Zakk Wylde macht diese Woche das Rennen in Sachen „Platte der Woche“. Ganze 20 Jahre nach seinem ersten Solo-Album erscheint nun „Book Of Shadows II“. Grund genug das Ding genauer unter die Lupe zu nehmen.
Bärtig ist er und seine Biker-Klamotten sind sein Markenzeichen. Aber nicht durch seine Optik hat sich Zakk Wylde einen Namen gemacht. Er kann Gitarre spielen und das in einer Art und Weise, die ihm einen unverkennbaren Sound bescherten. Wer sein Spielen hört, etwas im Bilde ist, wie Gitarren klingen, der erkennt den Mann aus New Jersey direkt. Besonders die Zusammenarbeit mit Ozzy Osbourne und die Tatsache, dass er trotz umfangreicher Tourneen noch seine Band Black Label Society immer wieder zu neuen Höchstleistungen antreibt, demonstrieren, dass Zakk Wylde noch lange nicht dort angekommen ist, wo er hin will. „Book Of Shadows II“ könnte ihn aber definitiv ein Stück der Sache näher bringen.
Wer nun denkt, dass sein zweites Soloalbum in die Kerbe von Black Label Society schlägt oder Ozzy Osbourne-lastig ausfällt, der muss leider enttäuscht werden. Zakk Wylde lehnt sich aus dem Fenster und feuert eine Hommage an die alten Bands ab, die ihn stets begleitet haben.
„Das Album ist durch meine alte Liebe zu Bands wie The Eagles gesteuert worden. Die Songs entstanden über die Jahre hinweg. Meist waren es ganz banale Momente, wie beispielsweise mit der Band touren, im Bus zu sitzen mit Kaffee und die Landschaft betrachten. Das sind die Momente, in denen die Texte und die Melodien aufkamen.“
Wylde konzentriert sich mit diesem Album auf die Basics des Songwritings. Zu keinem Zeitpunkt überladen, ist seine Stimme das Offensichtlichste. Selbstverständlich sind die Songs auch mit Musikern und Instrumenten ausgestattet, aber überraschenderweise ist es die Stimme, die direkt ins Ohr geht.
„Ich würde aber nicht behaupten, dass ich eine besonders gute Stimme habe. Sicherlich gehe ich bewusster mit meiner Stimme um als Jemand, der mit Musik nicht viel zu tun hat. Aber letztendlich bin ich Gitarrist, wenn auch der Gesang bei diesem Album ebenfalls im Fokus steht.“
Das Resultat sind 16 Songs, die sich zwischen Rock, Country, aber eben auch Singer/Songwriter bewegen. Selbstverständlich hat aber Wylde seine Gitarren-Künste nicht auf Eis gelegt oder im Schrank versteckt. Schließlich entstehen die Sachen oft an der Gitarre, wie der Multi-Instrumentalist zugibt. Wo „The Leavee“ sich fast ausschließlich in einem akustischen Korsett befindet, zelebriert Wlyde bei „Darkest Hour“ die hohe Kunst des Gitarrenspiels. Ein Solo, welches warm klingt, aber aufzeigt, was dieser Mann in all den Jahren für Fähigkeiten erworben hat. Er lacht.
„Es wäre schlimm, wenn ich ein Album ohne Gitarre machen müsste. Sicherlich ist dies mein Lieblings-Instrument und somit versteht es sich von selbst, dass es auch auf diesem Album eine elementare Rolle zugeschrieben bekommt. Dazu kommt noch, dass ich immer wieder ein Solo im Kopf habe und versuche dies in bestehende Songs einzubauen. Bei „Darkest Hour“ passte es quasi schon von alleine. Da musste ich nicht viel ändern, sondern eigentlich nur das Tempo dem Song anpassen.“
Doch warum ein „Book Of Shadows II“ nun geschlagene 20 Jahre auf sich warten lassen musste, kann Zakk selbst nicht genau beantworten.
„Es ist nicht so, dass ich mir vorgenommen habe, ein Album so lange hinaus zu schieben. Es ergab sich jedoch nicht früher. Ich habe über die Jahre Ideen gesammelt und war mir auch immer darüber im Klaren, dass ich ein weiteres Album machen wollte. Jedoch verflogen die Jahre und nun stehe ich da als alter Mann, der erst jetzt sein zweites Album abliefern konnte.“
Gut Ding will Weile haben und da „Book Of Shadows II“ die zarte und teilweise zerbrechliche Seite des optischen Raubeins aufzeigt, bedarf es eben einer gewissen Lebenserfahrung zum Verfassen solche Texte. Streckenweise autobiografisch, teilweise durch Erlebnisse aus dem direkten Umfeld von Zakk Wylde inspiriert, ist dieses Album ein authentisches und ehrliches Stück Musikgeschichte. Sicherlich für eher ruhigere Stunden gedacht, lässt der Gitarrist aber keinen Zweifel daran, dass trotz der umfassenden Traurigkeit den Songs auch eine gewisse Positivität innewohnt. Eine, die Zakk Wylde heute auch an den Tag legt!