Es ist keine News und auch kein Interview. Nein, es sind Gedanken, die den einen vielleicht interessieren, viele aber vielleicht langweilen wird. Man macht sich so seine Gedanken, wenn man immer wieder hört, dass Metal Bands es in die Charts schaffen. Schnell – und leider – muss man dann auch vernehmen, dass die ja der „Ausverkauf“ und die „totale Kommerz-Scheiße“ wäre. Aber hey: Wieso eigentlich? Der Versuch eine Erklärung zu finden.
Der Ursprung der folgenden Zeilen ist dem Alkohol geschuldet. Man sitzt rum, trinkt mit Leuten ein Bier und der berühmte Spruch fällt, dass „früher ja Alles viel besser war“. Man überlegt, geht in sich. Noch ein Bier mehr und das schneller um nicht diese endlose Diskussion sich antun zu müssen, oder geht man auf das Thema ein? „Wieso war früher Alles besser?“, antwortet man – und wundert sich, dass man sich nicht für das Bier entschieden hat. Was dann folgt kann man bestens in einem Satz ausdrücken: Ein 10-minütiger Monolog, wo der Metal herkommt, was er bewirken sollte und hat und wo man denn heute stehen würde. Irritationen meinerseits, die mit einem Gang zum Bier quittiert werden. Das Fatale an dieser Situation war, dass der Vortragende seinen Monolog nur wegen einer Atempause unterbrechen musste. Und dann kommt der Stein, der die Lawine den Abhang runter reißt: „Selbst wenn Bands wie Caliban schon auf Platz 7 der Charts einsteigen. Kann man dann nicht sagen, dass der Metal totaler Kommerz ist?“
Schwankend zwischen einem lauten Lachen und völliger Verwirrtheit – und dem großen Schluck Bier – nun Erklärungsversuche. Von was reden wir denn? Wir sprechen von Musik, die gemacht wird, damit man sie hört. Sicher gibt es immer wieder ein paar Kollegen die behaupten, dass sie Musik nur für sich machen. Aber – um den Schlagzeuger der Berliner Band Placenta zu zitieren – sprechen wir letztendlich bei jedem Musiker von einem Selbstdarsteller. Nun macht eine Band also Musik aus der Intension heraus, dass diese auch veröffentlicht und letztendlich verkauft wird. Ist dies verwerflich im klassischen Sinne? Kann man den Wunsch nach verkauften Alben auf alle Genre münzen, Metal muss sich aber im Untergrund abspielen? Wieso eigentlich?
Was sind denn die Vorteile, wenn Metal publik wird und Unterstützer findet? Auf der einen Seite haben Plattenfirmen dadurch überhaupt noch eine Daseinsberechtigung. Wären die finanziellen Mittel durch Verkäufe weg, könnte man davon ausgehen, dass der Laden dicht gemacht wird und potentielle Bands ihre Musik nicht unters Volk bringen können. Von eventueller Nachwuchsförderung wollen wir mal noch gar nicht reden. Der Kollege hört sich alles an und nickt zustimmend. Zwischenerfolg für mich. Dann der Gegenschlag: „Aber die Musiker verkaufen doch ihre Werte und Ideale!“ Der dumpfe Aufschlag meines Kopfes auf der Tischplatte dürfte sogar den Nachbar geweckt haben.
„Ideale“ und „Werte“ bringen mich letztendlich schon auf 180! Wörter, die ich ungerne verwende und vor allem nicht bei Sachverhalten, die schnell in die falsche Richtung abdriften könnten. Sicherlich hat eine Band – egal in welchem Genre sie nun unterwegs ist – gewisse Werte und ja, auch gewisse Erwartungen zu erfüllen. Dies mag auch bestimmt leicht umsetzbar ist, wenn man noch im Kinderzimmer wohnt, bei Mama und Papa am Tisch essen kann und mit erhobener Faust und rebellischen Parolen am Wochenende das Umfeld und das ganze System niederschreien kann. Alles schön und gut und aus genau solchen Bewegungen haben sich tolle Musikrichtungen etabliert. Fakt ist aber auch, dass man mit zunehmenden Alter gewisse Dinge erfüllen muss. Sei es das Zahlen der Miete, der wöchentliche Einkauf oder die Kleidung die man trägt. Und selbst wenn man mit „Underground-Metal“ all diese (notwendigen) Bedürfnisse decken kann, spricht man immer noch von der untersten sozialen Schicht, da lediglich die elementaren Dinge zum Leben gesichert sind. Die Frage wie lange sei nun explizit ausgeblendet. Nun zurück zum Thema!
Wir halten fest, dass Musikverkäufe OK sind, große Konzerte und/oder Merchandise-Verkauf der Feind sind. Das ist eine einfache und leider auch traurige Rechnung, dass das Geld von großen Konzerten und dem Verkauf von Merchandise eben nicht 1:1 bei der Band hängen bleibt. Man hat die Kosten der Tour zu tragen, geht beim Merch oft in Vorkasse, muss sich versichern, die Instrumente wollen angeschafft werden und Clubs verlangen heutzutage auch eine Beteiligung, wenn es dann mal zu einer Tour kommen sollte. Dinge wie Altersvorsorge, eventuell dem Kind (auch Musiker werden älter und gesetzter) mal ein Spielzeug zu kaufen beziehungsweise sich selbst mal was Gutes tun, haben wir immer noch nicht berücksichtigt.
Man kann anscheinend nicht oft genug sagen, dass dies, was nach Außen so fett aussieht und nach einem lockeren Leben, sicher kein Zuckerschlecken ist. Sicher, es gibt Bands die es bis ganz nach oben geschafft haben, aber die sind leider die Ausnahme. Letztendlich sollte man sich nicht an Dingen wie „Kommerz vs. Metal“ aufhalten, aber der Irrglaube, dass Erfolg und Anerkennung nicht zu einem Genre wie Metal passt, ist leider noch sehr weit verbreitet. Deshalb: Augen und Ohren auf und wenn ihr einen Musiker trefft, dann redet mit ihm mal! In diesem Sinne: Caliban! Danke für das Album und Glückwunsch zu Platz 7!
PS: Als kleine Anekdote mal noch ein Video von James Hetfield und seinen Erinnerungen, wie alles begonnen hat.