Wardruna kommen aus dem hohen Norden. Mit Metal hat ihr Schaffen wenig zu tun. Vielmehr thematisieren sie die Natur. Die Band um Einar Selvik hat nun mit „Kvitravn“ ihr fünftes Album veröffentlicht. Unser Album der Woche bei EMP!
Wardruna haben sich einen Namen gemacht. Einar Selvik hat hart daran gearbeitet und dies muss man neidlos anerkennen. Aus dem Black Metal stammend, hat er sich auf etwas Neues konzentriert und dieser Idee nach und nach Leben eingehaucht. Vielmehr noch, er hat Wardruna zu einem Live-Erlebnis der Extraklasse ausgebaut und darüber hinaus wegweisende Alben geschrieben. Alben, die mit Details gespickt sind, längst vergessene Instrumente auffahren und mit derart viel Liebe dargeboten werden, dass sich der Erfolg unweigerlich einstellen musste. Die Fernsehserie „Vikings“ bot der Band einen Gastbeitrag an. Wardruna nahmen an. Der große Knaller war aber sicher das Mitwirken an dem Game-Knaller „Assassins Creed: Valhalla“, für welchen Wardruna kurzerhand den Soundtrack beisteuern konnten. Eine Zusammenarbeit, die Einar auch noch Monate später schwer beeindruckte, da dies eine große Ehre für ihn war. Es war eine Verschmelzung von seinem Folk, der den Ursprung in der Natur findet und Technik.
Wardruna – Sich auf Lorbeeren ausruhen gibt es nicht
Doch Wardruna ruhen sich sicher nicht auf den Lorbeeren aus, sondern nahmen kurzerhand das fünfte Album in Angriff. Eines, welches durch die Covid-19-Pandemie verschoben werden musste, durch diese aber auch beeinflusst wurde. „Kvitravn“ („Weisser Rabe“ in der Übersetzung thematisiert nun nicht Einar selbst, dessen Künstlername ebenfalls so lautet. Nein, „Kvitravn“ beschäftigt sich mit mündlich überlieferten Geschichten, Traditionen und Animismus. Gerade der Glaube daran, dass die Natur beseelt ist, stellt Einar auch unmissverständlich in Gesprächen heraus. Dabei ist erwähnenswert, dass „Kvitrav“ neue Ansätze aufweist, aber auch ein Zurückblicken beinhaltet. Was kompliziert oder verkopft klingen mag, mündet letztendlich in einem durchweg stimmigen Alben, welches wie aus einem Guss erscheint. Mit vielen historischen, sowie nachgebauten Instrumenten und ein paar Gastmusikern, ist Wardruna ein Album gelungen, welches „Skald“ zweifelsohne übertrifft!
„Kvitravn“ besticht mit einem punktgenauen Songwriting!
Musikalisch ist „Kvitravn“ selbstverständlich wieder eine Reise in eine andere Welt. Mediative Stimmungen mit Einars eindringlichem Gesang sind Bestandteil, genauso wie eine wahnsinnig beeindruckende Instrumentalisierung. Streckenweise auf das Wesentliche reduziert, teilweise aber auch sehr dicht und komplex wird die Musik dargeboten. „Synkverv“ „Skugge“ oder auch „Grá“ sollen nur drei Beispiele darstellen. Mittelalterlich geht es bei „Viseiveiding“ zu, während „Ni“ wohl der reduzierteste Song des Albums ist: Fast einer Liturgie gleichkommend! Natürlich ist „Kvitravn“ ein Album, welches nicht als Ohrwurm-Granate daher kommt. Dennoch brennen sich die Melodien nach wenigen Durchläufen ein. Sei es „Vindavlarljod“, „Kvit Hjort“ oder auch „Munin“. Ein Eindruck, der quasi die Genialität des Albums aufzeigt. Das Songwriting ist auf den Punkt und zeigt auf, dass Wardruna sich perfektioniert haben. Unser Album der Woche: Wardruna mit „Kvitravn“!