Die EMP Plattenkiste zum 29. September 2017. Yep, dem ein oder anderen steht ein sehr langes Wochenende bevor. Der Montag wird wohl als Brückentag herhalten müssen um genau eines zu machen. Sich einschließen und gnadenlos lange Musik zu hören. Tja, aber was hören, wenn man nicht weiß, was so Neues ansteht. Wir liefern Abhilfe und sagen euch, was der neue heiße Scheiss ist. Und ja, wir liefern auch Express. Also hop! Reinhauen bei den Platten dieser Woche.
Emil Bulls – Kill Your Demons
„Töte deine Dämonen“! Eine Lebensweisheit, die sich im alltäglichen Leben so oft schon bewiesen hat. Zumindest werden dies Diejenigen zugeben, die ein paar Jahre auf dem Buckel haben. Das ist bei den Emil Bulls definitiv auch der Fall. Die 20 Jahre hat man gerissen und mit dem Auftritt beim Wacken 2017 auch endlich den Einstand auf diesem Festival abgeliefert. Zugegeben, ich habe die Band in den Anfangstagen verfolgt, nach dem Cover einer norwegischen Band bin ich geistig aber ausgestiegen. Mit „Kill Your Demons“ erreicht mich aber ein Album, welches ich sehnlichst erwartet habe. „Oceanic“ und „Sacrifice To Venus“ waren schon Klopfer vor dem Herrn, was die Bayern hier konsequent weiterführen. 12 Songs, die als Crossover zu deklarieren sind, das Genre letztendlich aber nicht ausreicht um die Wucht der Emil Bulls treffend auf den Punkt zu bringen! Ausfälle? Gibt es keine! Hits? 12 an der Zahl! Pflichtkauf.
Feeder – The Best Of
Feeder habe ich erstmalig als Vorband von Muse wahrgenommen. Damals, als selbst Muse noch mit ihrem ersten Album auf Tour gehen musste und die Band eben nur ein Repertoire aus einem Album vorweisen konnte. Damals waren Feeder schon einen Schritt weiter und zig Songs von der Hauptband entfernt. Das Licht sollte sich vielleicht dimmen, der Fokus verrücken, aber vergessen habe ich meine britischen Freunde niemals. Nach 21 Jahren Jahren im Business und 9 Alben kann man auch mal eine „Best Of“ machen. Ohne Wenn und Aber, denn dies nehmen sich neumodische Bands bereits nach 3 Studioalben raus. Nun steht eben besagtes „Best Of“ von Feeder im Raum und ja, die Band packt einfach mal alle UK-Top-40-Singles auf die Doppel-CD drauf. Neben vier neuen Songs schaffen es eben auch weitere wichtige Songs, was zusammen ein 40 Track-starkes Package macht. Feinster Alternative-Rock, wie er sein muss!
36 Crazyfists – Lanterns
Diese On-Off-Bands machen mich kirre. Da freundet man sich mit einer Band an, dann meint diese Band doch glatt, dass sie sich von der Bildfläche verabschieden kann. Bei 36 Crazyfists saß der Stachel unfassbar tief, denn die Band faszinierte mich immer mit ihrer Interpretation von Metalcore. Er war anders, einzigartig und streng genommen auch kein Core. Nach der Auszeit sollte „Time And Trauma“ folgen und nun nach 2 Jahren eben „Lanterns“. Ein Album, welches jedoch vor dem Vorgänger hätte erscheinen müssen. Vermisste man nämlich hier noch eine gewisse Durchschlagskraft, kommt diese 2017 so dermaßen zum Tragen, dass es einem Angst und Bange wird. Melodische Verläufe, die in einem Sekundenbruchteil umschlagen. Ausbrüche, welche den melancholischen Schlaf dem Hörer entreißen. Und dennoch bleibt trotz all der Haken ein roter Faden nicht versteckt. 36 Crazyfists machen „Lanterns“ einfach so dermaßen Boden gut, dass es schon beängstigend ist. Astreiner Core – nun doch?!
Slime – Hier Und Jetzt
Ehrlich, ich hatte die Hosen dermaßen voll. Slime verkündeten 2010 ihr Comeback! Ihre Werken waren mir als altem Punk-Jünger selbstverständlich vertraut, aber diese Vertrautheit schlummerte auch ein paar Jahre vor sich hin. „Slime“, ein Begriff, den ich als 77er-Jahrgang von Kassetten und Patches kannte. Immer geliebt, aber ein Comeback? Really? Sie machten es und bewiesen, dass sie immer noch das Herz auf der linken Seite tragen. Doch 2017 ein weiterer kurzzeitiger Herzstillstand, denn Slime wollen es erneut wissen. Mit „Hier Und Jetzt“ geht der Kampf aber weiter, wenn man der Sache von vorgreifen möchte. Mit 16 Songs sticht die Band in den Kampf und lässt keine Zweifel daran, dass sie immer noch enorm viel Biss haben. Und dies nach rund 35 Jahren auf dem Buckel. Und wer nun denkt, dass die Band sich jetzt nur verteidigt, der muss gesagt werden, dass Slime hier erneut in den Kampf ziehen.
Kadavar – Rough Times
7 Jahre auf dem Buckel und nun mit dem vierten Album daher kommen? Respekt dafür. Kadavar zeigen sich trotz einstellendem Erfolg nicht müde oder erfolgsverwöhnt, sondern machen ihr Ding weiter. Blues Rock mit den Stoner-Elementen gibt es auch mit der vierten Rillen, die auf den Namen „Rough Times“ hört. An die ganzen alten Black Sabbath erinnert einen die Stimme, die Musik ist Big Muff-lastig, ohne dabei den Sinn und Zweck zu verfehlen und man muss den Songs attestieren, dass sie eben diesen weitreichenden Fokus haben, der Kadavar letztendlich so erfolgreich macht. Kadavar waren schon immer musikalische Freigeister und sind es mit diesem Album noch konsequenter. Aber genau dies macht das neue Album zu einer dermaßen kurzweiligen Sache, dass man sich dem Bann der Berliner definitiv nicht entziehen kann. Und rauen Zeiten muss die Band nun sicher hiermit nicht befürchten.