Die EMP Plattenkiste ist zurück. Pickepacke voll mit feinstem Aufschnitt aus der Musikwelt gehen wir auf das Ende des Monats Januar zu. Schon wieder quasi ein Zwölftel des Jahres ist geschafft und die Glückwünsche zum neuen Jahr nehmen nun auch endlich ab. Was hat man sich wieder das Maul fusselig geredet und jedem die Hand geschüttelt, der sich bis Mitte Januar nicht blicken gelassen hat. Nun ist Schluss. Auch wir haben Besseres zu tun, da nun auch die Veröffentlichungen wieder dichter werden und man sich durch einen wahren Berg an Platten kämpfen muss. Nur um aus diesem dann unsere Highlights der Woche heraus zu suchen. So starten wir mit der EMP Plattenkiste für den 24. Januar 2014.
Beginnen wollen wir direkt mit dem Brett „Ghost Empire“ von Caliban. Ja, Metalcore steht irgendwie immer noch auf dem Banner der Band, wobei man sich hier echt nun neue Kategorien einfallen lassen muss. Metalcore war früher voll Fahrt voraus und quasi das Abholzen von Allem, was da so im Wege steht. Ja, das machen Caliban mit dem neuen Werke auch noch, was eben raffiniert. So ballert „King“ einem direkt in die Fresse, dass man denkt, Robb Flynn von Machine Head steht nun am Mikro. Aber es ist weiterhin Andy, der sich stimmlich – und das direkt durch das ganze Album – enorm weiterentwickelt hat. Mit solchen Hits wie „Wolves And Rats“ beweist man aber, dass man epische Bogen schlagen kann, die es in sich haben. Keine Frage, ab dem Mittelteil bekommt man Gänsehaut am ganzen Körper. Mit „nebeL“ konnte man Basti Basti von Callejon verpflichten, der der deutschen Nummer die gewisse Note verleiht, ohne dabei Caliban das Zepter aus der Hand zu reissen. „Good Man“ dagegen ist eine Ballade, die sich zu einem Tier entwickelt und man muss neidlos sagen, dass Caliban sich mit diesem Album übertroffen haben. Vergesst die alten Werke – OK, stellt sie mal hinten an – und lasst euch auf „Ghost Empire“ ein. Ein Album, welches man so sicher niemals erwartet hätte, aber dankend annimmt.
Erik Cohen zimmerte über drei Jahre hinweg sein Album „Nostalgie für die Zukunft“ zusammen. Nun bitte keine Fragen, wer denn dieser Cohen ist. Letten von Smoke Blow versteckt sich hinter diesem kryptischen Namen und verleiht deutschsprachiger Musik endlich einen Sinn, wenn man sich im Sektor „Rock“ bewegt. Wobei auch diese Einordnung der Sache nicht gerecht wird. So ist „Kosmonaut“ eine chillige und tiefsinnige Rocknummer, während „Chrom“ stimmlich dunkel, trocken und stonig schimmert. „Kapitän“ groovt und „Treue Herzen“ hat was leichtfüssiges. Nennt man es nun Indie – gemäß Definition ja einfach selbstständige Musik – oder doch Rock? Nennt man es Deutschrock oder rockiges Deutsch? Man weiß es nicht, was aber auch egal ist, denn „Nostalgie für die Zukunft“ ist einfach ein meisterliches Werk, welches nachhaltig wirkt. Da kann man sogar über die Plattenpause bei Smoke Blow hinweg sehen. Cohen is the new shit aus dem hohen Norden.
Against Me! haben ereignisreiche Tage hinter sich. Neben personellen Umstrukturierungen innerhalb der Band, ging Frontmann Tom Gabel wohl den schwersten Gang seines Lebens und outete sich als Frau. Als Laura Jane Grace agiert sie nun weiterhin als Sprachrohr der Band und das in gewohnter Against Me! Manier. Man ist dennoch etwas gesetzter geworden, was aber an der Thematik des Albums liegt. „Transgender Dysphoria Blues“ setzt sich mit den persönlichen Erfahrungen, Gedanken und dem Erlebten auseinander, was dem einstigen Tom auf dem Weg zu Laura passierte. Die Eingängigkeit der alten Platten ist dennoch vorhanden und „Paralytic States“ ist wohl der beste Beweis dafür. „Black Me Out“ kommt zynisch daher und erst bei genauem Hinhören kommt man von der beschwingten Melodie auf den bittersüßen Text. Against Me! haben stets enorme Alben abgeliefert, aber nun wirklich ein Werk geschaffen, welches offensichtlich meisterhaft ist und dennoch so viel Tiefgang aufweist, dass nach unzähligen Durchgängen immer wieder neue Facetten zu erleben sind.
Skindred passen von ihrer musikalischen Richtung ungefähr so gut nach UK wie der Teufel in die Kirche. Der offensichtliche Reggae-Einfluss passt einfach nicht zu der wolkenverhangenen Insel. Aber nun gut: Skindred sind nun mal vom benachbarten Inselstaat. Mit „Kill The Power“ und 12 Songs hauen sie wieder ein Mischung aus Metal, Rock, Reggae, aber auch Elektro auf den Markt. Eine musikalische Reise der besonderen Art, wie man merkt. Manch einer wird sich schwer tun, denn es bedarf mehr als einem Ohr um den roten Faden bei diesem Album zu finden. Aber wieso leicht, wenn es auch schwierig geht. Skindred wirken über das ganze Album hinweg eingespielt, fett und bestechend. So sehr sich die Songs in ihrem Genre auch unterscheiden mögen, so sehr vermittelt dieses Album, dass eine Band keine festgefahrenen Musikgrenzen braucht, wenn man doch Alles haben kann. Und nun schenken Skindred euch Alles mit „Kill The Power“.
Last, but not least noch eine Kleinigkeit, die ein wahres Monster ist. Periphery hauen mit der EP „Clear“ mal kurz einen Brocken raus, der in seiner Komplexität, Eingängigkeit und der ganzen Aufmachung so manches vollwertiges Album in den Schatten stellt. Wenn „Overture“ angespielt wird, ist man direkt sprachlos. Klassisch angehaucht, mit dezentem Schlagzeug und harmonischen Gitarren wirkt die Einleitung wie die Aufwärmübung für die kommenden 6 Songs. „The Summer Jam“ ist dann wieder typisch Periphery und Djent wie man es gewohnt ist. „Feed The Ground“ hat das Zeug zum Song des Jahres. Mit 4:38 Minuten schraubt man sich in das Großhirn um sich dort auf die nächsten 30 Jahre zu verkeilen. „The Parade Of Ashes“ stampft, „Extraneous“ kommt instrumental daher und „Pale Aura“ ist wohl der perfekte Ausklang für dieses Werk. Das Wahnsinnige an der Geschichte ist, dass jedes Bandmitglied einen Song zu verantworten hat um aufzuzeigen, welche Gegensätze, aber auch Gemeinsamkeiten hier aufeinander treffen. Und das Beste kommt zu Schluss: Die „Clear“ EP ist nur mal nebenbei ein Happen, um die Wartezeit auf das nächste Album zu verkürzen.