Die EMP Plattenkiste für den 27. Februar ist da. Die fünfte Jahreszeit ist vorbei und endlich kehrt mal wieder Ruhe ein. Keine Verkleidungen mehr, keine Besoffenen, die einem entgegen stolpern während man selbst zur Arbeit hetzt und ja, auch keine bescheuerte Musik die einem auf den Senkel geht. Ruhe kehrt ein. OK, fast! Wir sorgen natürlich jede Woche dafür, dass ihr auch gute Musik auf die Ohren bekommt. Und so auch diese Woche. Wir starten durch mit der EMP Plattenkiste für den 27. Februar 2015. Helau! Oder so ähnlich!
Steve Wilson ist ein Kandidat der besonderen Klasse. Wer den Briten jemals erleben konnte, weiß, wovon die Rede. Ruhig und introvertiert wirkt er und höflich verhält er sich dazu. Die feine englische Art irgendwie. Dass aber Wilson auch anders kann zeigt sein neues Werk „Hand.Cannot.Erase“, was zu ganz großen Ausuferungen führt. Basierend auf der Story, dass in England eine Frau zwei Jahre tot in ihrer Wohnung lag bevor man sie entdeckte, hat Wilson zu 11 Stücken inspiriert, die eine Ambivalenz der besonderen Klasse zeigen. Wer nun getragene Musik erwartet hat, der muss leider enttäuscht werden. Wilson zieht alle Register, die ein Musiker ziehen kann. Ja, es gibt sie, die getragenen Momente, die abrupt durch Ausbrüche und fast unbarmherzige Ausflüge durchzogen werden. Wilson schafft es erneut ein Album abzuliefern, bei dem man sicher sein kann, dass jede Note da hingehört, wo man sie nun vernehmen kann. Zufälle gibt es viele, aber im Kosmos von Wilson sicherlich nicht.
Erfolglose Zeiten haben Betontod durchlebt. Die Frage ob man von den paar Kröten nun Essen oder Instrumente kauft, waren sicher oft genug Thema im Proberaum. Mit „Entschuldigung für nichts“ hat sich das Blatt aber gewendet und man fand die Band auf einmal in den Charts – und nein, nicht ganz hinten und quasi noch so reingerutscht. Mit „Traum von Freiheit“ muss die Band aber nun Gesicht zeigen: War es damals ein Zufall oder kann man nochmal nachlegen? Letzteres, so viel sei schon gesagt, denn Betontod sind sicherlich nicht dumm. Mit rund 43 Minuten Spielzeit hat man genug Raum, sich mit 12 Songs durch die Musiklandschaft zu spielen. Man hört hier ein bisschen Die Toten Hosen, da sogar Volbeat und selbst eine Ballade wie „Für Immer“ nimmt man den Herren ab. Denn, und das ist letztendlich die Quintessenz, Betontod klingen stets eigenständig. Abwechslungsreich und geradezu offenherzig, was hier dem Hörer serviert wird. Hätte ich so nicht erwartet und letztendlich kann ich nur sagen „Danke Jungs“.
Falling In Reverse haben sich eigentlich das Steckenpferd Post-Hardcore ausgesucht. Eigentlich! Wenn man sich aber „Just Like You“ anschaut, hat man eher den Eindruck, dass man eben die Midlife-Crisis durchlebt. Bauchfrei und mit Hot-Pants bekleidet, räkelt sich hier eine junge Frau ins Bild. Nun denn! Musikalisch musste man mit dem Vorgänger „Fashionably Late“ Kritik einstecken, da zu viele Gefühlsduseleien auf der Platte waren und anderen Hörer zu viel Rap in den Songs vorkam. Nun wieder „back to the roots“, zumindest hat man den Eindruck, wenn 12 Songs den ersten Hördurchgang absolviert haben. Die Mischung ist wieder hergestellt und Falling In Reverse spielen mit Post-Hardcore, Glam Rock und massiven Breakdowns. Schluss mit Rap, seichten Keyboards und seichten Nummern, die den Vorgänger noch so „einzigartig“ machten. Selbst vor astreinen Gitarrensoli macht man keinen Halt und Jacky Vincent bekommt den Raum sich am Gitarrenbrett auch derbe auszulassen. Feines Ding und es zeigt sich erneut, dass manchmal die ersten Platten die sind, an welche man sich auch später noch halten sollte.
Dass das Schwabenländle immer wieder famose Bands hervorbringt, ist hinlänglich bekannt. Auch Mindead sind aus der Wiege Baden-Württembergs entsprungen um mit ihrem groovigen Metal die Musikszene auf Links zu drehen. Nun ist ja bekanntlich aller Anfang schwer und als Newcomer das Haifisch-Becken „Musikszene“ ja doch so gefährlich. Davon merkt man aber den Herren mit ihrem Album „Controlling The Tides“ so gar nichts an. Zielsicher marschiert man hier durch die 12 Songs, welche sicher in musikalischer Hinsicht Parallelen zu Bands wie Five Finger Death Punch, Metallica, aber eben auch in den ruhigen Passagen an Paradise Lost aufweisen. Von billiger Kopie und einem China-Import kann aber sich keinesfalls die Rede sein. Vielmehr schafft man es, sich von Anfang bis Ende die Eigenständigkeit zu bewahren. Seien es die Melodien, oder die Härte, welcher immer parat ist. Die treibenden Passagen, welche sich direkt festbeißen. Kein Witz, Mindead machen ihre Sache verdammt gut. Wenn nur jeder Newcomer so aussagekräftig wäre.
„Death By Fire“ war geradezu eine Kampfansage aus dem Hause Enforcer. Die Schweden wussten, wie sie den Hörer einfangen und bei Laune halten. Der Nachwuchs im Sektor Metal hat anscheinend seine Hausaufgaben gemacht und steht in den Startlöchern. Doch oft kommt nach einem Überalbum der Absturz. So hat man nun zum neuen Album „From Beyond“ quasi ein noch aufmerksameres Ohr als ohnehin schon. Aber die Schweden überzeugen und lassen keinen Raum für Zweifel. Nackenbrecher, zeitlose Riffs da und jede Menge einheizender Refrains. An alten Bands wie Metallica (beim Opener „Destroyer“) oder Judas Priest (man möge „One With Fire“ sich zu Gemüte führen) orientiert, bolzt man 10 Songs in rotzigen 42 Minuten runter. Präzise auf den Punkt, keine Ausfälle oder Lückenfüller, präsentieren sich Enforcer so spielfreudig wie man es von den Konzerten gewohnt ist. Im direkten Vergleich zum Vorgänger sind die Songs etwas düsterer, aber dafür melancholischer, was der Band perfekt zu Gesicht steht. So muss Metal klingen, wenn man noch keine 30 Jahre auf dem Kerbholz hat. Geiles Teil!