Die EMP Plattenkiste für den ersten Freitag des Monats März. Den Februar mal kurz hinter uns gelassen, geht es nun dem Frühling entgegen. Die Tage werden länger, das Bier schmeckt draußen auch wieder besser und friert einem nicht direkt in der Flasche zusammen. Wir nähern uns auch so langsam den Höhepunkt der Veröffentlichungen. Zwischen dem Winter und den ersten Festivals, gibt es immer jede Menge Alben, die anstehen. Damit ihr zielsicher loszieht könnt und unseren Shop plündern könnt, wollen wir euch auch diese Woche wieder eine kleine Hilfe bieten. Die EMP Plattenkiste für den 06. März 2015 startet genau jetzt!
New Wave of British Heavy Metal ist das Schlagwort, wenn es um die Schweden von Night geht. Mit „Soldiers Of Time“ zelebriert man das, was sich damals auf der Insel so ruhmreich empor hob und eine neue Ära einläutete. Die jungen Hüpfer von Night waren damals noch in Abrahams Wurstkessel und sollten die Zeit nur vom Hörensagen kennen. Aber wer auch immer den Kerlen diese Musikszene näher gebracht hat, konnte komplette Überzeugungsarbeit leisten. Als Referenz für die 11 Songs kann und muss man Bands wie Iron Maiden, oder eben auch Judas Priest nennen. Aber auch Parallelen zu Portrait sind nicht ganz von der Hand zu weisen, wenn man sich den Gesang näher anhört. Mit Nummern wie „Towards The Sky“ setzt man gekonnt Akzente und lässt hier beispielsweise die Akustikgitarre aufleben. Ansonsten brennt das Feuer des Hardrocks und man bekommt einen warmen und erdigen Sound. Sehr gelungen und ein Paradebeispiel dafür, dass Musik nicht immer neu erfunden werden muss. Solange es gut gemacht ist!
Muss man Europe noch vorstellen? Wer an „The Final Countdown“ vorbei kam ohne es jemals gehört zu haben, der muss die letzten 30 Jahre auf einem anderen Planeten gelebt haben, oder unter akutem Hörverlust leiden. Die Schweden sind das, was man als Vorreiter des europäischen Hair-Metal bezeichnen sollte. Mein erster Starschnitt aus der Bravo war Joey Tempest, seinesgleichen Sänger der Band. Dieser Mann ist auch nach mehr als 30 Jahren noch am Drücker und haut mit Europe nun das 10. Album auf den Markt. Mit 11 Songs feiert man sich, den Hardrock mut Blues-Einflüssen und ganz viel Aussagekraft. Sicher ist das keine hippe und angesagte Band und wer nun total freaky Sachen will, sollte Europe meiden, aber diese Band einfach ehrlich, hat enorm viel Durchhaltevermögen und weiß, was die Fans an ihr zu schätzen wissen. Und wenn man nun sagt, dass „War Of Kings“ auch noch das stärkste Album der Band seit ganz vielen Jahren ist, dann wäre das weder gelogen noch übertrieben! Ein starkes Ding.
Was war das für ein Krampf im Jahre 2013 und der Band The Answer. „New Horizon“ wirkte etwas angestrengt und ehrlich, ich hatte Schiss, dass nun mit „Raise A Little Hell“ der Krampf weiter geht. Das Cover unterstrich noch meine Befürchtung und ja, aus Schiss wurde pure Angst. Welch Wohltat war es dann, als „Long Live The Renegades“ loslegte und mir zeigte, dass die Band nochmals die Kurve bekommen hatte. Die Leichtigkeit der ersten Werke war wieder greifbar und „The Other Side“ konnte man direkt als Programm auffassen. Ja, man ist auf die andere Seite geschwommen. Die Seite, auf der gute Musik gemacht wird. „Red“ und der Schlusssong „Raise A Little Hell“ zählen wohl zu den besten Songs, die The Answer jemals geschrieben haben. Aber auch Songs wie „Strange Kinda’ Nothing“ oder „Whiplash“ sprechen eine deutliche Sprache. Rock ist wieder das Steckenpferd und man muss das Album zuvor wirklich als kreativen Ausrutscher deklarieren. Wäre nun „Raise A Little Hell“ mit einem ansprechenden Cover versehen, könnte man sagen, dass das Album rundum ein Knaller ist. So muss – auf die Musik reduziert – gesagt werden, dass es ein verdammt starkes Ding ist.
Bereits 23 Jahre haben auch Moonspell auf dem Papier stehen. Die Portugiesen sind wohl der Exportschlager aus dem wirtschaftlich gebeutelten Land und stehen mit Alben wie „Irreligious“ oder „Sin/Pecado“ ganz weit vorne in der Gunst meinerseits. Es gab dann aber auch dieses Kapitel der Belanglosigkeit, welches so viele Bands durchschreiten. Mit „Night Eternal“ konnte man 2008 wieder auf sich aufmerksam machen und ja, man ist auch 2015 noch gespannt, was da so kommen mag. Nun also „Extinct“, was von Titel her an Max Cavalera erinnern könnte. Wer nun auf einen Nachfolger von „Alpha Noir“ gehofft hat, der wird maßlos enttäuscht sein. Geradezu dem Pop verschrieben, agieren Moonspell musikalisch mal wieder in Gefilden, die man nicht erwartet hätte. Aber – und so viel Ehrlichkeit muss sein – die neuen Songs überzeugen auf ganzer Linie. „Domina“ wirkt orientalisch, „The Last If Us“ hat Folk-Einflüsse und „The Future Is Dark“ entwickelt sich beim ersten Hördurchgang schon zu einem Dauerbrenner. Fernando zeigt sich stimmlich in bester Form und unter dem Stich muss man Moonspell eine Kurzweiligkeit attestieren, die man oft vergeblich sucht. Trotz – oder gerade durch – den Pop-lastigen Anteil ist das neue Album ein wirklich scharfes Ding geworden.
Gewisse Dinge dauern einfach. Leider oft viel zu lange. So geschehen nun auch bei Cold War Kids und ihrem Album „Hold My Home“. Das Ding ist bereits in den Staaten seit geraumer Zeit erhältlich und erscheint aber nun erst hierzulande. Und dabei ist das Ding so herrlich geworden. Aber nun hat das Warten ein Ende. Wer Cold War Kids mag, wird dieses Album lieben. Musikalisch sich trei geblieben. Man zelebriert den Indie Rock, hetzt das „Clap Your Hands“- Feeling ungemein an und zeigt, dass die Band das Zeug hat, große Alben zu schreiben. Wo Sound-Freaks die Hände über dem Kopf zusammen schlagen und der Band einen fetten Produzenten ans Herz legen, sind andere Hörer fasziniert von den Klängen, die man zu hören bekommt. „Harold Bloom“ begeistert mit Piano-Klängen, „Go Quietly“ ist ein wahrer Indie-Hit und die Stimme von Willett steht anscheinend über all dem Ganzen. „Hold My Home“ ist ein richtiger Schritt in eine Richtung, die die Cold War Kids beherrschen: Feinster Indie-Rock, gemacht für das Jetzt und Hier, sowie für die Nachwelt.