Die EMP Plattenkiste für Mitte März ist da. Der 13. ist nun schon wieder und ja, wieder ein Freitag! Aber keine Bange, denn am 13. muss nicht alles den Bach runter gehen. Seht uns als Bastion der Glückseligkeit, als Insel der Zuverlässigkeit und ja, auch des guten Geschmacks. Wir haben wieder unsere Köpfe zusammen gesteckt um die heißen Platten der Woche zusammen zu tragen. Damit man aus der Flut an Veröffentlichungen auch die Highlights ziehen kann, wurden alle Scheiben einer Hörprobe unterzogen. Das Resultat sind die 5 Platten der Woche, fein säuberlich serviert und dargeboten in der EMP Plattenkiste für den 13. März 2015.
Zwei solide Alben stellen für Psycroptic eine gute Plattform dar. Man hat sich einen Namen machen können im Bereich technischer Death Metal. Da kommt nun ds gleichnamige Album „Psycroptic“ gerade recht. Wie ein Todesschwadron zieht man los und haut die 9 Songs eisenhart ins Holz. Mehr Kracher dürften es auch nicht sein, denn irgendwann ist es auch genug. Wer soll das denn bitteschön verkraften. Da ballert ein „Echoes To Come“ schon direkt so unbarmherzig los, dass man froh ist, die 5 Minuten-Grenze erfolgreich und vor allem lebend hinter sich zu bringen. Wer auf alte Bands wie Death steht, neuen wie Decapitated aber nicht abgeneigt ist, wird hier bestens bedient. Auch nach 15 Jahren ist die Band in keiner Weise müde und zelebriert fiese Strukturen, krasse Ausreisser und gnadenloses Drumming. Sicherlich für manche etwas zu technisch, aber wer hier zugänglich ist, sollte Psycroptic antesten, denn diese Band spielt auf allerhöchstem Niveau. Ohne Witz und ganz bierernst gemeint!
Seit 7 Jahren sind Dunderbeist nun aktiv und mit 6 Alben hat die Band ein mehr als amtliches Tempo vorgelegt. Was soll man sonst auch in Norwegen tun? Zumindest erscheint es einem so. Das neue Album heißt „Hyklere“ und am Namen erkennt man schon, dass die Norweger sich nicht um die englische Sprache scheren. Angelehnt an ihre Sprache, werden auch die Texte in der Muttersprache zum Besten gegeben. Macht musikalisch natürlich der Sache keinen Abbruch und zeigt eher, dass man hinter dem steht, was man lebt. Wer nun eine Textverständlichkeit vermisst, mag sich zurecht aufregen, aber die Musik ist schon komplex genug. So haut man Hardrock Elemente raus um dann die progressive Seite hervor zu heben. Ach ja, auch Folk kann man spielen und wieso das nicht direkt umsetzen? Klar, wird gemacht! Was nun sehr zerrissen und geradezu verfahren sich anhört, wird durch unfassbar gute Melodien zusammen gehalten. Da knarzt nichts, da ist kein Fremdkörper zu erkennen und man eckt nicht an, wo man nicht anecken darf. Sicherlich bedarf es mehr als einen Durchgang um die Komplexität zu erfassen und eventuell auch zu verinnerlichen. War aber auch bei den bisherigen Songs und Alben der Band so und wird auch keinen Fan abschrecken.
„May I remind myself who I really am“ schreit Liam Cormier in den ersten drei Sekunden von „True Zero“ ins Mikrophon. Ja Bub, wenn du es nicht weißt, wer dann? Die Cancer Bats mussten sich wohl zum neuen Album „Searching For Zero“ neu finden und haben es auch letztendlich geschafft. Die Truppe aus Toronto war am Nullpunkt nachdem das Tourleben der Band und der Gesundheit der Mitglieder im Jahr 2013 doch böse mitgespielt hat. Umso erfreulicher, dass man nun wieder auf dem Damm ist und den Nullpunkt überwinden konnte. Doch was ist geblieben? Eine irrwitzige Mischung aus Heavy, klassischem Metal, hier und da etwas Screamo und jeder Menge Herzblut. Trocken und geerdet klingen die 10 Songs, stellenweise hat man Black Sabbath vor seinem geistigen Auge um dann doch wieder den Schwenk zu neumodischer Musik hinzulegen. Das Album versprüht eine morbide und unheimliche Atmosphäre, um gleichzeitig einen Schulterschluss mit dem Hörer zu zelebrieren. „Nicht nur dir geht es scheisse, nein, uns auch“ ist das Motto irgendwie. Herzreissend, ehrfürchtig und unfassbar authentisch! Wenn solche Alben das Resultat eines musikalischen Burn-Outs sind, dann bitte diesen Nullpunkt vor jedem weiteren Album!
Sleeping With Sirens mussten zum letzten Album „Feel“ Kritik einstecken. Man sei zu soft geworden und würde die Hardcore-Wurzlen vernachlässigen. OK liebe Freunde der gepflegten Musik. Sleeping With Sirens waren für mich schon immer ganz weit entfernt von Hardcore. Nennen wird das Kind doch „Post-Rock“ oder sowas in der Art. Dann wird ein Schuh draus. Nun wird auch das neue Album „Madness“ bei den Hetzern von damals wieder auf taube Ohren stoßen, denn an der Marschrichtung hat sich wenig getan. Im Gegenteil: Wo man den Weltschmerz damals schon aufgegriffen und musikalisch umgesetzt hat, geht man nun einen Schritt weiter und hat den Herzschmerz auch noch verinnerlicht. Sei es die sanfte Stimme von Frontmann Kellin Quinn oder die melancholische Stimmung der restlichen vier Musiker, es ist in sich schlüssig und auch geil gemacht. Man kann der Band nun so ziemlich Alles vorwerfen, muss aber ehrlich bleiben und ihr attestieren, dass die 13 Songs zünden und man ihn guten 38 Minuten mehr ausdrückt, als so manche andere Band in der doppelten Zeit. Catchy, eingängig und in gewisser Weise auch US-lastig, was aber der Sache hierzulande auch keinen Abbruch tun sollte.
Zum Schluss noch was für Traditionalisten. Ranger aus Finnland könnten das Herz so manchen Fans für sich gewinnen, da sie das machen, was sie anscheinend machen wollen. Thrash Metal der 80er ohne Schnickschnack. Kein Blingbling und kein Schnickschnack. Nein, schon das Cover zeigt auf, dass manchmal weniger doch mehr ist. Da packt man beherzt die Kutte aus, zieht sie an und reisst die Faust in die Höhe. Das Debüt klingt nach Judas Priest in Sachen Gesang, einer unfassbar rauen Produktion, die verwundern wird, und nach ganz viel Blut, Schweiß und Overkill. Ja, richtig gelesen! Wenn diese Herren keine riesigen Overkill-Fans sind, dann fresse ich einen Besen. Anders kann ich mir die Musik nicht erklären. So unverfälscht, ehrlich und mit so viel Tempo muss die Assoziation zutreffen. Hier wird amtlich Speed den Songs einverleibt, was mit Twin Guitars und rasanten Drums regelrecht gelebt wird. Schönes Ding, wenn auch auf der Innovationsskala eher unten angesiedelt. Aber wie hat mein Physiklehrer schon immer gesagt? Man muss die Gesetze von Newton verstehen und sie sicher nicht jedes Mal neu entdecken. Recht hatte er.