Die EMP Plattenkiste im Hochsommer 2018. Deutschland schwitzt und selbst in nordischen Bundesländern wie Hamburg erreicht man 37 Grad und mehr. Was den einen freut, treibt andere in den Wahnsinn, wenn das Büro nicht klimatisiert ist. Die Platten für diese Woche haben wir bei einem kalten Fußbad und einem Bier angehört. So können wir garantieren, dass wir keinen Hitzeschlag hatten. Die EMP Plattenkiste für den 27. Juli 2018. Jetzt!
ZSK- Hallo Hoffnung
An ZSK scheiden sich die Geister. Während die einen die Berliner Truppe als den Inbegriff des „wir trinken ein paar Bier und haben Spaß“ auffassen, sind andere Fans weniger gut auf die Combo zu sprechen. Es sei einfach kein gestandener Punk, der in das Weltbild passt. Den Anhängern der letzten Fraktion sei gesagt, dass ZSK mit ihrem fünften Album „Hallo Hoffnung“ aber so einiges richtig machen – das Weltbild wankt. Mag der Titel des fünften Albums noch handzahm erscheinen, gibt es jede Menge geiler Riffs, treibender Beats und Hooks satt. Das Pogo-Tanzbein kann man hier auf jeden Fall schwingen. Der Spagat zwischen Club-tauglichen Songs und Hymnen wie „Keine Lust“ gelingt fabelhaft und dennoch bleibt die politische Aussage keinesfalls auf der Strecke. Man macht aufmerksam auf Rassismus und stellt sich klar gegenüber. „Make Racists Afraid Again“ spricht Bände, „Wut“ komplettiert und „Halte Durch“ ist wohl die Parole schlechthin. Stark!
Dee Snider – For The Love Of Metal
Dee Snider ist wahrlich eine Legende. Optisch, wie auch musikalisch ist der Mann aus den Staaten seit Jahren ein Inbegriff des Metals. „We’re Not Gonna Take It“ sein Übersong, aber der Mann von der Band Twisted Sisters hat auch als Solokünstler einiges vorzuweisen. Beispielsweise sein neues Album „For The Love Of Metal“, was ein umtriebiges Album ist. Nicht zahnlos oder ein Dahin-Geplätscher. Nein, solide Songs, aggressiv vorgetragen und wie man mit der Vorabsingle „Become The Storm“ bereits erleben konnte, in einem modernen und geilen Soundgewand. Liegt aber vielleicht auch an der Tatsache, dass Hatebreed-Jasta das Ding produziert hat. Hie treffen knackige Metal-Riffs auf Dees unverkennbare Stimme. Hier treibt ein 63-Jähriger sein Unwesen, als ob er einen Jungbrunnen zu Hause stehen hätte. 12 Songs, die mit „I Am The Hurricane“ oder „Tomorrow’s No Concern“ Granaten beinhalten – wenn wir hier auch nur zwei nennen wollen. Anhören! Unbedingt!
Mono Inc. – Welcome To Hell
„Together Till The End“ war das letzte Lebenszeichen von Mono Inc. bevor es in die Pause ging. So war der Plan und manch Fan vermutete schon, dass aus der Pause eine Trennung werden könnte. Aber Martin Engler ist umtriebiger als gedacht und die Pause fällt zum Glück kürzer aus als gedacht. „Welcome To Hell“ ist ein Konzeptalbum und thematisiert die Hamburger Pest des Jahres 1712. Ab ins Mittelalter? Mitnichten, wenn man dies auch denken könnte, da es eine Zusammenarbeit mit Eric Fish von Subway To Sally gab. Ansonsten gibt es die Trademarks der Band in gewohnter Manier und der Sound ist umwerfend dicht und perfekt. Eingängig zeigt man sich, melancholisch aber auch und selbst vor Lichtblicken die Hoffnung versprühen, schreckt die Band nicht zurück. Klingt nach einem abwechslungsreichen Album? Ist es auch und dies nicht zu knapp. Das 10. Album ist ein weiterer Meilenstein in der Bandgeschichte geworden. Sauber eingetütet!
Halestorm – Vicious
Als wir die erste Single des neuen Albums von Halestorm vernommen haben, waren wir uns sicher, dass es ein Brett werden würde. „Uncomfortable“ macht einfach alles richtig und ja, die Band um Frontfrau Lzzy Hale ist das, was man den Inbegriff für Sex, Drugs And Rock N Roll ansehen muss. „Vicious“ ist ein raues Album. Ein Ding, was bodenständig wirkt und auf Schnickschnack verzichtet. Es ist ein Album, welches Rock feiert und das beinhaltet, was man sich hier eben wünscht. Sei es „Black Vultures“, der Opener des Albums oder auch „Skulls“, welcher schon Rap-lastig daher kommt. Hier haben Halestorm wieder ganze Arbeit geleistet, wie es auch bei „Heart Of Novocaine“ oder „The Silence“ der Fall ist. Wünsche bleiben hier nicht offen, Spielraum für Belanglosigkeit auch nicht. Und ja, auch der Wunsch nach schmissigen Nummern mit Drive und Wums dürfte bei jedem Hörer gestillt sein. Wir sind Fan!
Unzucht – Akephalos
Unzucht sind sicher nicht kopflos. Auch wenn das neue Album „Akephalos“ dies versprechen mag. Schließlich ist der Titel ein kopfloser Dämon, welcher mit Unheil assoziiert wird. Aber hier trifft keiner der genannten Punkte zu. Man kann mit allen Facetten des Gothic Rock oder auch der Neuen Deutschen Härte auffahren. Sei es die Ballade, welche im Falle von Unzucht nicht im Ansatz schnulzig und fehl am Platze erscheint. Oder auch der Titeltrack, der eine schnelle und harte Nummer ist. „Fleisch Und Ruinen“, „Der Schmale Grat“ oder „Nur die Halbe Wahrheit“ sollen nur weitere Songs sein, die sich direkt im Hirn festgefressen haben. Unzucht sind vieles, aber sicher nicht belanglos, aufgesetzt oder übertrieben Gothic. Sie sind authentisch, ehrlich und haben mit Sänger Daniel einen Mann am Mikrofon, dem man unweigerlich alle Punkte so abnimmt, wie er sie zum Besten gibt. Unzucht sind eigen und das ist gut so!