Das Album der Woche: Zeal & Ardor mit Devil Is Fine

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Das Album der Woche: Zeal & Ardor mit Devil Is Fine

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Zeal & Ardor - Banner

Mit „Devil Is Fine“ von Zeal & Ardor haben wir das Album der Woche. Der junge Schweizer vereint auf einem Album, was gegensätzlicher nicht sein könnte. Und dennoch findet sogar Guns N‘ Roses Gitarrist Slash seine diabolische Freude in den Songs.

Es ist als Kritiker eigentlich eine sehr leichte Sache. Man befindet sich in seiner musikalischen Komfortzone und der Künstler muss erst mal vorlegen. Man verharrt in seiner Ecke und wartet ab, was passiert beim vorliegenden Tonträger. Findet man keinen Gefallen daran, dann ignoriert man diesen und widmet sich anderen Aufgaben oder Veröffentlichungen. Noch erfreulicher ist es, wenn man Gleichgesinnte findet, die das betrachtete Werk ebenfalls verschmähen. Dank Web 2.0 oder wie dieses Neuland auch sonst genannt werden mag, kann man sogar noch herrlich vom Leder ziehen. Ob anonym oder im Klarnamen spielt eine eher untergeordnetere Rolle, wenn es auch ein Beweis dafür ist, wie sehr der Kritiker hinter seinem Urteil steht.

Aus der Komfortzone raus und schon weht ein anderer Wind

Dagegen ist es sehr schwer, wenn ein Kritiker ein Album oder einen Künstler schätzt. Gibt er sich objektiv nüchtern, will und kann der Funke oft nicht überspringen. Ist er dagegen frohlockend, wird man im direkt „Befangenheit“ oder „Fan-Dasein“ attestieren. Ein Zustand, welcher selbst den abgebrühten Kritiker dann doch erschüttert. Was nun oft mit Redegewandtheit und dem Können, eine klare Botschaft zwischen den Zeilen zu verstecken, versucht wird, kann aber genauso gut ins Gegenteil kippen. Wie man sieht, der Kritiker hat es nicht leicht. Ähnlich schwer hatten es Zeal & Ardor aufgrund des Pressetextes.

Slash-Zeal&Ardor

Selbst Slash von G ’n‘ R findet mehr als lobende Worte für Zeal & Ardor

Zeal & Ardor werden einzigartig angekündigt

Man sprach von satanischen Texten und einem Ausnahmekünstler. Man kategorisierte seine Musik sowohl als Black Metal, aber eben auch als Gospel. Wie um alles in der Welt soll dies denn gehen? Hinsichtlich der Äußerung des ehemaligen schwedischen Außenministers Carl Bildt zu den Äußerungen von Donald Trump und einem „Vorfall“ in Schweden, hätte man den Pressetext am liebsten mit den Worten „was habt ihr denn geraucht?“ an die zuständige Agentur zurück geschickt. Die Mail blieb als Entwurf im Ordner des Mail-Postfachs und man gab der Sache eine Chance. Man widmete sich den 9 Songs, die es mit 25 Minuten Gesamtspielzeit gerade noch so die Hürde als Album geschafft haben. 9 Songs, die so viel Liebe und Hass in gleicher Art und Weise widerspiegeln, dass der Autor dieser Zeilen wohl mit Vorwurf der „Befangenheit“ unter die Räder kommen wird. Aber lassen wir es auf einen Versuch ankommen.

Zeal & Ardor

Zeal & Ardor entspringt eigentlich einer Idee, die Kopf Manuel in einer unkreativen Phase für ein anderes Projekt in den Sinn kam.

Ein Konzept, welches es so noch nie gegeben hat

Doch nochmals zu den Fakten hinter dem Album, welches anscheinend auch Slash von Guns N‘ Roses so gefällt. Der Denkansatz des Albums den Schweiz-Amerikaner verfolgt ist, dass sich die Norweger gegen die Christianisierung auflehnten und sich daraus letztendlich der Black Metal etablierte. Wie hätte es geklungen, wenn die Sklaven der Baumwollfelder sich gegen diesen Monotheismus mit Musik zur Wehr gesetzt hätten und eine Rebellion gestartet hätten? Satanische Sklavengesänge wären heute wohl auf den Bühnen genauso vertreten wie der Black Metal. Doch diese Auflehnung gab es nicht und Zeal & Ardor spielen kurzerhand mit einem Genre, welches es folglich auch nicht geben kann. Bis jetzt zumindest!

Zeal & Ardor - Devil-Is-Fine

Besser hätte ein Cover kaum ausfallen können, für das, was das vorliegende Album ausdrücken will.

Wie klingt nun Zeal & Ardor genau?

Es ist eine drückende Stimmung, die sich bereits mit den ersten Tönen bemerkbar macht. Man vernimmt einen Gospelchor, Kettenrasseln und fühlt sich direkt auf ein Baumwollfeld des 18. Jahrhunderts (straf-)versetzt. Die Südstaatler schwingen die Peitsche, man malocht im Akkord und dennoch empfindet man etwas Rebellisches, was definitiv der Stimme von Hauptprotagonist Manuel Gagneux zu entnehmen ist. So dezent der Opener und gleichzeitige Titeltrack „Devil Is Fine“ noch wirkt und sich überwiegend dem Gospel bedient, so massiv geht Zeal & Ardor mit „In Ashes“ an das Konzept des Albums. Noch vom Gospel eingeleitet, bricht nach rund 40 Sekunden die Black Metal-Welt über den Hörer herein, welche sich nach weiteren 15 Sekunden mit einem Genre-typischen Schlagzeug-Einsatz völlig entlädt. Die Mischung geht erschreckend gut auf und im Vorfeld gehegte Skepsis weicht über die Spielzeit des zweiten Tracks.

„Was raucht denn dieser Typ bitte?“

Mit „Sacrilegium I“ zeigen Zeal & Ardor die grenzenlose Liebe zur Musik. Als ob die krude Mischung aus Metal und Weltmusik nicht schon schrill genug wäre, mischt er fette Beats und schon tanzbare Samples dem überwiegend instrumentalen Stück bei. Die verfasste Mail an die Promoagentur muss überdacht und eventuell an den Musiker gerichtet werden. „Was um alles in der Welt hast du denn geraucht?“, brennt sich als Einstiegsfrage für das kommende Interview unweigerlich ein. Ein Lachen seitens des Gesprächspartners macht klar, dass musikalische Grenzen sinnvoll sind und bestimmt auch respektiert werden sollten, jedoch nicht von Zeal & Ardor.  „Come On Down“ ist wohl der Dreh- und Angelpunkt dieses Debüts. Alle zuvor angestimmten Stilrichtungen entladen sich hier in einem Song, welcher zuversichtlich stimmen mag, den Schmerz der Baumwollarbeiter aber ebenfalls repräsentiert. So wechseln sich leichtfüßige Passagen mit ungezügeltem Hass ab, als ob es das Normalste der Welt wäre.

Zeal & Ardor - Live

Zeal & Ardor werden auf Tour gehen. Kopf Manuel hat eine Band zusammen gestellt, die das Album auf die Bretter bringt.

Es überwiegt der Genie – von Vorne bis Hinten

Die Spieluhr bei „Children’s Summon“ und erneut bei „Sacrilegium II“, der übermächtige Gesang bei „Blood In The River“ oder auch der Kontrabass-Lauf bei „What Is A Killer Like You Gonna Do Here“ zeigen, dass Zeal & Ardor sowohl Genie, als auch musikalischen Wahnsinn vereint, jedoch sein Dasein als Musiker dabei ständig neu auslotet und letztendlich als Genie deklariert werden muss. Für klischee-behaftete Liebhaber des Black Metals ist dieses Album genauso wenig geeignet, wie für Freunde des örtlichen Gospel-Chors. Für Schätzer von Genre-übergreifender Musik, Liebhaber von musikalischem Neuland und aufgeschlossene Hörer, ist Zeal & Ardor jedoch ein Album, welches sich zur „Entdeckung des Jahres 2017“ entwickeln könnte.

Autor: Peter

Ich schreibe seit 2009 für EMP, von Produkttexten über Reviews bis hin zu Beiträgen im Blog. Meine größte Passion ist meine Familie und die Fotografie sight-of-sound.de!. Ich lebe in Hamburg, liebe Platten, Filme, Konzerte und gute Bücher. Musikalisch bin ich weniger engstirnig, denn letztendlich muss Musik gut gemacht sein und mich packen!

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