Es ist eine gute Woche für die EMP Plattenkiste. Alte Bands, die sich wieder bemühen und Alben aus dem Hut zaubern, die man ihnen längst nicht mehr zugetraut hätte. Ja, dann kann man wahrlich von einer guten Woche sprechen. Doch nun werden Skeptiker wieder sagen, dass es auch genug Gegenbeispiele gibt von Bands, die sich besser nicht mit einem neuen Werk zu Wort gemeldet hätten. Ja, auch das ist richtig, aber vertraut diese Woche unserer Auswahl. Wir werden euch nicht enttäuschen und starten nun direkt los mit der EMP Plattenkiste zum 24. Oktober 2014.
Obituary! Fucking Obituary sind zurück. Was freut uns doch, dass „Inked In Blood“ erfolgreich mittels Crowdfunding gestemmt werden konnte. Weit über das finanzielle Ziel hinaus war der Zuspruch der Fans. Und als ob das die Briten angestachelt hätte, haben sie ein Album gemacht, was einem das Hirn weg bläst. Da groovt „Visions In My Head“ so rau und ungezügelt und „Back On Top“ ist eine Kampfansage. Mit „Paralyzed With Fear“ streift man auch noch am Punk vorbei und poliert nebenbei dem Hörer noch die Kauleiste. Kein Witz, „Inked In Blood“ ist eines der besten Alben, was Obituary jemals gemacht haben. Ist es Gore, es ist Groove es ist ein Fest. Und mit dem Cover hat man darüber hinaus auch noch eines der Kandidaten in der Rubrik „Cover des Jahres“ ins Rennen geschickt. Ich bin von den Socken!
Ruhiger geht es bei den Exil-Briten von Bush zu. Gavin Rossdale hat die Truppe erneut zusammen gebracht um mit „Man On The Run“ ein neues Album einzuspielen. Alte Fans haben in den letzten Jahren den fehlenden Grunge-Soudn bemängelt. Auch werden sie hier nicht mit den Wurzeln der Band konfrontiert, aber eine Rückkehr zu den Anfangstagen wollte die Band einfach nicht mehr. „The Sea Of Memories“ hat dies schon eindrucksvoll gezeigt und das sechste Album macht konsequenter da weiter, wo man 2011 aufgehört hat. Nun hat Rossdale sich hier auch in den elektronischen Fahrwassern bedient und seine Songs kurzerhand aufgewertet. Alternativer Rock, wie er zeitgemäßer nicht sein kann, ohne dabei die Ehrlichkeit aus den Augen zu verlieren. Und wer sich mit den Texten beschäftigt, der wird schnell feststellen, dass man quasi die vertonte Biografie des Ehemanns von Gwen Stefani zu hören bekommt.
Ein weiterer Schlag in den Nacken des Metal-Fans wird wohl das neue Album von At The Gates sein. Diese Band muss man nicht mehr vorstellen, wohl aber das neue Album „At War With Reality“. Legendärer Death-Metal im Jahre 2014. Geschlagene 19 Jahre nach dem Überalbum „Slaughter Of The Soul“ und immerhin sechs Jahre nach dem ersten Reunion-Konzert, kann man nun mit zitternden Händen ein neues Wunder in den Händen halten. Tomas kreischt immer noch so herrlich, wie man es beispielsweise bei „Conspiracy Of The Blind“ oder „Death And The Labyrinth“ vernehmen kann. Das Riffing wird jede Death-Metal-Band dieser Welt ehrfurchtsvoll auf die Knie zwingen um unterwürfig zu beten. Wen? Die Götter aus Schweden. Im direkten Vergleich zu den alten Werken, erscheint das neue Teil noch düsterer und bedrohlicher. Auch eine Zunahme an Härte kann man nicht abstreiten, was die Herren aber keineswegs interessieren wird. Friss oder stirb ist die Devise. Wir fressen und das gerne!
Auf zu neuen Ufern machen sich Megaherz, die mit „Zombieland“ einen eigenen Staat gründen. Doch die Rechnung könnte ohne die Fans gemacht worden sein. Man erwartet ja eine gewisse Dunkelheit und düster soll es natürlich sein. Doch da machen Megaherz nun einen Haken dahinter und konzentrieren sich auf Album Nummer 8 auf andere Schwerpunkte. Die Härte wurde reduziert und man kokettiert auch mit dem Synthie und Elektro. Wieso? Weil dadurch 12 Songs zustande kommen, die dem Wort „Ohrwurm“ eine neue Daseinsberechtigung bescheren. Mehr Unheilig statt Ministry. Mehr Goth-Rock-Industrial, als NDH. Aber mit Songs wie „Liebesfeind“ besinnt man sich auf die Herkunft und schafft so den Bogen um alte und neue Fans glücklich zu machen. Mit diesem Album zeigen Megaherz mehr Potential und mehr Abwechslung. Und dies in bestechender Schönheit!
Es war das Album. Damals im Jahre 2003 als Thrice sich mit „The Artist In The Ambulance“ nach vorne geschossen haben und allen Hatern den Mittelfinger zeigen konnten. „Nein, wir sind keine One-Hit-Wonder-Band“ war der Tenor, wenn auch Dustin Kensrue als überzeugter Christ dies niemals so vom Stapel gelassen hätte. Emo-Metal schrien die einen, die anderen sagten „Speerspitze des alternativen Metals“. Sei es drum, denn wir stehen heute hier um die Doppel-Vinyl-Auflage von „Artist In The Ambulance“ zu zelebrieren. Songs wie „Cold Cash And Colder Hearts“ sind Meilensteine, die auch noch kurz vor ihrer musikalischen Auszeit auf keinem Konzert fehlen durften. Blitzsaubere und akkurate Gitarrenarbeit wie beim Titelsong – einem Wechselspiel aus Metal-Riffs und melodischen Passagen – zeigt aber auch das spielerische Können der Band aus Irvine. Wer bis dato dieses Album nicht gehört hat, muss eigentlich verprügelt werden. Nun hat man aber die Chance das Defizit auszugleichen und darüber hinaus noch auf Vinyl.