Die EMP Plattenkiste zum 06. März mit etwas Verspätung. Nein, nicht Corona hat uns erwischt, sondern einfach eine ganz normale Grippe. Diese dafür aber mindestens genauso wuchtig Und das Ganze ohne Hamstervorräte. Sei es drum, denn der Schreiber dieser Zeilen ist wieder auf dem Dampfer. Und nun viel Spaß mit den Platten der Woche hier bei EMP.
Almanac – Rush Of Death
„Drivers, start your engines“, tönt es aus den Lautsprechern, bevor Victor Smolski mit seinen Herren von Almanac durchstartet. Mit Rennsport hat das Ganze zwar nicht direkt zu tun, aber dennoch schafft die Truppe einen Brückenschlag zum Motorsport. Mit amtlich viel Tempo geht „Predator“ direkt ans Werk. Nach den bisherigen Alben „Tsar“ und „Kingslayer“ war dies aber irgendwie auch klar. Mit drei Neubesetzungen bei der Band kann man sich aber nun „Rush Of Death“ einverleiben. Auch der Titeltrack selbst ist direkt erwähnenswert, denn die Truppe hat kaum einen verspielteren Song jemals veröffentlicht. Mit „Satisfied“ schafft man sogar einen überlangen und epischen Song, welcher dem Album eine Wende verpasst. Abwechslungsreich ist das Album aufgebaut, perfekt in Szene gesetzt das Songwriting und rundum ein wirklich starkes Ding. Wer theatralische Musik abfeiert, sich Power Metal nicht verwehrt und darüber hinaus Rage abfeiert, sollte mit Almanac rundum zufrieden werden!
My Dying Bride – The Ghost Of Orion
Es war sehr lange viel zu still um My Dying Bride. Man munkelte sogar, dass die Band sich auflösen würde, doch dazu kam es nie. Die Death-Doom-Institution konnte sich wieder zusammenraufen. Trotz der Krebserkrankung der Tochter von Aaron Stainthorpe. Doch nun ist nach 5 Jahren endlich „The Ghost Of Orion“ veröffentlicht. Klassisch bewegt sich die Band direkt mit dem Opener und der ersten Singe „Your Broken Shore“. Der Brückenschlag zu „Feel The Misery“ sollte hiermit geglückt sein. Doch auch zugängliche und geradezu fragile Momente wie „The Outlive Of Gods“ darf man auf dem neuen Album vernehmen. Diese überwiegen sogar, wenn man sich das Album komplett anhört und zu einem Fazit kommen muss. Aber hey, keinesfalls Pop, sondern vielmehr als logische Fortsetzung zu „Turn Loose The Swans“ zu sehen. My Dying Bride liefern ein abwechslungsreiches, solides und absolut ausgereiftes Album ab. Ein herrlich dunkler Trip der Briten!
Silverstein – A Beautiful Place To Drown
Wo sind die alten Emo-Recken? Die, die sich damals an Silverstein derart erfreut haben und dann doch die Band irgendwie aus den Augen verloren haben. Aber hey, Silverstein haben sich sicher nicht auf den Lorbeeren der letzten 20 Jahre ausgeruht, wie man nun mit „A Beautiful Place To Drown“ hören kann. Mit insgesamt 4 Vorab-Singles lässt die Band sich aber auch nicht lumpen, den potentiellen Fans genug Futter zu geben. Songs wie „Bad Habits“ und „Burn It Down“ vereinen wieder alle Trademarks der Truppe. „Where Are You“ geizt nicht mit Pop-Anleihen, Underoath Aaron Gillespie darf sich bei „Infinite“ einbringen und „Shape Shift“ kommt als solide Ballade daher. Es gibt für manchen Fans in den 12 Songs wohl keinen roten Faden, doch lasst euch gesagt sein, dass nur wenige Bands sich derart weit aus dem Fenster lehnen. Ein Bruch mit Traditionen und ja, einer der sich lohnt.
Amanda – Durch die Ewigkeit
Zugegeben, ich habe mit einigem gerechnet, aber nicht mit dem, was mir mit „Durch die Ewigkeit“ serviert wurde. Da nennt sich diese Band Amanda und ich hatte mit einer Frauenstimme gerechnet. Amanda ist eine Band aus der österreichischen Steiermark, was man auch am Dialekt hört. Die junge Band hat sich den Naturerscheinungen verschrieben, wie man sie in der Musik per se nur aus Skandinavien und Island kennt. Ruhig, fragil, nachdenklich und tiefsinnig arbeitet sich die Band durch die 8 Songs. Man betritt Gefilde des Psych, des Rock, aber eben auch des Pops. Man lebt im Hier und Jetzt, wenn es um die Musik geht. Man schafft Soundteppiche, die wiederkehrende Muster beinhalten, aber eben auch mit Ausbrüchen arbeiten. Mit Pink Floyd liebäugelnd und den Doors eng verbunden, schaffen sie es aber ihren eigenen Sound zu finden. Wahnsinnig intensiv, wenn man sich auch einarbeiten muss. Aber dann wird man reichlich belohnt.
Katatonia – Dance Of December Souls
Kommende Alben werfen meist schon einen langen Schatten voraus. So auch bei Katatonia, die dieses Frühjahr noch ein neues Album auf uns loslassen werden. Vorab gibt es aber eine Neuauflage des Debüts „Dance Of December Souls“. Doch Vorsicht an all die Hörer, die nun das Soundgewand der letzten Jahre erwarten. Hier spielten die Herren noch eine Mischung aus Doom und Death, welches sich vielmehr an ganz alten von Paradise Lost, Anathema und vielleicht noch My Dying Bride orientiert. Eine Kopie ist dieses Album sicher nicht von den genannten Bands. Man bekommt einen traurigen, melancholischen und intensiven Mix aus depressiven und gleichzeitigen ergreifenden Lyrics eingehüllt in schleppende Musik verpasst. Lebensbejahend ist hier wenig, grandios dafür geradezu alles. 8 Songs, 53 Minuten, die dunkler nicht hätten ausfallen können. Aber eben auch die Genialität der Band schon hier erkennen lassen. Diese Neuauflage sollte man sich nicht entgehen lassen.