Freitag der 31. Oktober 2014. Die EMP Plattenkiste am Reformationstag? Was? Was ist das denn? OK, dann eben die EMP Plattenkiste an Helloween. Diese Jugend von heute! Keine Manieren! Sei es drum, denn wir zeigen euch wie man zu einem besseren Musikfreund wird und letztendlich den perfekten Sound für die Helloween-Party hat. Kurz vor dem jährlichen Wahnsinn, den Weihnachten immer mit sich bringt, gab es diese Woche wieder viele Alben, die erwähnenswert wären. Leider, so ist nun mal die Regel, wollen wir uns immer 5 genauer unter die Lupe nehmen. Wir stimmen ab, diskutieren und sprechen darüber. Was kann man euch servieren, was ist diese Woche besonders lohnenswert. Aber hey, der Shop hat auch noch jede Menge andere geile Scheiben am Start. Also reinschauen. Wir starten derweil mal mit der EMP Plattenkiste für den 31. Oktober durch.
Lagwagon haben sich sehr viel Zeit gelassen für ein neues Album. Mit „Hang“ erscheint nun endlich der Nachfolger von „Leftover“, welches 2005 zum Vorschein kam. Neben diversen Projekten und Ausflügen in die Solo-Welt, wollte man schon gar nicht mehr daran glauben. Umso erfreulicher, dass Lagwagon die Kurve bekommen haben und dies sogar in eindrucksvoller Weise. Man ist erwachsen geworden, man hat sich gemausert, ohne dabei die Tradenmarks zu verlieren. Der Sound ist noch der typische, doch lyrisch geht es mehr zu Sache. Sozialkritisch hier, nachdenklich da und irgendwie so reif. Die einstigen Spaßkanonen waren gestern und mit „Hang“ schafft man eine Überraschung. Sei es „Maden Of Broken Parts“ oder der Opener „Burden Of Proof“. „Drag“, „In Your Wake“ oder das atemberaubende „Obsolete Absolute“, welches mit epischen 6:11 Minuten auffährt. Lagwagon zeigen Gesicht und dieses Album ist für mich das Beste, was in den letzten 10 Jahren im Sektor Punk veröffentlicht wurde.
Auch Unearth wollten keine halben Sachen machen. Mit „Darkness In The Light“ schaffte man 2011 den letzten großen Sprung. Seither eher in der Versenkung, greift man frohen Mutes mit „Watchers Of Rule“ erneut an. Die Oldies im Bereich Metalcore haben ihr Handwerkszeug sicherlich nicht verlernt und teilen gewaltig aus. Youngster werden in ihre Schranken gewiesen und die Band aus Boston spielt sich erneut in die Oberliga. Massive Breakdowns („Trail Of Fire“ und „Lifetime In Ruins“), peitschende Tempi, aber auch Monstersongs mit Melodien sind die Grundzutaten dieses Werkes. Von der hektischen Arbeitsweise im Studio, wie die Band zu Protokoll gab, merkt man hier nichts. Vollprofis eben, die mit „Watcher Of Rule“ den Titel für bare Münze halten. Wer auf Metalcore steht, kommt an diesen „Wächtern“ nicht vorbei. Zurecht!
Der Tausendsassa Cavalera ist anscheinend überall und hat 2014 einen verdammt guten Lauf. Da darf doch ein neues Album von Cavalera Conspiracy nicht fehlen. Ja genau diese Band die 2008 „Inflikted“ aus dem Ärmel gezaubert hat und durch das Auftreten von Igor Cavalera zeigte, dass Blut doch dicker als Wasser ist. Mit dem Zwischenspiel namens „Blunt Force Trauma“ nun also „Pandemonium“ und ja, man hält den 3-Jahres-Rhythmus erneut. Wer nun musikalisch ein Wunderwerk erwartet, kann sich wieder setzen, wer aber ein belangloses Album vermutet, sollte sich in die Ecke zum Schämen verpissen. Das Thrash-Feeling sprüht von der ersten bis zur letzten Minute, was nur noch durch das gekonnte Drum-Gebolze von Igor übertroffen werden könnte. Aber nein, das Eine schließt das andere nicht unbedingt aus und wieder wird diese unfassbare Energie der beiden Brüder zu einer Symbiose. Hier wird gegroovt, hier wird gefeuert und hier wird klar, dass Cavalera – egal welcher nun von beiden – ein Garant für maximales Entertainment ist.
Mit Billy Talent und ihrem Album „Hits“ muss man sich nicht anfreunden. Man sollte es aber, wenn man die kanadische Band kurz und prägnant auf den Punkt gebracht haben möchte. Best-Of-Alben sind dem einen ein Dorn im Auge, der andere freut sich darüber, da er die Hits auf einer Platte hat und sich nicht in den finanziellen Ruin durch das Erwerben der vollständigen Diskografie stürzen muss. Da packt man ein „Try Honesty“ vom ersten Album aus, als Billy Talent noch die kleinen Clubs bespielten. Und auf der anderen Seite zeigt ein „Surprise Surprise“ eine Band, die Rock Am Ring headlinen kann und sich nach ganz oben spielen konnte. „Surrender“, „Devil On My Shoulder“ oder auch das peitschende „Devil In A Midnight Mass“ sprechen eine klare Sprache: Billy Talent haben ein Gespür für „Hits“ und darüber hinaus mit Ian wohl den besten Background-Sänger aller Zeiten. „Kingdom Of Zod“ ist ein neuer Song, der vielleicht – man weiß es noch nicht – die neue Ausrichtung der Band aufzeigt. Mit der DVD ausgestattet, welche ein Konzert aus Montreal beinhaltet, bekommt man für wenig Geld die volle Brettseite von Billy Talent.
Lordi, die Finnen, sind zurück. Mit „Scare Force One“ greift man quasi nach der Weltherrschaft. Wir erinnern uns, dass das Flugzeug des US-Präsidenten „Air Force One“ heißt und ja, gewisse Parallelen kann man feststellten. Angeschnallt und mit gerade Rückenlehne startet man los um 13 Songs zu erleben, die eine perfekte Kurzatmigkeit aufzeigen. Man kann sich an dem Sound von „Deadache“ orientieren, welches sicherlich nicht den erhofften Erfolg hatte. Garstig und finster sind Lordi unterwegs, was sich direkt mit „SCG7: Arm Your Doors And Cross Check“ zeigt. Kreischende Gitarren und wummernde Bässe findet man beim Titelsong und bei „House Of Ghosts“ stimmungsvolle Keyboard-Einlagen. Lordi sind experimentierfreudiger und scheinen agiler. Mit „Scare Force One“ werden sie ihrem Ruf als Erschrecker-Nummer-Eins mehr als gerecht und liefern auch noch das perfekte Album für Helloween ab. Steckt da Kalkül dahinter? Kalkül hat aber die fette Box auf jeden Fall, welche hier bei uns erstanden werden kann.