Die EMP Plattenkiste diese Woche ist überschattet von der Europawahl. Ganz ehrlich liebe Leute: So ein Ergebnis beschämt. So ein Ergebnis macht nachdenklich. Man muss sich fragen, wieso der Großteil nicht zur Wahl geht und der Teil, welcher sich im Wahllokal eingefunden hat, macht das Kreuz bei rechtspopulistischen Deppen?! Wie kann sowas denn bitte sein? Ehrlich, es gibt Momente, da zweifelt man an der Intelligenz der Gattung „Mensch“. Das nächste Mal bitte besser, denn Nazis sollen keine Chance haben!
Aber auch in solch einer Woche stehen natürlich Veröffentlichungen an. Egal ob Wahl oder Nichtwahl, wir wählen jede Woche in paar Highlights aus, die uns ans Herz gewachsen sind. So auch für Freitag den 30. Mai 2014. Wir starten mit der EMP Plattenkiste!
Reunions sind ja meist so eine halbgare Sache. Zu oft fehlt der Biss und die Energie, die eine Band vor dem Auseinandergehen hatte. Bei den Guano Apes ist es fast nicht anders. Fast! Denn so sehr die Band um Sängerin Sandra Nasic erwachsen geworden ist, so sehr zeigt man auch, dass Erwachsensein nichts unbedingt schlimm sein muss. „Offline“ ist der Beweis. Gewiss, die Rotzgöre von damals ist Geschichte, die Herren verzichten auch auf optische Entgleisungen und der Knigge am Tisch wurde gegen die Pommes auf die Hand getauscht. „Close To The Sun“, „Jiggle“ und „Water Wars“ versprühen sogar den Charme von „Open Your Eyes“ oder „Lords Of The Boards“. Aber auch ruhige Töne werden angeschmissen und genau hier wird sich bei den Fans der Weg für manche trennen. Die einen werden die erwachsenen und teilweise nachdenklichen Guano Apes toll finden. Andere weniger, die müssen sich dann eben weiterhin mit Pommes auf die Hand begnügen.
Serpentine Path legen ihr zweites Album „Emanations“ vor, was wie das Debüt in die Ecke Sludge mit amtlich Doom zu stecken ist. Nun wird der Sektor ja im Moment sehr gerne bespielt und da muss man sich schon überlegen, wie man die Sache angeht. Am besten mit Profis, die Serpentine Path in den Reihen haben. Aus ehemaligen Mitgliedern von Unearthtly Trance, Electric Wizard und Ramses haben sich die Herren damals zusammen gefunden und das erste Werk war schon ein kleiner Meilenstein. Mit „House Of Worship“, Claws“ oder auch „Torment“ zeigt man, wie der Hase läuft. Mit okkulten Anleihen hämmern auch „Essence Of Heresy“ und „Systematic Extinction“ rollt man das Feld geradezu von hinten auf. Serpentine Path erfinden sicherlich das Rad nicht neu, was aber im Bereich Doom ein Ding der Unmöglichkeit sein sollte. Dennoch spielt man hier in einer oberen Liga und das Ding entwickelt sich nach einigen Durchläufen zu einem fabelhaften Dauerbrenner.
Die Apokalyptischen Reiter wagen ein neues Spielchen. Mit „Tief.Tiefer“ haut man nicht nur ein Album raus, nein, es werden direkt zwei. Starten wollen wir mit „Tief“. Die Mischung aus neue deutsche Härte und Poweremetal, aber ja, auch Deathmetal haben die Apos schon öfters aus dem Hut gezaubert. „Tief“ ist ebenfalls ein facettenreiches Ding, was hier und da sogar mit Pop glänzt. Elektro soll auch nicht fehlen und selbst reiner Gesang mit Keyboard ist hierauf zu finden. Fans der allerersten Stunde werden vielleicht ihre Startschwierigkeiten haben, aber aufgeschlossene Musikliebhaber werden hier auf ihre Kosten kommen. „Tiefer“ ist dagegen der Ruhepol. Das Album fährt rein akustisch auf und besticht durch mehr Arrangement. Bedacht komponiert und perfekt umgesetzt, werden hier ganz intensive Momente aufgefahren. Die Apokalyptischen Reiter sind mehr als nur eine Band. So viele Gesichter kann man fast nicht haben. „Tief.Tiefer“ ist aber der beste Beweis.
Soundgarden muss man keinem mehr vorstellen. Eine der Grunge-Bands, die heute noch lebendiger denn je ist. Dem Niedergang des Grunge zum Trotze. Nun haben gerade Soundgarden mit „Superunknown“ ein Werk aus dem Boden gestampft, welches von A bis Z ein Meisterwerk ist. Damals im März 1994 veröffentlicht, ist das Ding auch 20 Jahre später noch aktuell. „Superunknown (20th Anniversary)“ ist die Neuauflage. Neben dem herkömmlichen Album, welches neu gemastert wurde, kommt noch eine weiter CD drauf. Mit Demo Songs, Proberaumaufnahmen und akustischen Darbietungen kommen auch rein instrumentale Stücke zum Tragen. „Superunknown“ maximal! Damit aber noch nicht genug! Das Teil gibt es auch mit 4 (!!!) CDs und einer BluRay! Was will man mehr? Der Rolling Stone kürte das Album zu einem der 500 wichtigsten überhaupt. Zurecht!
Die Polen von Vader haben schon mehr als 30 Jahre hinter sich. Dieser Umstand wäre vor einigen Jahren vielleicht nicht denkbar gewesen, denn sowohl Höhen als auch Tiefen gehören zu der Bandgeschichte. Mit einem Paukenschlag meldete man sich vor drei Jahren und dem Album „Welcome To The Morbid Reich“ zurück. Doch dieser Paukenschlag ist gegen das neue Werk „Tibi Et Igni“ geradezu ein Klaps. Das Vader-typische Intro soll den Reigen eröffnen, der aggressiv und mit einer Slayer-Anlehnung der ganz dicken Art startet. „Triumph Of Death“ ist noch so ein Song, der beweist, dass Vader genug Wumms aus dem Sack lassen können. „Hexenkessel“ und „The End“, was eine balladeske Nummer darstellt, wären noch solche Anzeichen, dass eine gewisse Lethargie noch weit entfernt ist. Nochmals 30 Jahre werden Vader nicht machen, aber die nächsten 3 Jahre könnten durch „Tibi Et Igni“ überbrückt werden.