Freitag ist Tag der EMP Plattenkiste. So auch diese Woche. Der erste Tag des Monats Februar steht an. Wo man hier und da schon die Karneval-Jahreszeit einläutet, geht in manchen Regionen der Republik noch nichts in der Richtung. Zum Glück, denn irgendwie steht jetzt wieder diese alberne Jahreszeit vor der Tür, die einem ein verkrampftes Verhalten abgewinnt. Da freuen wir uns doch diese Woche quasi noch viel mehr, hochkarätige Alben im Angebot der Plattenkiste zu haben. Seien es Granaten wie Broilers oder der vertonte Hass und Weltschmerz, den Behemoth aufgesogen haben. Doch damit nicht genug. Wobei: Schaut selbst in die EMP Plattenkiste vom 7. Februar 2014.
Vertonter Hass liefern Behemoth ab. Mit „The Satanist“ knallen die Polen einem ein fieses Brett entgegen, welches zweifelsohne jetzt schon zu den Top 5 des Jahres 2014 gehören wird. Wieso? Es ist schwer in Worte zu fassen, aber „Blow Your Trumpets Gabriel“ startet geradezu episch los, bevor „Furor Divinus“ nur noch knallt, scheppert und prügelt. Black Metal Elemente drücken durch und lassen einem Tränen der Freude in die Augen drücken. Nergal is back und hier ist der Beweis. Peitschend und treibend bis man mit „Messe Noire“ einen ruhigen und tiefsinnigen Song erreicht, der sich aber auch von seiner rauen Seite zeigt. „Ora Pro Nobis Lucifer“ geht geradezu eingängig los und man merkt zu jeder Sekunde des Intros die Liebe zum Detail, die dem ganzen Werke inne wohnt. „The Satanist“ und „O Father O Satan O Sun!“ sind aber wohl die herausstechenden Stückes Albums. Zwischen Eingängigkeit, Groove und der dämonischen Art der Band schwankend, werden sämtliche Register gezogen, die man von einer Black Metal/Death-Scheibe erwarten kann. Behemoth legen ein Zeugnis ab, welches für viele andere Bands im Umkehrschluss der musikalische Todesstoß ist: Dieses Album ist fast nicht mehr zu überbieten.
Die Broilers haben sich in den letzten Jahren geradezu aus dem Nichts nach oben gespielt. Wenn man sich den Erfolgsweg betrachtet, steht man teilweise ratlos da und fragt sich, wie der Quantensprung so nun zustande kam. Aber ja, die Broilers haben es sich redlich verdient. Der Nachfolger von „Santa Muerte“ muss was bieten, denn die Meute ist verwöhnt. Zwei Jahre geradezu auf Tour, ausverkaufte Hallen und Songs, die die Besucher nach den Shows noch sangen, sprechen eine klare Sprache. Aber Broilers haben es mit „Noir“ geschafft und gleichzeitig ein Album abgelegt, welches breit gefächerter nicht sein könnte. Treffsichere Refrains und raue Songs, treffen auf Songs, die dem Bereich Singer/Songwriter schon zu zuordnen sind. Selbst soulige Elemente machen hier nicht Halt und mit 16 Songs bekommt man noch ein randvolles Ding serviert. Es ist jetzt schon klar, dass „Noir“ dem Vorgänger in Sachen Erfolg nicht nachstehen wird und somit können wir jetzt schon den Broilers gratulieren.
Crosses sind hier vielleicht noch nicht so präsent, was aber der Tatsache geschuldet ist, dass die Band es bis dato hier noch nicht zu Konzerten gebracht hat. Vielleicht muss man auch zweimal hinschauen, um zu kapieren, wer sich hinter der Band versteckt. Neben Shaun Lopez von der Band FAR und Chuck Doom, werden sicherlich bei dem Namen Chino Moreno ein paar Menschen hellhörig. Nun sprechen wir natürlich von einem Seitenprojekt des Deftones-Sänger, was aber schon etwas schmerzt. Der Hauptband zuwider ist hier eine ganz andere Intension, die Crosses voranbringt. Zwischen Pop, Elektro, aber auch Indie agierend, liefern nun Crosses nach zwei EPs ihr erstes Studioalbum ab. 15 Songs, die an Sperrigkeit teilweise fast nicht zu überbieten sind, haben es auf den Silberling geschafft. Aber gerade dies macht den ganz besonderen Reiz des Albums aus. Leichte Musik kann jeder. Wenn es ans Eingemachte geht, dann sollte man Crosses heranziehen.
Wo wir schon bei den sperrigen Kandidaten der Musikwelt sind, so bleiben wir doch noch hier. Mantar mit „Death By Burning“ stehen in den Startlöchern. Das Hamburger Duo (!!!) hat aber sicher nichts mit der alten Hamburger Schule zu tun, sondern streckt eh jedem Schubladendenker den Mittelfinger entgegen. Groovige Attacken hier durch minimalistische Ausrüstung und mit einer negativen Gefühlswelt dort sind Eckpfeiler, die sicher noch nicht alles abdecken, was das Album zu bieten hat. Eine dezente Portion Melodien im klassischen Sinne, sind eine weitere Zutat, die Mantar in ihrem Medikamentenschrank haben. Das Resultat ist ein zähes und schleppendes Werk, was aber keinesfalls negativ behaftet sein soll. Das letzte Drittel des Albums ist gezeichnet von rockigen Nummern, die Assoziationen zu Mötorhead aufzeigen könnten, aber sicher so nicht direkt wollen. Mantar sind eigenständig und das zeigen sie auch durch das ganze Album hinweg. Doom hier, Sludge da und Rock zu guter Letzt. Was will man mehr?
Wenn Künstler Kunst machen, dann ist es meist was Gewöhnliches. Wenn aber Kulturhistoriker Musik machen, dann kann man sich auf was gefasst machen. Der Finne Kimi Kärki liefert sein Lebenszeichen in Form von „The Bone Of My Bones“ ab, was aber nun nicht der erste Gehversuch im Sektor Musik darstellt. Vielmehr treibt sich der Sänger schon etliche Jahren in Bands wie Reverend Bizarre oder Lord Vicar rum. Nun das erste eigene Ding, was in starker Anlehnung an Cash, Cohen, aber auch Young ausgelegt ist. Große Namen, die aber nicht dem gerecht werden, was Kärki macht. Durch seinen Hintergrund greift er zu lyrischen Texten, die dem Album eine ganz besondere Note verpassen. Wenn nun der Schwerpunkt auf den Texten liegt, muss man in anderen Punkten Abstriche machen und so ist die Musik eher minimalistisch ausgelegt. Dies unterstreicht aber in diesem Falle den gesetzten Fokus des Finnen. Abzüge kann man ihm somit nicht geben und falls doch, dann bewegt man sich auf dünnem Eis und sollte sich fragen, ob man den Sinn und die Aussage von Kimi Kärki verstanden hat.