Die EMP Plattenkiste in turbolenten Zeiten. Man kommt schon gar nicht mehr am Thema „Donald Trump“ vorbei. Facebook, Twitter und wie sie alle heißen mögen, befeuern einen direkt mit dem Thema. Der irre Blondschopf dreht jeden Tag erneut frei und man ist nur noch gefrustet, was seine Laune und Erlasse betrifft. Da ist die Musik wieder ein Quell der Freude und man lernt seine Platten doch wieder mehr schätzen. So wollen wir euch auch diese Woche Alben ans Herz legen, die nicht im Schrank fehlen sollten. Die EMP Plattenkiste für den 03. Februar 2017.
Katatonia – The Great Cold Distance
Den Beginn machen Katatonia mit dem Album „The Great Cold Distance“. Nun werden gewisse Freunde der Schweden schreien, dass wir doch von einer alten Platte sprechen, was wir auch nicht komplett verneinen wollen. Jedoch hat dieses Überalbum einen neuen Anstrich bekommen, der dieses Re-Release zum absoluten Juwelen macht. Ursprünglich als einzelner Tonträger veröffentlicht, hat das ohnehin starke Album nun drei weitere CDs inklusive. Neben dem zweiten Tonträger, der Bonusmaterial aus der damaligen Session beinhaltet, sollte insbesondere die Live-Darbietung des Albums in kompletter Länge Fanherzen höher schlagen lassen. Abgerundet wird die Kiste durch eine 5.1-fähige Hi-Res-Version des Klassikers. Wer Songs wie „Deliberation“, „July“ oder dem unfassbar epischen Opener „Leaders“ in absolut höchster Qualität hören will, kommt an dieser Edition ohnehin nicht vorbei. Aber auch der Rest sollte schon mehr als überzeugen.
Menzingers – After The Party
Mit „After The Party“ greifen die Menzingers wieder an. Die Party ist aber noch lange nicht vorbei bei den Herren, die sich dem Punkrock verschrieben haben. Sicherlich, die Dekade mit der 2 vorne ist vorbei, doch die Menzingers schaffen es auch mit ihrem fünften Album großartige Momente zu erzeugen. Viel mehr noch, denn hier findet man Songs, die wohl zu den besten gehören, die die Band aus dem Ärmel schütteln konnte. Bedingungslose Liebe macht sich bereits beim Opener breit, welcher augenzwinkernd eben die Problematik aufgreift, was man ab dem 30. Lebensjahr nun mit seinem Leben anfängt. 13 Songs später ist man darüber im Bilde, falls ein Leser hier im realen Leben noch nicht diese Erfahrung machen konnte: Man schreibt eingängige und schmissige Nummern, die sich festbeißen und nachhaltig wirken. Saubere Kiste und für Freunde des melodischen Punks ein Pflichtkauf.
Judas Priest – Turbo 30 (30th Anniversary Edition)
Ich kann mich noch dran erinnern, als ein Freund mit dem Album „Turbo“ von Judas Priest ankam. Hat er sich damals von seinem älteren Bruder auf Kassette überspielen lassen. Wir kannten „British Steel“ und „Screaming For Vengeance“ schon. Und selbst „Defenders Of The Faith“ überzeugte uns auf ganzer Linie. „Turbo“ war aber zugegeben ein harter Brocken beim ersten Durchlauf. Die Einführung von Synthies sorgte dafür, dass sich zwei Lager unter den Priest-Fans bildeten. Die einen hassten Rob Halford und Co. für diesen mutigen Ausflug, das andere Lager feierte die Band ab. Sicherlich kann man Songs wie „Parental Guidance“ oder auch „Private Property“ einer reinen Pop-Band ebenfalls zuschreiben, jedoch sprechen wir immer noch von Judas Priest. Das Album erscheint nun, anlässlich des 30. Geburtstages, in einer Neuauflage. Ausgestattet mit drei CDs, gibt es nun auch amtlich Bonusmaterial und dem Live At The Kemper Arena (Kansas City) von 1986.
Iron Reagan – Crossover Ministry
Tony Foresta treibt eigentlich sein Unwesen bei Municipal Waste, war aber anscheinend chronisch unterfordert. Eine Zweitband ist meist die naheliegende Lösung, was folglich die Geburtsstunde von Iron Reagan werden sollte. Mit „Crossover Ministry“ hauen die thrasigen Crossover-Typen ihr zweites Album raus, was mit rund 30 Minuten Spielzeit dem ein oder anderen zu kurz erscheinen mag. Dafür feuert die Band aus allen Rohren und schafft es Songs zu schreiben, die die 2-Minuten-Grenze selten überschreiten. Die Mischung aus Hardcore und Thrash sorgt für amtlich gute Laune in der Bude und bei all der Freude und dem einhergehenden Abmoschen sollte man aufpassen, dass die Inneneinrichtung keinen Schaden davon trägt. Sicherlich werden feingeistige Menschen sicherlich nicht fündig, aber dies war auch nie die Intension von Iron Reagan. Hier geht es um energiegeladene Musik, die von Ikone Kurt Ballou mit dem letzten Schliff versehen wurde.
Soen – Lykaia
„Tellurian“ schafft es seit mehr als zwei Jahren jede Woche in meine „have to listen to“- Liste. Demzufolge war die Vorfreude groß, als Soen bekannt gaben, dass ein neues Album im Kasten sei und Anfang Februar veröffentlicht werden würde. „Lykaia“ liegt vor und ja, es ist noch ein bisschen komplexer als der Vorgänger. Ein Album, welches in Ungnade fallen könnte, sofern man sich nur einen Durchlauf lang damit beschäftigt. Was hier zelebriert wird, ist feinster progressiver Metal, welchen es zu entdecken gilt. Eine unfassbar detaillierte Produktion lässt jedes Instrument leben und verschafft ihm den nötigen Freiraum. Gitarren-Wände sind Wände, das Drumming sucht seinesgleichen, was die filigranen Parts betrifft und Spannungsbögen werden vollständig aufgebaut und ausgelebt. Mit diesem Album haben Soen ihr Schaffen eine Stufe höher gestellt und darüber hinaus eine Messlatte in dieser Musikrichtung nicht nur gesetzt, sondern diese in Beton gegossen.