Die EMP Plattenkiste für den ersten Freitag des Monats September. Es ist zum Ausrasten: Während der gesamten Festival-Saison schüttet es wie aus Eimern. Da werden Festivals geflutet und müssen streckenweise abgesagt werden. Tja, und kaum neigt sich die Saison dem Ende, da kommt die Sonne raus und zeigt uns mal dezent den Mittelfinger. Wie schön, dass es immer Freitags neue Platten gibt. Eine Sache, auf die man sich verlassen kann. SO auch diesen Freitag! Wir öffnen die EMP Plattenkiste für den 02. September 2016.
Trapt – DNA
Trapt sind eine der Bands, die es gefühlt schon ewig gibt, jedoch hierzulande nicht auf dem Schirm hat. Seit 1995 gibt es die Band schon, deren Ursprung in Los Gatos in Kalifornien ist. Den ersten Kontakt hatte ich mit der Truppe damals, als sie ein Deftones-Konzert eröffnet haben. Ich war angefixt, denn der Bereich Alternative Rock ist ja meist ein emotions-geschwängertes Gebiet mit vielen belanglosen Bands. Anders ist es mit Trapt, die ein fettes Album nach dem nächsten hervorgebracht haben. Nun mit „DNA“ das neuste Werk, was wirklich wieder alles beinhaltet, was Rock eben so braucht. Ruhigere Passagen hier, satte Rockgitarren dort und mit Chris Taylor Brown einen ausgezeichneten Sänger. Unter dem Strich sind es 16 Songs geworden, wobei die letzten 4 Nummern akustische Darbietungen von Songs sind, die sich auf dem Album „DNA“ ebenfalls befinden. Zeigt, dass Trapt sowohl laut, wie auch leise funktionieren. Wer wirkliche gute Alternativen zu Nickelback und Co haben will, der sollte Trapt unbedingt antesten.
Kyle Gass Band – Thundering Herd
Ich war zu Beginn skeptisch, als Kyle Gass verlauten ließ, dass er ohne Jack Black musikalisch auftreten möchte. Tenacious D – und insbesondere der Schlagabtausch der beiden Protagonisten – ist einfach zu perfekt. Ich gab dennoch Kyle Gass eine Chance und wurde positiv überrascht. So freute ich mich schon ungemein drauf, dass mit „Thundering Herd“ ein neues Album daher kommen sollte. Direkt vorweg: Alleine das Artwork ist eine Augenweide. Musikalisch gibt es selbstverständlich wieder die obligatorische Leichtigkeit, die Kyle Gass einfach in die Wiege gelegt wurde. Diese wird in so ziemlich alle Musikbereiche getragen, welche im Umkehrschluss auf „Thundering Herd“ vereint werden. Sei es Rock, Blues oder Funk. Selbst vor Boogie-Woogie macht der Herr nicht Halt. Als ob ihm so gar nichts mehr heilig wäre. Muss es auch nicht, denn die Kyle Gass Band zeigt hier ganz klar, dass mit Spaß und Dollerei auch musikalisch was Sinnvolles zu erreichen ist.
To The Rats And Wolves – Dethroned
To The Rats And Wolves melden sich mit „Dethroned“ zurück. Und dies in beeindruckender Manier wie bereits der Opener „Riot“ uns lehrt. Eine kleine Hommage an Slipknot ist unverkennbar und macht die Jungs direkt sympathisch. To The Rats And Wolves schaffen es nämlich dadurch, dass man sie vom spaßigen Metalcore differenzieren kann und muss. Ja, in den vergangenen Jahren wurde kaum eine andere Musikrichtung so derbe geschändet wie der Metalcore. Da gab es Auswüchse in jegliche Richtung, die man aber nicht haben wollte. Da gab es Bands, die sich an einer Neudefinition des Bereichs probiert und dabei eine Bauchlandung erlebt haben. Mit der fetten Produktion von „Dethroned“ unterstreichen die Herrschaften von To The Rats And Wolves, dass sie neben technisch anspruchsvoller Musik auch ein Augenmerk auf das Rundum-Paket legen. Dies war wohl auch der Fall, als man Songs wie „Dressed To Black“ geschrieben hat, denn der Song will so gar nicht in das Metalcore-Schema passen. Vielmehr sprechen wir von einer Pop-lastigen Nummer, was sich wie ein roter Faden durch das Album zieht. Pop? Nun, es ist immer noch Metalcore, aber eben nicht stumpfsinnig mit Breaks, Riffwänden und treibenden Drums, die man doch so oft schon gehört hat. To The Rats And Wolves verstehen es vielmehr auch im (gefühlten) 1000-ten Jahr der Metalcore-Zeitrechnung dieses Genre zu formen. Daumen hoch dafür!
A Day To Remember – Bad Vibrations
Da haben es A Day To Remember schon einfacher, was ihre Musik betrifft. Auch im Sektor Metalcore zugegen, aber dies eben schon seit so vielen Jahren, dass man die US-Band zu den Vorreitern zählen muss. „Bad Vibrations“ ist das jüngste Werk, welches hier auf den Prüfstand kommt. Es sind Dinge wie „Liebe“, „Verzweiflung“, „Sehnsucht“, aber eben auch „Zorn“ und „Verlorenheit“, die A Day To Remember wohl dazu animieren, Songs zu schreiben. Alleine der Opener macht dies unbarmherzig klar. Da bekommt man das Brett in die Fresse, schaut sich um, ist irritiert, da im nächsten Moment sanftmütig gesungen wird. Doch der Break soll einen dann wieder von den Beinen holen und daran erinnern lassen, dass Kindergeburtstag sicher anders aussieht. „Paranoia“ ist geradezu punklastig und lebt in gewissen Momenten nur durch das Drumset. Macht nichts, denn der Refrain bügelt alles wieder gerade. Dies scheint auch das Credo der Band zu sein, denn wenn der eine Song, die eine Passage dezenter daher kommt, wirft man im nächsten Moment noch mehr Elemente ins Rennen. Chor hier, zig hörbare Gitarren oder einfach peitschende Parts! A Day To Remember bleiben sich treu und heben dennoch ihre Musik auf ein neues Level. Wieso? Weil man es kann!
Pearl Jam – No Code & Yield
Ich muss ehrlich sein und sagen, dass Pearl Jam bei mir Kultstatus haben. Nein, nicht weil sie der letzte wahre Überlebende der Grunge-Ära sind, sondern da sich Pearl Jam nie um das Thema Grunge gekümmert haben. Sicherlich waren Songs wie „Alive“ und Co. Grunge. Ja, OK, waren sie. Jedoch haben Pearl Jam es ganz schnell verstanden, Erwartungen über Bord zu werfen. Man machte das, was man machen wollte. Schmeckte nicht jedem Fan und insbesondere „Yield“ oder „No Code“ sind bei manchem Freund der Anfangstage ganz schnell wieder aus dem Regal geflogen. Wenn man sich aber mal die Zeit lässt und „Hail, Hail“, „Sometimes“ oder „Off He Goes“ von „No Code“ zu Gemüte führt, dann muss man schon herzlos sein, wenn man diese Songs nicht großartig finden. Auch „Yield“ hat mit „Do The Evolution“, „Push Me, Pull Me“ oder „Given To Fly“ Songs parat, die selbst heute noch wunderbar funktionieren. Kann man nicht von jeder Nummer behaupten die im Grunge-Wahn das Licht der Welt erblickt hat. Da Pearl Jam aber trotz so mancher Kritik begehrt sind, wurde nun „Yield“ und „No Code“ neu aufgelegt. Auf Vinyl versteht sich. Und wir haben beide Platten für euch im Sortiment!