Es ist die letzte EMP Plattenkiste vor den Feiertagen. Die Geschenke sollten jetzt eigentlich feststehen, aber die Herren der Schöpfung sind bestimmt wieder im Zeitverzug. Nun, beschert eure Frauen! Manche Kerl denkt sich aber auch „es muss doch ein Geschenk geben, welches mir ebenfalls Freude macht“. Ja, gibt es! Kauft Platten und hört sie laut! So hat die Dame auch was davon – ob sie will oder nicht – und ihr kommt somit hoffentlich stressfrei über die Feiertag. Mir bleibt zu sagen „frohes Fest“ und in diesem Sinne: Die EMP Plattenkiste für den 18. Dezember 2015.
„Yellow & Green“ war ein Meilenstein. Die dazugehörigen Konzerte holten wirklich den allerletzten Skeptiker auf die Seite der Anhänger. Pure Euphorie und Verneigung sollten nachhaltig wirken, was im Umkehrschluss den Druck auf Baroness zum neuen Album „Purple“ enorm erhöht haben dürfte. Nach dem Busunfall und der dazu gehörigen Auszeit, machte man sich wieder ans Werkeln um die wartende Meute auch richtig zu bedienen. Doch wo ist „Purple“ nun musikalisch einzuordnen? Man zeigt sich etwas rauer, kerniger und verrohter. Parallelen zu „Blue Record“ sind einfach nicht von der Hand zu weisen, was die alten Fans sicherlich freuen wird. „Morningstar“ geht schon beherzt zur Sache, dominiert mit Riffs wie sie Mastodon nicht besser schreiben könnten und ja, die Bude brennt direkt lichterloh. Baizley ist und bleibt der Kopf, welcher den Songs den nötigen Biss verschafft. Mit dem Übersong „Desperation Burns“ zum Ende der 42-minütigen Fahrt, legen Baroness fest, dass sie unangefochten die Rolle als Speerspitze des progressiven Rocks für sich beanspruchen. Zurecht und zum Jahresende wohl noch eine der besten Platten des Jahres 2015 vorgelegt. Sauber!
„Auf die Plätze fertig los! Live in Berlin 2015“ von Wirtz wird eigentlich als DVD gelistet, aber die zwei CDs in diesem schicken Paket sind Grund genug, dass Ding hier in der Plattenkiste zu nennen. Es war wohl das Jahr des Wahl-Frankfurter, der dem ein oder anderen Menschen durch seine Zeit als Sänger von Sub7even bekannt sein sollte. Das ist aber schon gefühlte Ewigkeiten her und Wirtz hat längst dem glatt gebügelten Pop-Rock den Rücken gekehrt. Er hat sich dem Deutschrock verschrieben, sticht aber durch seine gewitzten Texte heraus. Wo andere dem Pathos, Stumpfsinn oder der Belanglosigkeit frönen, kommt Wirtz mit tiefsinnigen Texten daher. Nun erschien dieses Jahr das Album „Auf die Plätze, fertig, los“ und in der Regel gehen Musiker mit einem neuen Album auf Tour. So auch hier geschehen und ein Zeugnis davon, wie prächtig der gute Mann seine Songs auf die Bühne bringt, ist das DVD/CD-Paket, was nun noch zum Jahresende erscheint. Die Setlist des ausverkaufte Konzertes in der Berliner Columbiahalle umfasste 24 Songs, die sowohl bildlich, als mit Ton eingefangen wurden. Ein bunter Querschnitt durch die bisherige Diskografie ist das Resultat, was Wirtz in Hochform zeigt. Tight bis zum Ende, offen für abgeänderte Live-Versionen und als perfekter Unterhalten, zeigt sich der Bartträger. Wer Wirtz kennt, weiß, dass er keine halben Sachen macht. Wer ihn bis dato nicht kennt, kann sich hier das nötige Grundwissen verschaffen!
Ganz ehrlich: Was definitiv unter dem Weihnachtsbaum liegen wird, ist die Vinyl-Auflage von Jimmy Eat World mit „Bleed American“. Das Überalbum der Band aus dem Jahre 2001. Hits und nur Hits! Das Album hat mich damals so derbe von den Socken geholt, weil es einem Ausbruch aus der Emo-Kiste entsprach. Ja, später hat die Band wieder ruhigere Töne angestimmt, aber das Ding damals rockte von A bis Z. Sei es der Opener „Bleed American“, der Folgesong „A Praise Chorus“ oder das episch beginnende und langsam aufbauende „Get It Faster“. Adkins hat sich hier einen Namen als Frontsau gemacht, die Meute war auf den Konzerten ausser Rand und Band und ja, so gut waren Jimmy Eat World wohl nie wieder. Zwischen Rock, leichten Pop-Anlehnungen und jeder Menge Spaß balanciert man sich gekonnt durch die 11 Songs. Mit „Cautioners“ und „My Sundown“ zeigt an sich aber auch von der emotionalen Seite, für die Jimmy Eat World letztendlich bekannt sind. Alles richtig gemacht!
Weihnachten, Fest der Liebe und der großen Geschenke. Auch uns wurde nun ein Geschenk in Aussicht gestellt, welches von Trent Reznor höchstpersönlich kommt. Der kauzige Mastermind hinter Nine Inch Nails haut die „Halo I-IV“-Kiste nun raus. Wer sich etwas mit NIN beschäftigt hat, sollte im Bilde sein, dass die Band all ihre Veröffentlichungen mit der Zusatz „Halo“ durchnummeriert. Der Fokus von „Halo I-IV“ liegt nun auf dem Debüt „Pretty Hate Machine“. Einem Album, welches wahnsinnigen Respekt geerntet hat und Trent Reznor zwischen Genie und Wahnsinn erscheinen lässt. Den Drogen nicht abgeneigt, hat der Meister mit Songs wie „Down In It“, „Terrible Lie“ oder „Sin“ den Wüterich gespielt und die Musikszene verstört und zugleich verzückt. „Head Like A Hole“ soll ebenfalls bei dieser 4-LP-umfassenden Geschichte fehlen, die auf 12-Inch-Vinyl nun erhältlich sein wird. Angedacht zum Record Store Day Black Friday, hat man nun die Chance sich die Box zu beschaffen, falls man am schwarzen Freitag anderweitig beschäftigt war. Schönes Ding!
Clutch haben mit „Psychic Warface“ gezeigt, dass man ein Album picke packe vollpacken kann. Vollgepackt mit schmissigen Nummern, die sich über die Zeit hinweg zu wahren Hits entwickeln. Dabei geht der Blues mit Rock und ein bisschen Metal auf die Tanzfläche. Besonders die Vocals von Fallon faszinieren hierbei. Er erzählt, singt aber auch, keift, rotzt und röhrt. Fallon hat den Dreh raus, seiner Musik den nötigen Schliff zu verpassen. Anscheinend hat er aber auch Hotelgeräusche auf seine Songs gepackt. Dezent im Hintergrund eines jeden Songs sind seine Handy-Aufnahmen zu hören, die der Sache einen spooky Touch verleihen. Nun fragt ihr euch sicher, warum ich euch das erzähle. Nun, zum einen gewinne ich immer wieder den Eindruck, dass Clutch an so vielen Menschen spurlos vorbei zieht. Also: Anchecken! Viel wichtiger ist aber die Tatsache, dass „Psychic Warface“ nun endlich (!!!) auf Vinyl zu haben ist, was so mancher Fan schon seit Wochen vermisst. Southern, Blues, Rock auf einmal! Traumhaft!