Die erste EMP Plattenkiste im letzten Monat des Jahres. Man zählt die Tage bis Silvester. Naja, 2020 war einfach in jeder Art und Weise anders und man kann nur hoffen, dass 2021 besser wird. Aber wir lassen uns nicht die Stimmung versauen. Wir machen das Beste draus. Dann lasst uns mal die EMP Plattenkiste für den 04.12.2020 anschauen.
Stick To Your Guns und…
Stick To Your Guns sind fett im Geschäft. Seit ihrer Gründung haben sie den Hardcore derart auf Links gedreht, dass es einem schummrig wird. Jesse Barnett formierte 2003 in Rancho Santa Margarita die Truppe, welche ihr Gesicht aber erst in den letzten Jahren zeigten. Natürlich sind alle Alben essentiell und ohne „For What It’s Worth“ und „Comes From The Heart“ wären Stick To Your Guns heute nicht die Truppe, die sie sind. Auch „The Hope Divison“ läuft heute noch gut rein. Letztendlich sind es aber Alben wie „Diamond“, „Disobedient“ und „True View“ die quasi den Moshpit so richtig anheizen. Und nun werden eben genau diese Alben neu auf Vinyl aufgelegt. Horrende Preise waren bisher zu zahlen, wenn man die Alben auf dem Plattenteller haben wollte. Grund genug für uns, die Alben nochmals genauer unter die Lupfe zu nehmen. Lohnt sich auf jeden Fall.
… „Diamond“
Es wird wohl mein liebstes Album von Stick To Your Guns bleiben. Die Rede ist von „Diamond“ aus dem Jahre 2012. Alleine dieser Einstieg mit Samples, Drum und letztendlich der markanten Stimme eines Jesse. Da werden bereits die ersten Minuten zu einem wahren Genuss. „Against Them All“ und „Such Pain“ sind reinrassige Hardcore-Klopfer, die sich aber immer durch eine melodische Seite zeigen. Mit „We Still Believe“ haben Stick To Your Guns aber auch in früheren Jahren eindrucksvoll bewiesen, dass sie wahre Hits für die Tanzfläche schreiben können. Super schmissig, catchy von Beginn an und mit einer biestigen Bridge versehen, ein wahrer Übersong. „Beyond The Sun“, „Life In A Box“ oder auch „Bringing You Down“ überzeugen mit selber Durchschlagskraft, bevor man mit „D(I Am)ond“ eine melancholische Nummer aus dem Hut zaubert. „Diamond“ ist ein Album, welches zur damaligen Zeit vollumfänglich das Können der Band aufzeigte.
… „Disobedient“
Sobald das epische „It Starts With Me“ ertönt, macht sich unweigerlich Gänsehaut breit. Ein Chor unterstreicht den Song, der sich über die 2:31 Minuten aufbaut und in einem verzerrten und martialischen Schrei von Jesse entlädt. Ein Sample lässt den Song ausklingen, bevor „What Choice Did You Give Us?“ ertönt. Direkt auf die 12 und ohne Kompromisse. Aber Stick To Your Guns wären eben nicht diese Band, wenn sie es nicht in jedem Song schaffen würden, eine melodische Seite einzubauen. So auch hier! „Nobody“ poltert und rumpelt, bevor es mit „RMA“ und 90 Sekunden den völligen Abriss gibt. Kein Stein bleibt auf dem anderen und hier regiert der Hardcore derart brutal, dass man sich die Augen reiben muss. „To Whom It May Concern“ geht etwas bedächtiger an die Sache ran, „The Crown“ sogar mit gewissen Pop-Anleihen und Scott Vogel regiert bei „I Choose Nothing“. „Disobedient“ – Ein Biest von Album!
… True View
„True View“ ist bis dato das letzte Album von Stick To Your Guns. 2017 erschienen, war man bereits bei der Ankündigung in heller Aufregung. Wieso? Nun, die Alben zuvor haben klar gezeigt, zu was Stick To Your Guns in der Lage sind. Nein, es geht nicht um die Tatsache, dass die Band ultra hart oder ultra true ist. Nein, es ging vielmehr darum, dass die Kombination aus Härte und Melodien zeigten, dass Stick To Your Guns den Hardcore quasi neu erfunden haben. Alte Pfade wurden verlassen und die Band aus Orange County traute sich was. Songs wie „Married To The Noise“ hauen einem einfach die Beine weg. „Cave Canem“ ziehen mit und „You Are Free“ ist derart geil, dass man unweigerlich kopfnickend den Song hinnimmt. Unerreicht – auch in der Diskografie der Band – ist und bleibt aber „The Better Days Before Me“. Was für ein Album! Unfassbar!
Paradise Lost – Draconian Times
Wie schnell doch Bands immer wieder in Ungnade fallen können. Paradise Lost haben die am eigenen Leib erfahren müssen. Die Band aus Halifax hatte einen kometenhafte Aufstieg und insbesondere das zweite Album „Gothic“ ist auch heute noch ein wahres Biest von Album. Mit „Icon“ schlug man aber 1993 eine Richtung ein, die den alten Fans hier und da nicht mundete. Doch Paradise Lost haben sich auch mit „Draconian Times“ nicht beirren lassen. Eine fragile Stimmung macht sich breit, man zeigt sich melodischer und weißt dennoch die Heaviness nicht komplett von sich. Nick Holmes wuchs auf diesem Album stimmlich über sich hinaus. Songs wie „Once Solemn“ oder auch „Yearn For Change“ sind bestechend gut und zeigen auf, dass Paradise Lost ein Händchen für das Songwriting haben. 1995 veröffentlicht, erscheint dieser Meilenstein nun erneut auf Vinyl. Lange vergriffen, ist das Album endlich wieder zu haben. Mit all seinen Stärken.