Die EMP Plattenkiste zum 24. April 2020. Naja, was soll man zu der aktuellen Lage sagen? Festivals sind abgesagt, der Sommer steht vor der Tür, aber irgendwie will sich nicht der Sommer bei uns mental einstellen. Umso wichtiger ist es, dass man sich kleine Freunden macht und an Dingen, die man liebt, festhält. Also ran an die Musik und ja, wir haben neue Platten in der EMP Plattenkiste!
Trivium – What The Dead Men Say
Die Diskografie von Trivium scheint zwei Lager zu bedienen. Während man mit den früheren Werken noch einen Metal-lastigen Ton anschlug und mit Härte auffuhr, gab es im späteren Verlauf dann Alben wie „Silence In The Snow“ mit seinen zugänglichen Tönen. Da stellt sich hinsichtlich dem neunten Album „What The Dead Men Say“ die Frage, welches Lager nun bedient werden soll. Die Amerikaner hauen Songs wie „Amongst The Shadows And The Stones“ raus, die aggressiv und knackig klingen. Matt Heafy und Co haben aber auch epische Nummern zu bieten, wie man es mit „Scattering The Ashes“ erleben darf. Mit „Bleed Into Me“ groovt man sich ein und schrappt kurzerhand sogar am Grunge-Sound vorbei. Die Parts der Songs sind exzellent arrangiert, Thrash-Anleihen gibt es zuhauf und mit der zuletzt lieb gewonnen Epik, bedient man auch den Sound der jüngsten Tage. Ein super solides Album!
Sepultura – Beneath The Remains
Wenn man sich die ersten Werke von Sepultura heute näher anschaut, dann versteht man die damalige Kritik. „Morbid Visions“ und „Schizophrenia“ waren zweifelsohne schlecht produziert. „Morbid Visions“ kränkelte auch etwas, was das Können der Band betraf. Dies sollte sich mit „Beneath The Remains“ schlagartig ändern. Scott Burns übernahm die Produktion und die Cavalera-Jungs mit ihren zwei Bandmitgliedern lieferten ein Album ab, welches wahrlich jede Kritik im Keim erstickte. Der Thrash Metal hatte ein fabelhaftes Album mehr, welches mit messerscharfen Leads, einem präzisen Riffing und brutalen Vocals heute noch zu den ganz großen Werken gezählt werden muss. Bands wie Slayer und Co konnten sich warm anziehen, denn auch aus Südamerika konnte man nun solch ein Brett erwarten. „Inner Self“, „Primitive Future“ oder auch „Stronger Than Hate“ sind Kracher. „Mass Hypnosis“ ebenfalls. Nun wird dieses Überwerk erneut aufgelegt. Sowohl CD-Freunde, als auch Vinyl-Sammler dürfen sich gleichermaßen freuen.
The Black Dahlia Murder – Verminous
The Black Dahlia Murder haben rund 20 Jahre auf dem Buckel und mit „Verminous“ nun ihr 9. Studioalbum im Sack. Musikalische Veränderungen waren mit den letzten Alben nicht groß zu erkennen, jedoch hat man mit einem neuen Drummer und Gitarristen 2020 neues Blut gewinnen können. Insbesondere die Gitarrenarbeit zeichnet sich durch mehr Details in den Soli aus. Aber keine Sorge, „Verminous“ stellt nun den gewohnten Death Metal nicht auf den Kopf. Das Album agiert mit den alten Trademarks, zeigt sich giftig und groovend. Feinstes Geballer bei „Godlessly“, „Removal Of The Oaken Stake“ mit Atmosphäre versetzt und mit Dynamik über das Album verteilt, zeigen The Black Dahlia Murder, dass sie ihr Handwerk durchaus verstehen. „Verminous“ ist ein spannendes und professionell umgesetztes Album, welches sich nahtlos in die Diskografie einreiht. Von Stagnation kann sicher nicht die Rede sein und falls doch, dann in etwa so, wie bei Bolt Thrower.
Oranssi Pazuzu – Mestarin Kynsi
Oranssi Pazuzu machen es dem Musikfreund wahrlich nicht leicht. Wer auf der Suche nach Künstler ist, den man nebenbei konsumieren kann, der ist hier vollkommen falsch. Man sollte geradezu einen maximal großen Bogen um die Finnen machen. “Mestarin Kynsi“ macht hier wahrlich keine Ausnahme. Der Sound kommt mit einer Dramaturgie daher, die sich auch Facettenreichtum und krummen Takten zu einer Klanglandschaft auftürmen. Psychopathisch anmutend, gezielt gestört und mit viel Ambient unterlegt, muss man hier von Spartenmusik sprechen. Oranssi Pazuzu schaffen es aber, die 6 Songs souverän über die Ziellinie zu bringen, ohne dabei dem entgleisten Irrsinn zu verfallen. Dennoch muss man sagen, dass man sich auf dieses Album einlassen muss. Weit entfernt vom Mainstream angesiedelt, kann man hier nicht von einer Hintergrund-Beschallung sprechen. Ein Schnelldurchlauf wird kläglich scheitern, eine Suche nach der perfekten Single ebenfalls. Und dennoch ist es eine kreative Großtat, die gehört werden muss.
Blackmail – Friend Or Foe? und Bliss, Please
Neuauflagen-Alarm. Vinyl-Freunde der alternativen Klänge dürfen sich freuen. Blackmail legen zwei ihrer wichtigsten Alben auf. Ach was, die wichtigsten Alben der Band aus Konstanz. Während „Bliss, Please“ für manchen Fan zu glatt poliert daher kam, sollte „Friend Or Foe?“ die Gemüter wieder beruhigt haben. Ungeschliffen wirkte das Album und ja, die Mischung aus Grunge, Garage Rock und Stoner kam super an. Keine polierten Melodien, sondern erdige Gitarrenarbeit, die zentnerschwer auf den Ohren lasten. Aydo zeigt sich stimmlich in bester Form und kommt mit einem melancholischen Einschlag daher. Blackmail haben insbesondere mit „Friend Or Foe?“ gezeigt, dass sie immer zu wenig Aufmerksamkeit erhalten haben. Eine Band, die man zu Unrecht als „Underdogs“ deklarierte und welche man definitiv ins Rampenlicht hätte rücken müssen. Während „Bliss, Please“ zugänglicher ist und dabei keinesfalls belanglos wirkt, ist „Friend Or Foe?“ wohl die deutsche Antwort auf Großtaten von den Queens Of The Stone Age!