräch preis.

Während in London die Mode boomt…

Anfang September in London. Die Fashion Week grassiert in der Stadt mit all ihren Begleiterscheinungen. Überfüllte Verkehrsmittel und horrende Hotelpreise sind die Quittung für Journalisten aus aller Welt, die nur ein Ziel in dieser Woche haben: Ein Gespräch mit den Foo Fighters zum neuen Album „Sonic Highways“.

… rocken die Foos Abends kleine Clubs

Abseits der ganzen Promotion-Aktivitäten hat sich die Band aus Los Angeles in einem schicken Hotel eingenistet, um hier ihr Lager aufzuschlagen. Im Schlepptau sind neben den Bandmitgliedern auch das Management und die Mutter von Dave Grohl, die auch abends bei einem Konzert der „Holy Shits“ neben Brian May die Show ihres Sohnes begutachtet. Dieser bedankt sich mit einer Ansprache bei Selbiger und wirkt sichtlich gerührt als er den Anwesenden des kleinen und intimen Gigs verkündet, dass die Passage „My sweet Virginia“ nicht den Bundesstaat, sondern seine Mutter besingt. Insgesamt 22 Songs werden dargeboten, die einen bunten musikalischen Blumenstrauß darstellen. Jeden Abend – und dies ist ein stilles Gesetz der Band – spielen die Foo Fighters ein Konzert, abseits der großen Hallen und Arenen.

Davegrohl-Dumsticks

Ein Komiker wenn es sein darf, bei seiner Musik aber sicher nicht: Dave Grohl

Dankt Gott! Wir haben so lange drauf gewartet wieder Shows zu spielen. Als wir feststellten, dass wir diese Invictus Show spielen, haben wir bemerkt, dass wir nicht mehr seit 2 Jahren hier waren. So dachte ich mir, dass wir vielleicht jeden Abend spielen sollten.

Grohl spricht davon, dass er diese Promotionaktivitäten deshalb hasst, dass man sich letztendlich irgendwo einnistet, über sich, das neue Album oder wie geil man letztendlich ist, aber nicht spielt. Oder, und da ist er wieder der Komiker Grohl, man gehe zu einer Radiostation und spiele einen Song. Fuck Off! Die Foo Fighters riechen nach Rock und diese stechende Ausdünstung sollen gefälligst auch die Fans bemerken.

Nach der Stille mit dem Rundumschlag zurück

Die Foo Fighters zogen sich zurück aus der Öffentlichkeit und nun kann man erst erahnen, wieso es so still wurde um die Truppe. „Sonic Highways“, das 8. Album der Band, wurde in Angriff genommen und dies mit all den Mühen und dem Aufwand, der den Tausendsassa Grohl zu einem der letzten Musiker seiner Gattung macht.

Oh ja, ich habe nicht geschlafen oder ausgespannt. Ich habe nicht mal verdammte Ferien gemacht – wie immer. Ferien sind sicherlich eine feine Sache, aber ich habe keine Zeit für sowas. Ich habe Kinder, ich habe Projekte.

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Die ganze Band versteht ungemein viel Spaß und nimmst sich selten ernst.

Auch ein Dave Grohl kann ernsthaft sein – wenn er will

Man muss dazu sagen, dass Grohl sich bei dieser Äußerung vor Lachen fast einnässt. Er grinst über beide Backen, die Augen glänzen und man merkt, dass er sich einen riesigen Spaß daraus macht, maßlos zu übertreiben. Kann der Foo Fighters Fronter auch ernsthaft? Schlagartig wendet sich das Blatt. Er spricht über das neue Werk, die Arbeiten dazu und was er mit „Sonic Highways“ ausdrücken wollte. Eine musikalische Reise durch die Vereinigten Staaten von Amerika.

Ich fühle mich so inspiriert wie noch nie in meinem Leben. Ich habe all die großartigen Chancen und es ist verdammt schwer „nein“ zu sagen. Wenn ein spannender Künstler mich fragt ob ich Schlagzeug auf seiner Platte spielen will, dann kann ich nicht einfach „nein“ sagen, denn es ist eine große Möglichkeit. Oder wenn ich die Idee einer TV-Serie habe und man mir die Möglichkeit gibt diese umzusetzen, dann will ich diese sicher machen und habe das Gefühl, dass ich sie machen muss.

Der innere Drang war auch zu „Sonic Highways“ groß. Nach den Arbeiten zur Dokumentation „Sound City“ entdeckte der Mann seinen Regisseur in sich. Die Idee, einen Film über andere Studios zu machen, ließ ihn nicht mehr los. Er wollte eine Geschichte über die Studios machen, deren Geschichte und wie sie den legendären Ruf bekamen, den sie heute nun haben. Aus dem Keim wurde eine größere Pflanze, denn die Foo Fighters wollten auch vor die Studiotür gehen. Die Band wollte versuchen den Spirit der Stadt aufzusaugen, die ortsansässige Musik zu verstehen und diese letztendlich in die neuen Songs von „Sonic Highways“ mit einfließen zu lassen.

FooFighters

Seit dem letzten Album ist auch Pat Smear – ganz rechts – wieder in der Band.

Die Foo Fighters verlassen das gewohnte Umfeld

Die Grundidee war die, unsere Band in eine neue Umgebung zu setzen und zu schauen, wie diese die Band letztendlich beeinflussen würde. Es war quasi eine neue Herausforderung für uns. Du nimmst den Leuten das Vertraute und dies löst eine Energie bei jedem Bandmitglied aus, was die Sache letztendlich wieder sehr spannend macht. Selbst der Sound eines Raumes im Studio beeinflusst den Song. Die Sache beschränkt sich aber nicht auf 8 Studios, sondern auf 8 Städte, die hinsichtlich ihrer Musik bekannt sind. Die geografische Lage und das musikalische Resultat daraus ist eine sehr spannende Sache für mich. Wieso wurde Chicago die Hauptstadt des Blues? Wieso wurde New Orleans die Stadt des Jazz? Und dabei geht es nicht nur um die Musik, sondern um die Geschichte der Stadt, der Menschen dort und was daraus sich bezogen auf die Musik entwickelte.

Nun packten die Foo Fighters ihre Sachen und klapperten 8 Städte ab, um in 8 Städten jeweils einen Song für „Sonic Highways“ zu schreiben und aufzunehmen. Nun war es aber nicht so, dass man direkt zu Wochenbeginn sich als Kollektiv im Studio eingefunden hat, sondern eher so, dass die Band an den Songs werkelte, während Dave Grohl mit einem Kamera-Team die ortsansässigen Musiker besuchte, um die Stadt zu verstehen. Es entstanden Interviews, Einblicke und eine Aufarbeitung der örtlichen Musiklandschaft. Das Resultat war zu jedem Song eine Episode, welche als TV-Dokumentation namens „Sonic Highways“ auf HBO ausgestrahlt wird. Hierzulande ist das Spektakel auf Spiegel Geschichte bzw. iTunes zu bewundern.

Es wäre aber die schlechteste Idee aller Zeiten gewesen, wenn wir nun jeden Song wie die jeweilige Stadt hätten klingen lassen. Wenn man sich vorstellt, dass die Foo Fighters nun Jazz, Blues oder Hip-Hop machen würde, wird mir schlecht. Wir sind eine Band die Rock macht und so ist es auch auf „Sonic Highways“ vorzufinden. Uns ging es vielmehr darum, die Geschichten, die ich gefilmt habe, textlich zu verarbeiten. Ich habe mich dann im Studio vor meine Gesprächsnotizen gesetzt und mir aus den ganzen Zitaten und dem Erzählten Dinge für die Texte rausgesucht. Es geht in der Dokumentation darum, dass du die Band im Studio siehst und mich, wie ich die Musiker der Städte interviewe. Das finale Ende jeder Episode ist, wie die Foo Fighters einen Song performen, der die Geschichten aufgreift und erzählt.

Zu Hause bin ich doch der eher aktive Papa

So ambitioniert nun das Projekt „Sonic Highways“ ist und war, so bedacht ist Grohl darauf, dass er sich die Zeit für seine Familie nimmt. Die Band flog nach jeder Stadt nach Hause um im Kreise der Liebsten einen Abstand der Sache zu gewinnen, aber auch um Zeit mit der Familie zu verbringen. Grohl, der vor kurzer Zeit noch eine dritte Tochter in seinem Haushalt begrüßen konnte, ist aber Familienmensch und erzählt mit dem typischen breiten Grinsen von seiner Bande.

Fuck, es herrscht totales Chaos! Das größte an der ganzen Sache ist aber, wenn man nach einem Trip wie diesem wieder nach Hause kommt. Dann öffnest du die Tür und das Einzige was du hörst ist ein „Daddy“ [Grohl schreit dieses „Daddy“ in einer immensen Lautstärke durch den Raum, A.d.R.]. Es ist einfach super nach Hause zu kommen. Ich bin wie ein Spielzeug zu Hause. Sie springen auf mir rum. Wir machen viel und ich bin sehr aktiv. Wobei meine älteste Tochter nun auch ein ernsthaftes „Daddy“ mir entgegen haut, wenn ich was mache, was ihr nun nicht mehr so gefällt.

„Sonic Highways“ wird am 10. November weltweit erscheinen. Nicht wie gewohnt an einem Freitag, nein, an einem Montag wird das neue Werk der Foo Fighters erscheinen. Wer bis dato nicht bemerkt hat, dass die Foo Fighters jede Veröffentlichung zu etwas Besonderem machen, der wird dies nun bemerken, wenn nicht das Wochenende, sondern die Woche mit einem fetten Album beginnt.

 

Autor: Peter

Ich schreibe seit 2009 für EMP, von Produkttexten über Reviews bis hin zu Beiträgen im Blog. Meine größte Passion ist meine Familie und die Fotografie sight-of-sound.de!. Ich lebe in Hamburg, liebe Platten, Filme, Konzerte und gute Bücher. Musikalisch bin ich weniger engstirnig, denn letztendlich muss Musik gut gemacht sein und mich packen!

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