Die EMP Plattenkiste nach Ostern. Vollgefressen und mit kiloweise Schokolade bewaffnet, haben wir es uns auch gut gehen lassen. Nichtsdestotrotz ruft der Alltag und die Pflicht. Es müssen Alben gehört werden. Unzählige und auch nach Ostern ist die Liste der Freitags-Erscheinungen nicht weniger geworden. Wo Jesus sich den Sonntag für die Wiederauferstehung ausgesucht hat, werden wir mitten in der Woche unsere Highlights in die Waagschale. Hat zur Folge, dass ihr am Freitag euch schön über neue Platten freuen könnt und dann zielsicher ins Wochenende steuern dürft. So lasset uns die EMP Plattenkiste für den 10. April 2015 feiern. Und ab geht’s!
Halestorm sind irgendwie eine ganz besondere Nummer. Klar, die Sache mit „Metal trifft Southern Rock“ ist schon älter, aber von einer Dame präsentiert, kommt die Sache doch dann ganz anders daher. Sängerin Lizzy Hale schafft einen Spagat zwischen Dahinschmelzen und metallischer Röhre, die es nicht zu oft im Alltag gibt. So nun auch wieder bei „Into The Wild Life“, was zu den Vorgängern ein Quantensprung hinsichtlich der Produktion darstellt. Hat man sich bisher mit zu viel Ecken und Kanten arrangieren müssen, so wird dies nun durch eine saubere Produktion viel runder. Auch sind die 13 Songs ausufernder als bisher. Die Gegensätze zwischen „hart“ und „soft“ wirken gelungener und gezielter. Geradezu auf den Punkt und mit einer amtlichen Portion Eingängigkeit wird das neue Halestorm-Album auch bei euch Extrarunden im Player absolvieren. Versprochen!
Anathema sind einzigartig. Anathema sind aber auch schon lange im Geschäft und wissen, wie man auf sich aufmerksam macht. Ja, die neuen Werke sind meisterlich, aber auch die älteren Sachen sollte man nicht aus den Augen verlieren. „A Natural Disaster“, „A Fine Day To Exit“ oder das gottgleiche „Judgement“ beweisen, dass die Briten schon früher auf sich aufmerksam machen konnten. Alleine wenn „Deep“ erklingt und durch „Pitiless“ abgelöst wird, wenn „One Last Goodbye“ die 5-Minuten-Marke knackt und man sich fragt, wieso der Song nicht 10 Minuten hat, ja, dann hat einen „Judgement“ komplett gefesselt. Diese Zartheit, diese seeligen Songs und diese Zerbrechlichkeit machen das Album aus dem Jahre 1999 zu einem besonderen Stück. Nun erscheint eben dieses Album wieder in einer besonderen Aufmachung. Mit CD und LP ausgestattet, kann man sich die komplette Dröhnung verpassen. Sei es auf dem CD-Player oder mit dem Knistern des Vinyls, alle Gelüste werden befriedigt. Aber damit nicht genug, denn auch „A Natural Disaster“ und „A Fine Day To Exit“ erscheinen in dieser runden Aufmachung. Wer die Band in ihren Anfangstagen erleben will und sich bis dato nicht damit auseinander gesetzt hat, der hat nun die einmalige Chance.
A Life Divided konnten bereits 2013 über die Grenzen von Bayern hinaus auf sich aufmerksam machen. So ist es nicht verwunderlich, dass die Band auf der anstehenden Unheilig-Tour nachlegen will und geradezu muss. Die Massen müssen bedient werden. OK, einige bösartigen Menschen werden der Sache mit „Human“ skeptisch gegenüber stehen und auch denken, dass dies nun reines Kalkül der Bayern ist. Aber bitte mal langsam mit den Vorwürfen. „Burst“ zeigt bereits zu Beginn, dass alle Befürchtungen unbegründet sind. Elektronische Beats treffen auf Gitarren und Sänger Plangger reiht sich harmonisch in dieses Wechselspiel mit ein. „My Apology“ ist ein Highlight der besonderen Art von „Human“, welcher mit einer gewissen Brise Herzschmerz serviert wird. Die Frauen werden es der Band danken. „Happy End“ ist flott, „Lay Me Down“ zähflüssig und „My Own Mistake“ reisst mit. A Life Divided haben den Dreh raus und beste Handarbeit abgelegt. Die Tour kann kommen, die Songs gespielt werden und alle werden glücklich nach Hause gehen. So muss es sein!
Pop-Punk! Wie das schon klingt. Man riecht den Kaugummi-Geruch, die Bonbons hat man vor dem geistigen Auge und letztendlich ist der Stempel einer Band schon aufgedrückt, bevor man diese auch nur ansatzweise gehört hat. All Time Low schlagen sich schon seit ihrer Gründung 2003 mit diesem Verhalten der Menschen rum, aber geben noch lange nicht auf. „Future Hearts“ ist der neue Paukenschlag und ja, das Cover alleine wird alle Hater schon wieder auf die Barrikaden bringen: Wie kann man nur in einem seichten Blau so ein Artwork servieren? Ja, das sechste Album ist optisch nun nicht der Hingucker, aber darum geht es nun auch nicht primär. Die 13 Songs sollen überzeugen und benötigten eigentlich keiner Hilfe von externen Musikern. Dennoch – man kann es also schon als Verneigung ansehen – haben sich Mark Hoppus von Blink182 und Joel Madden von Good Charlotte jeweils für einen Song bereit erklärt. „Kicking & Screaming“, „Kinds In The Dark“ oder „Missing You“ sind alle feine Songs, die für sich sprechen. „Old Scars / Future Hearts“ ist eine Hommage an die alten Tage, aber auch ein Ausblick auf das Kommende von All Time Low. Wer auf schmissigen Punk steht, den Assi-Faktor aber nicht haben will und das Dosenbier gerne anderen überlässt, der ist mit All Time Low und „Future Hearts“ glücklich.
Lust auf ein bisschen Remmidemmi? Lust auf Itchy Poopzkid und ihr sechstes Album? Nun, dass sollte „Six“ – welche Wunder wie der Titel zum sechsten Album passt – richtig sein für euch. Rumpel, Krach und jede Menge Spaß wird einem von den Schwaben serviert, die immer wieder für gute Laune sorgen können. „She’s Gonna Get It“ macht direkt zu Beginn klar, dass auch dieses Mal wieder das Gaspedal durchgedrückt wurde. Schunkel-Musik ist das nicht, sondern vielmehr stotzt „Six“ mit rotzigen Songs, wie beispielsweise „I Gotta Get Away“. Der Moshpit ruft auch bei „Plastic“, was die alltägliche Oberflächlichkeit ankreiden soll. Feinfühlige Gitarren sucht man hier vergebens, Liebkosungen ebenfalls und ja, Schnickschnack ist ebenfalls heute nicht im Programm. Dafür waren Itchy Poopzkid auch nicht bekannt. Wer es gerne verträumt will, geflüsterte Worte in seinem Ohr wahrnehmen möchte, sollte um „Six“ einen großen Bogen machen. Hier wird gerotzt, gerockt und angekreidet. Zurecht!