Die EMP Plattenkiste für den ersten Freitag im Monat März ist da. Nachdem wir unsere Wunden hinsichtlich dem Karneval lecken, schalten wir bei Parties erst mal nen Gang runter. Nicht aber bei Musik. Jeden Freitag erscheinen Platten und während ihr euch durch die Straßen gedrückt habt, wollten wir die neuen Scheiben für diesen Freitag hören. Die EMP Crew hat es geschafft und absolut nüchtern präsentieren wir euch die Platten für den 03. März 2017.
Emmure – Look At Yourself
Wo Emmure auftauchen, da gibt es meist einen gang großen Knall. Diesen gab es aber auch vor geraumer Zeit als kurzerhand Frontsau Frankie Palmerie letztendlich alleine dastand. Die Band war irgendwie Geschichte, aber der gute Mann versprach, dass Emmure weitermachen würden. „OK, kann man, muss man aber nicht“, dachten wohl viele Fans. Nun ist mit „Look At Yourself“ das erste Album am Start, was gleichzeitig ein Debüt darstellt, wenn man sich verinnerlicht, dass eben die ganze Band abgedankt hat. Nach einem obligatorischen Intro startet man auch direkt los und zeigt, dass Harmonien irgendwie deplatziert sind, wenn es um Emmure geht. In brachialster (!) Form wird hier dem Deathcore gefrönt und dies in beeindruckender Manier. Man schnappt nach Luft, aber selbst die wird dem Hörer durch 13 Hassbatzen abgeschnürt. Wer auf zartbesaitete Musik steht, sollte einen maximal großen Bogen um Emmure und ihr Werk machen. Wer auf Krawall steht, ist hier richtig.
Junius – Eternal Rituals For The Accretion Of Light
„Eternal Rituals For The Accretion Of Light“ ist das große Ganze. Oder anders formuliert: Junius machen den Sack zu was ihre Trilogie angeht, die Alben aus dem Jahre 2009 und 2011 mit diesem Wer bilden. Mastermind Joseph E. Martinez hat das Album letztendlich im Alleingang geschrieben und auf die Beine gestellt, was in der Gesamtnote aber sicherlich keinen Abzug gibt. Vielmehr gleitet man in ähnliche Sphären ab wie es dazumal schon Caspian geschafft haben. Epischer Sound, ungemein atmosphärisch und über jeden Zweifel hinweg erhaben. Aber auch Songs wie „Masquerade In Veils“ findet man auf dem Album und wundert sich dann doch über den Cash-lastigen Sound. Wer den Altmeister nicht schätzt, der ist sicherlich auch mit Junius nicht glücklich. Allen Post-Rock-Fans kann man dieses Album nur dringend empfehlen, denn wahre Schönheit wurde hier vertont. Grooves und Riffs satt. Was braucht man mehr?
Wolfheart – Tyhjyys
Wolfheart kommen aus dem hohen Norden und selbstredend hat ihr Heimatland Finnland unweigerlich Einfluss auf die Musik. Die Herren kredenzen nun ihr drittes Album, welches erneut als „Winter Metal“ durchgeht. Stark angelehnt an die zwei Vorgänger, schaffen es Wolfheart ihren eingeschlagenen Weg konsequent weiter zu verfolgen und diesen sogar noch breiter zu in Musik zu zementieren. Hier hat man die ganz großen Momente des finnischen Metals, jedoch diese eben nicht in den einzelnen Songs. Es ist vielmehr so, dass man die 8 Stücke des Albums „ Tyhjyys“ insgesamt betrachten muss, damit man das Gesamtbild erfassen kann. Wer auf der Suche nach schmissigen Nummern ist und hierbei mit einer gewissen Radiomentalität rangeht, der wird sein blaues Wunder erleben und frustriert die Platte ad-acta legen. Wer jedoch komplexe und herausfordernde Alben gerne anhört, der sollte Wolfheart definitiv ein Ohr schenken. Gänsehaut ist garantiert und gibt es gratis dazu!
Van Holzen – Anomalie
„Wir machen deutschen Rock“ sagt Frontmann und Gitarrist Florian Kiesling so derbe gelangweilt. Dabei machen die drei Schwaben was ganz Großes. Ja, Rock, da hat der gute Bub ja recht, aber eben nicht diesen, der beim pseudo-coolen Nachbarn scheppert, sondern so einen, der bei Menschen mit Grips läuft. „Anomalie“ ist das erste Werk und schon dieses zeigt, dass Baden-Württemberg mehr zu bieten hat als Häuslebauer und Mercedes Benz. Die teilweise krude klingenden Töne sind wohl am ehesten als „Stoner-geschwängerte Ausgeburt des alternativen Rocks“ zu deklarieren. Ein musikalisches Kind, welches so ungemein viele Talente in sich birgt und diese auch zu Tage bringen kann. Kraftvoll hier, roh und dreckig an anderer Stelle und immer den Spagat gemeistert, der dem Hörer eine gewisse Eingängigkeit serviert. Wer Royal Blood, Queens Of The Stone Age oder eben Heisskalt abfeiert, der sollte hier so maßlos happy werden, dass einem schlecht wird.
The Real McKenzies – Two Devils Will Talk
The Real McKenzies muss man sicher nicht mehr vorstellen. Die Kanadier mit schottischen Wurzeln sind nicht nur ungemein trinkfest, nein, die Herren machen auch Musik, wie sie ihre Vorfahren in Schottland schon gelebt hat. Das neue Werk „Two Devils Will Talk“ ist quasi das Geschenk zum 25-Jährigen, was man auch sicherlich mit jeder Menge Alkohol begießen könnte. Aber uns ist die Musik dann doch wichtiger, denn die Folk-Punker verstehen ihr Handwerk. So zimmerten sie gnadenlos gute Nummern zusammen, die live sicherlich wieder explodieren werden. Ungeachtet der Tatsache, dass Balladen eventuell weniger angesagt sind, greift man auch hier in den Topf und macht sich zu keinem Zeitpunkt lächerlich. Vielmehr das Gegenteil ist der Fall, denn so viel Herzblut lassen wenige Bands in ihre Musik fließen. The Real McKenzies schon, was ihnen auch hier wieder tiefsten Respekt einbringen wird. „Two Devils Will Talk“ ist wohl ihr bestes Album bisher!