Die EMP Plattenkiste in diesen turbulenten Zeiten. Wir sollen Platten hören und dies während Jan Böhmermann Feuer unter dem Hintern bekommt. Ich bin mir darüber im Klaren, dass politische Äusserungen hier vielleicht falsch platziert sind, denke aber, dass Satire eine gewisse kreative Freiheit mit sich bringt. Eine Freiheit, die nun bedroht wird, wenn Politiker aus anderen Ländern hier ansässige Künstler strafrechtlich bedrohen wollen. Eine Freiheit, die über viele Jahre hinweg erkämpft werden musste. Und nun soll dies kastriert werden? Dies kann und sollte nicht sein! Danke Böhmermann und wir hoffen, dass die Sache gut ausgehen wird. So, nun aber zur EMP Plattenkiste für den 15. April 2016!
Lita Ford hat schon so einige Bands kommen und gehen sehen. Im Jahre 1958 geboren, ist dies wohl eine Erscheinung der Zeit, wenn man sich wie sie noch in der Rockwelt rumtreibt. „Time Capsule“ ist ihr neustes Werk, welches dem Namen mehr als gerecht wird. Wo andere Bands sich mit modernen Techniken ein Album produzieren, was wohl sicherlich fett klingt, letztendlich aber getrickst ist, da verlässt sich die Dame auf altbewährte Techniken und schaut, dass wir nur von handgemachter Musik sprechen können. An den guten alten 80er Rock angelehnt, feuert sie letztendlich 10 Songs plus Intro raus, welche mit Riffs, lauten Gitarren und enorm viel Herzblut auffahren. Basierend auf alten Songideen und in akribischer Handarbeit ausgesucht, sprechen wir mitunter von den besten Songs, die die Dame Ford jemals aufgenommen hat. Auch wenn der Sound nicht dem entspricht, was viele jüngere Musikliebhaber als zeitgemäß ansehen, so muss klar gesagt werden, dass gerade hier der Reiz von „Time Capsule“ liegt. Rock in bester Manier!
„Vitalogy“ und „Vs.“ sind für mich immer noch die besten Alben von Pearl Jam. Jaja, jetzt kommt wieder, dass „Ten“ doch der Band die Türen geöffnet hat. Das mag auch sicher sein und „Alive“ mit seinem Gitarrensolo treibt mich streckenweise heute noch in den Wahnsinn, wenn ich die Klampfe wieder auspacken. Aber insbesondere „Vitalogy“ mit den Songs wie „Spin The Black Circle“, welches den Wahnsinn in sich trägt, „Nothingman“ oder das rotzige „Not For You“ waren schon wieder eine Gegenbewegung zum Grunge. Wo der Grunge damals wütete und eine angepisste Stimmung gegenüber den Mainstream-Rock an den Tag legte, da war „Vitalogy“ schon wieder die Rebellion gegen die Rebellion. „Vs.“ schlägt in eine ähnliche Kerbe und mit „Dissident“, „Daughter“, „Animal“ oder „Go“, haben Pearl Jam wohl Songs geschrieben, die an Zeitlosigkeit nicht zu übertreffen sind. Nun gibt es beide Werke als Remastered LP-Versionen zu haben. Ich bin Fan und werde mir die Dinger direkt zulegen.
BRDigung kommen aus dem Ruhrgebiet und lassen dies auch mit ihrem neuen Werke „ Chaostheorie“ diesen hochleben. Mit einem schon derben Metal-lastigem Sound überzieht man die rund 54 Minuten des neuen Albums. „Von Fliegen & Fallen“ oder „Der Tag danach“ lassen die Doublebass in den Vordergrund rücken und „Scheiß auf die scheiß dritte Welt“ wird wohl die Gemüter mancher Hörer zum Kochen bringen, da wir doch von einer gewissen textlichen Brisanz sprechen, die BRDigung hier zum Vorschein bringen lassen. „Hässliche Fans“ ist auf das Mitsingen ausgelegt und die dezenten Ska-Elemente animieren wohl die Menschen bis zur letzten Reihe auf den Shows. Wo andere Bands aus dem deutschsprachigen Bereich sich mit den allgemein üblichen platten Parolen keinen Gefallen tun, da hauen BRDigung regelrecht anspruchsvolle Texte raus. So setzt man sich ab und lässt die Mitstreiter im Mittelfeld zurück.
Rückblickend und insbesondere nach dem Tode des Frontmanns muss man „The Cleansing“ von Suicide Silence mit anderen Augen sehen. Damals – wir sprechen vom Jahr 2008 – war es nur ein Album aus dem Genre Deathcore. Nicht mehr und nicht weniger. Für mich zumindest. Und wenn nun Leute aufschreien und brüllen, dass ich die Genialität damals wohl nicht erkannte, muss ich sagen, dass dort keine war. Punkt! Es ist und bleibt ein enorm mächtiges Album. Ein Album, was wütet, lärmt und den Alltag in Grund und Boden stampft. Mitch Lucker zelebriert seine Musik, der Rest der Truppe zerballert einfach Alles in den 13 Songs. Und ja, es ist ein starkes Album, für die damalige Zeit aber eher Durchschnitt. Im Rückspiegel ist es aber ein wegweisendes Album. Sowohl für die Band um Mitch Lucker, als auch für das Genre im Ganzen. „The Cleansing“ ist ein Schwert, welches unfassbar scharf ist. Zweischneidig sowohl. Ähnlich der Neuauflage des Werkes, denn dieses kommt in der LP-Version und kurzerhand legt man der Kiste noch eine CD-Version bei. Wieso? Weil man es kann!
„In Requiem“ von Paradise Lost aus dem Jahre 2007 ist Meisterwerk. Wobei eigentlich jedes Album der Briten ein besonderes Werk ist – nicht immer dafür respektiert seitens der Metal-Community. Sei es drum, denn das Werk „In Requiem“ war ein Werk der Versöhnung, denn angebliche Sünden wie „One Second“ oder „Symbol Of Life“ konnte man wieder korrigieren. Elemente von „Draconian Times“ werden aufgegriffen und finden bei „In Requiem“ einen neuen Hafen. Nick Holmes drückt stimmlich wieder und seine Stimmbänder erschienen damals wieder in bester Form. Die Gitarristen Mackintosh und Aedy zeigten sich spielfreudig und man konnte kurzerhand enorme Klangwände schaffen. Nun gibt es eine Neuauflage der Kiste auf schwarzem Vinyl im Gatefold. Darüber hinaus bekommt man noch die CD-Version on top. Sollte eigentlich kein Wunsch mehr offen sein.