Die EMP Plattenkiste zum 02. Oktober 2015

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Die EMP Plattenkiste zum 02. Oktober 2015

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Die EMP Plattenkiste für den ersten Freitag im Monat Oktober ist da. Tja, das Jahr neigt sich langsam aber sicher dem Ende. Zwischen Spekulatius und Lebkuchen schneien auch noch geile Alben ein, die man unbedingt hören muss. Da die Flut doch enorm ist, haben wir uns wieder die Mühe gemacht um euch die schicken Dinger rauszusuchen. Wie immer muss gesagt werden, dass die Liste sicher nicht vollständig ist und auch Bands wie Malevolent Creation oder Eagles Of Death Metal neue Platten rausbringen. Doch die Regel „Fünf gewinnt“ war mal wieder der Grund, wieso wir uns auf die unten gelisteten Platten beschränken. Diese haben uns einfach mitgerissen und das wollen wir euch nicht vorenthalten. In diesem Sinne: Die EMP Plattenkiste für den 02. Oktober 2015.

Kylesa

Kylesa sind wunderschön und dennoch zerstörend. Man ist hin- und hergerissen. Die Platte überzeugt aber erneut.

Passend zum Herbst hauen die Sludger von Kylesa wieder ein Album raus. Mit „Exhausting Fire“ poltert man durch die Weltgeschichte und besticht erneut mit schweren und dunklen Tönen. Siebtes Album und an der Herangehensweise hat sich nichts verändert. Wieso auch, wenn man bei den sechs Vorgängern schon diese perfide Mischung aus Sanftmut, kompletter Zerstörung und der Schönheit von Dresden 1945 auf den Punkt gebracht hat. Mit lebensbejahender Musik hat auch das neue Werk so viel zu tun wie das Katholischsein einer Hartgeld-Nutte. Heißt: Der Spagat ist erneut meisterlich geglückt. Wenn Laura Pleasants ihre Stimme zu den Big Muff-Tönen erhebt, das Psychedelische die Oberhand hat und man sich in einen Trance-ähnlichen Zustand vorarbeitet, dann ist die Welt wieder zurecht gerückt. Leute, nehmt euch Zeit, sagt unwichtige Termine ab und gebt euch dieser wahnsinnigen Fahrt durch 11 Songs hin. Schöner kann der Herbst nicht sein.

HeartOfACoward

Heart Of A Coward haben einen Quantensprung hingelegt. Man ist tiefsinniger und hat epische Momente eingebaut.

„Severance“ der Briten Heart Of A Coward fand ich schon ein wahnsinniges Brett. Klar war die Freude groß, als „Deliverance“ angekündigt wurde. Kann man so ein fettes Ding erneut stemmen oder müssen wir von einer einmaligen Aktion sprechen? Direkt vorweg muss angemerkt werden, dass „Deliverance“ komplett anders funktioniert. Während man beim Vorgänger noch vom ersten bis zum letzten Ton das Gaspedal durchgedrückt hat, sich dem Modern Metal komplett verschrieben hat, agiert man auf dem 2015er-Album mit epischen und sphärischen Elementen. Man könnte als der zornige Bruder von Monuments durchgehen, wenn man eine passende und kurze Beschreibung der neuen 10 Songs braucht. Man hat die Songs, welche eindeutig für den Moshpit geschrieben sind und das auch nicht zu knapp, aber man besticht auch mit Tönen wie beim Doppelschlag „Skeletal I – Mourning Repairs“ und „Skeletal II – Arise“, was sich zu einem fast 10 minütigen Feuerwerk entwickelt, welches mit krassen Beats, harten Breakdown, messerscharfen Riffs und dennoch jeder Menge Einfühlungsvermögen entwickelt. Epik wird hier groß geschrieben und Heart Of A Coward beweisen, dass sie mehr können (und wollen), als bisher angenommen werden musste. Bestechend gutes Album, welches die Briten um Lichtjahre nach Vorne bringen wird.

Trivium

Fern ab ihren Anfangstagen und dennoch überzeugend. Trivium haben sich weiterentwickelt.

Wenn man das Debüt „Ember To Inferno“ und das neue Werk „Silence In The Snow“ direkt vergleicht, fehlen einem die Worte. Trivium haben sich von einem reinen Thrash-Koloss zu einer eigenständigen und vor allem erwachsenen Band entwickelt. Wo andere auf der Stelle treten, konnten Trivium einen großen Schritt weiter gehen. OK, es hagelte auch Kritik und viele Fans nahmen diese Veränderung nicht wirklich herzlich auf. Doch Leute, was braucht ihr denn? Immer wieder eine Kopie des Vorgängers? Wenn auch die Anfangstage von Trivium mehr zusagen, dann hört gefälligst die Alben und mault nicht immer rum. Trivium sind mit „Silence In The Snow“ wohl sowas wie der Vorreiter des modernen Metal, welcher eindrucksvoll aufzeigt, dass man nicht immer Todesschreie benötigt um laut zu sein. Weder wurde das Tempo wesentlich reduziert, noch hat man alle Elemente des Thrash Metals und des Metalcores vor die Tür gesetzt und zur Adoption freigegeben. Matt Heafy klingt düster und dennoch rotzig, selbst in den Momenten, wo sich vielleicht mancher Old School-Fan Geschrei wünscht. Ein Album, welches besonders durch seine Vielschichtigkeit besticht und klar aufzeigt, dass Trivium sich dem Stillstand nicht hingeben wollen und werden.

Clutch

Wer auf geilen Rock steht kennt Clutch. Wer die Band noch nicht kennt, sollte sie unbedingt antesten.

Clutch sind so in ziemlich allen Belangen famos. Zum einen gibt es die Band seit 22 Jahren und mit dem 11. Album unterstreicht man erneut, dass sich auch nach all den Jahren immer noch das Qualitätssiegel „Clutch“ bewahrheitet. Darüber hinaus sind Clutch eine dieser Bands, welche sich nie ganz nach Oben vorgespielt haben, was vielleicht der Band eine dauerhafte Bodenständigkeit beschert hat. „Earth Rocker“ vor zwei Jahren war schon famos, wenn es auch einige Zeit benötigt hat, um die Qualität komplett zu verstehen, doch „Psychic Warface“ ist in meinen Augen noch eine Schippe geiler. Tim Sult arbeitet noch besser mit Licks und Riffs (zu sehen an „Your Love Is Incarceration“ oder auch „A Quick Death In Texas“) und Neal Fallon steuert natürlich wieder seine geilen Texte mit seiner noch geileren Stimme bei. Die Rhythmusabteilung lässt ebenfalls keine Wünsche offen, was Clutch wohl zu einer der geilsten Rock-Bands dieser Tage macht. Wo Danko Jones in der jüngsten Vergangenheit vielleicht nachgelassen hat, hauen Clutch eine messerscharfe Nummer nach der anderen raus. Clutch sind der beste Beweis für eine Band, die sehr genau weiß, was sie kann und will. Wer dies in einer bestechenden Weise erleben will, sollte sich das neuste crunchige Rock-Album von Clutch zulegen.

ChildrenOfBodom

Children Of Bodom sind härter als auf den letzten 4 Alben. Technisch natürlich wieder immer erhaben!

Immer dann, wenn man eine Band schon fast abgeschrieben hat, sollte man eventuell noch ein Ohr mehr der Sache schenken. Ich will nicht lügen und gebe zu, dass Children Of Bodom mit ihrem letzten Werk „Halo Of Blood“ mich zu Tode gelangweilt haben. Es mag daran liegen, dass ich die Band immer noch an den alten Werken wie „Hate Crew Deathroll“ messe. Sicherlich ist es für die Finnen dann schier unmöglich, mich wieder ins Boot zu holen. Aber das neue Werk „I Worship Chaos“ schimmert doch ganz prächtig vor sich hin. Man agiert härter auf den letzten vier Alben und fährt mit einem treibenden Schlagzeug auf, wie es der Titeltrack direkt zeigt. Epische Keyboards kann man ebenfalls vernehmen, was die Sache zu einem sehr runden Melodic Death Album macht. Selbst atmosphärisch zeigt man sich, wie „All For Nothing“ unterstreicht. Doch diese Ruhe soll nicht lange währen und das technisch versierte Solo am Ende des Songs ruft einem nochmals die Tatsache ins Gedächtnis, dass Children Of Bodom hochbegabte Musiker sind. „I Worship Chaos“ ist der beste Beweis hierfür. Tolles Comeback!

Autor: Peter

Ich schreibe seit 2009 für EMP, von Produkttexten über Reviews bis hin zu Beiträgen im Blog. Meine größte Passion ist meine Familie und die Fotografie sight-of-sound.de!. Ich lebe in Hamburg, liebe Platten, Filme, Konzerte und gute Bücher. Musikalisch bin ich weniger engstirnig, denn letztendlich muss Musik gut gemacht sein und mich packen!

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