Die EMP Plattenkiste ist wieder mit von der Partie, was die Woche angeht. Selbstredend haben wir uns wieder zusammen gesetzt, sind den aktuellen Veröffentlichungskalender durchgegangen und haben uns die Scheiben mal in Ruhe angehört. Tja, was soll man sagen? Nach ein paar Diskussionen wurden wieder fünf Highlights der Woche rausgesucht, die wir euch ganz besonders ans Herz legen wollen. Unser Shop hat natürlich noch viel mehr zu bieten, was man unbedingt anchecken sollte. Aber nun mal Tacheles und wir starten mit der EMP Plattenkiste für den 17. Juli 2015!
Ich erinnere mich noch zu gut an das erste Treffen mit Powerwolf. Ich ahnte nicht, was auf mich zukommen würde, war sichtlich irritiert von der Optik und ja, ich habe den Marsch zum Bierstand angetreten. Dort angekommen musste ich mich dann doch umdrehen.Was Powerwolf abzogen war sagenhaft. Mit Witz, einer perfekten Show und ganz viel Liebe gaben die Saarländer mit rumänischem Einschlag mir einen gehörigen Nackenschlag. Der Rest ist Geschichte und man kommt an der Band nicht vorbei. Das letzte Album „Preachers Of The Night“ setzte Zeichen und verlegte die Messe in die heimischen Wohnzimmer. So wird es auch mit „Blessed & Possessed“ erneut passieren, denn der Grundtenor ist in etwa gleich geblieben. Bombastische Ohrwürmer, Orgel-Einlagen, dass es einem schwindlig wird und das Gebrüder-Duo an der Gitarre setzt dem ganzen noch den Heiligenschein auf. Keine Frage, wer auf ein Metal-Album mit ganz viel Spaßfaktor steht, wird Powerwolf abfeiern für „Blessed & Possessed“. Wer große Hooks und fette Riffs will, sollte hier aber auch nicht lange zögern.
Das vierte Album der kanadischen Band Three Days Grace „Transit Of Venus“ erschien bereits im Jahre 2012. Doch damals hatte die Band wohl niemand so richtig auf dem Schirm, was sich erst in den letzten Jahren drehen sollte. Doch als nun „Human“ in den letzten Wochen mit dem Übersong „I Am Machine“ hier durch die Decke ging, schaute man verdutzt nach Kanada und fragte sich „haben die Jungs noch mehr Alben“. Oh ja! „Transit Of Venus“ ist nur eines der Alben, welches nun hierzulande auch endlich in den Handel kommt. Dunkel, drückend und mit jeder Menge Anti-Love-Songs ausgestattet hauen Three Days Grace in die Saiten. Gerade Kracher wie „Unbreakable Heart“ faszinieren durch eine melancholische Mischung aus Rock und akustischen Momenten, welche auf diesem Album in einer bestechenden Konsequenz umgesetzt wurden. Die vorherigen drei Alben sollten schon in diese Richtung tendieren, aber die bekannte Komfort-Zone wurde hier komplett verlassen. Wer das aktuelle Album „Human“ schätzt, der wird „Transit Of Venus“ ebenfalls direkt in sein Herz schließen, auch wenn es textlich eher dunkel zugeht und wenig Platz für Liebe übrig bleibt.
Da waren Pro-Pain geradezu lange mit einem Album beschäftigt, wenn man sich die bisherigen Zyklen anschaut, was Veröffentlichungen betrifft. Zwei Jahre und Meskil wollte anscheinend auch nicht schneller. „Voice Of Rebellion“ bietet aber – nüchtern betrachtet – nun keine unfassbaren Veränderungen. Aber wären Pro-Pain Pro-Pain, wenn sie sich komplett auf links drehen würden? Sicher nicht, denn die Herren verstehen ihr Handwerk einfach sehr gut. Die Mischung aus Metal und Hardcore zieht sich wie ein roter Faden durch die 14 Songs und der Hörer wird vom ersten Takt an einen ungemeinen Drang zum Tanzen verspüren. Groovig, treibend und stets auf den Punkt gebracht, kommen direkt Parallelen zu Agnostic Front oder Sick Of It All auf. Doch dann peitscht ein Blast-Beat-ähnliches Schlagzeug um die Ecke und lässt die Vergleiche direkt wieder verblasen. Meskil steuert sein markantes Organ dazu und direkt ist man wieder im Bilde: Pro-Pain wie seit 20 Jahren und das ist gut so!
Wer sich mit der Geschichte der Poli-Punker von Anti-Flag beschäftigen will, kann direkt zu „For Blood And Empire“ greifen. Das Album ist aus dem Jahre 2006 und ja, zugegeben schon etwas älter. Was aber das Schöne an diesem Album ist, es markiert einen Wechsel seitens Anti-Flag! Eingängigkeit wurde hier groß geschrieben und der Mitgröhl-Faktor enorm nach oben geschraubt. Songs wie „I´d Tell You But…“, „The Press Corpse“ oder der Hit „This is the end (for you my friend)“ zeigen dies ganz klar. „For Blood And Empire“ ist einkraftvolles und dynamisches Album, was damals auch der breiten Masse zugänglich gemacht wurde, da die Band sich zu einem Major-Deal entschlossen hat. Klar kamen Unkenrufe wie „Ausverkauf“, aber Anti-Flag sind durch die Bank so ehrlich, konsequent was ihre Message angeht und drüber hinaus loyal, dass man solche Vorwürfe abschmettern muss. Anti-Flag wollen auf Missstände aufmerksam machen und dies nicht in einem schmutzigen Kellerloch. Nein, Anti-Flag wollen ein Sprachrohr sein, was sie mit diesem Album erneut bewiesen. Doch wieso reden wir überhaupt über ein altes Album? Nun, „For Blood And Empire“ erscheint nun wieder auf Vinyl, was den Punker erfreuen sollte. Wer mit Politik weniger verbunden ist, darf dennoch zugreifen, denn die Musik alleine spricht ebenfalls schon Bände. Schönes Ding!
Musik aus Irland erlebt man auch nicht alle Tage. Zum Glück gibt es Therapy? die sich seit so vielen Jahren nun schon in der Branche tummeln, dass Album Nummer 14 „Disquiet“ im Frühjahr das Licht der Welt erblicken konnte. Nun wird endlich das Vinyl nachgelegt, was letztendlich auch aller höchste Eisenbahn ist. Der grundehrliche Tenor des amtlichen Rock-Albums kommt auf Rille einfach noch besser daher. Hatten Therapy? in ihren Tagen den ein oder anderen Ausreißer zu verzeichnen, ist „Disquiet“ wieder schnörkelloser Rock. „Still Hurts“ kommt auf den Punkt und stellt den perfekten Opener dar. „Tides“ fasziniert in ähnlicher Manier und „Words Fail Me“ ist ein wahres Ungetüm an Rock! Wer auf ausufernde Platten steht, der wird hier weniger glücklich. Therapy? sind eine ehrliche Band, die mit Riffs überzeugen und Soli vielmehr aus dem Gitarrenunterricht kennen, welchen sie dann ab und an doch ausgelassen haben, wenn das hochtrabende Zeug gelernt werden sollte. Doch gerade hier liegt das Erfolgsrezept: Es muss nicht immer hochgestochen und kopflastig sein. Mit ehrlicher Handarbeit kann man mindestens genauso viel bewegen. Wenn nicht sogar mehr, wie „Disquiet“ zeigt.