Album der Woche von Slipknot. „War klar“ werden nun die einen rufen. Aber nein, das war nun sicher nicht klar. Ja, man kennt und schätzt die Band, aber hey, auch Slipknot müssen abliefern. Und mit einigen Problemen innerhalb der Band, war nun sicher nicht klar, dass „We Are Not Your Kind“ so abschneidet. Aber das Ding ist auch bockstark geworden.
„I haven’t felt like this in years“ raunt Corey Taylor bei „Nero Forte“. Der 5. Song des neuen Albums „We Are Not Your Kind“ bringt das auf den Punkt, was man mitunter als Zusammenfassung des Albums ansehen muss. Nach dem Release von „.5: The Gray Chapter“ war es turbulent im Leben des Herrn Taylors. Mentale Problem peinigten den Mann, er äußerte sich hierzu, nachdem Chester Bennington und Chris Cornell sich das Leben nahmen. Aber auch mit der Ehe sollte es Probleme geben. Eine Scheidung im Jahre 2017 trieb den Mann geradezu in die Ecke. Und ja, der Rechtsstreit zwischen Slipknot und dem Ex-Mitglied Chris Fehn war auch noch. Doch was soll aus all den Rückschlägen resultieren? Richtig, „We Are Not Your Kind“! Ein Album, welches zweifelsohne dunkel und düster ist. Fragt man Taylor dazu, fallen noch Adjektive wie „hart“, „experimentell“ oder auch „verrückt“.
Slipknot are back on the track
Wenn man solche Beschreibungen liest, sollte das Fan-Herz direkt höher schlagen. Ein Umstand, der sich bereits beim ersten Durchlauf bewahrheiten sollte. Es sind nicht nur die Texte von Corey Taylor, die drücken und pumpen. Der Gesamtsound ist es, welcher dem Album den Touch gibt, welcher eben solch eine Beschreibung nur zulassen kann. Unter den Fittichen von Shawn Crahan, Gitarristen Jim Root, Drummer Jay Weinberg und eben Corey Taylor, entstand ein 14-Song-starkes Bollwerk, welches zweifelsohne Zeit benötigt. Wer nun denkt, dass Slipknot rund 60 Minuten Krach produzieren und der Welt den Mittelfinger zeigen, der mag nur bedingt Recht haben. Sicherlich ist „We Are Not Your Kind“ ein bestialisches Werk mit jeder Menge Remmidemmi, aber eben auch so facettenreich wie kein anderes Album der Band. Ein Umstand, der sich bereits beim ersten Durchlauf zeigt.
2 Vorab-Singles? Ja, und dabei hat die Band noch so viel mehr zu bieten
Mit „Unsainted“ und „Solway Firth“ schon abzeichnete. Wieso die Band den ersten (richtigen) und den letzten Song für eine Vorab-Single jeweils wählte, können wohl nur die Maggots selbst erläutern. Insbesondere bei „Solway Firth“ zeigt sich die komplette Facette der Band. Ja, Drumming, als ob russische Panzer einfallen, schmissige Riffs und eine wahrlich dicke Wand an Musik. Aber dann eben auch ein Taylor, welcher zwischen rasend vor Wut und engelsgleich zeigt, welch begnadetes Stimmchen doch in ihm wohnt. „A Liar’s Funeral“ balladesk, bevor der Song nach rund 1:40 Minuten zu einem stampfenden und boshaften Ding mutiert. „Red Flag“ treibend, „Spiders“ geradezu verspielt und „Birth Of The Cruel“ eine Hommage an das Jahr 1999, als die Erfolgsreise der Truppe beginnen sollte.
Mit „My Pain“ schafft man geradezu einen Übersong, welcher sich über 6:48 Minuten erstrecken soll. Soundteppiche, Fragmente, Songfetzen, die dann doch einen harmonischen Song formen, zelebrieren geradezu eine Liebe zum Detail. Man kann Nine Inch Nails geradezu spüren. Und dann noch die Interludes wie „What’s Next“ oder auch „Death Because Of Death“. Sie bauen Spannungsbögen auf, halten kurz inne und sind derart erholsam, dass Slipknot sich hiermit wahrlich ein Denkmal gesetzt haben.
„We Are Not Your Kind“ ist eine Kampfansage
Kurzum: „We Are Not Your Kind“ ist ein Meilenstein. Ein Album, welches die Band stärker denn je zeigt und dies in Zeiten, wo man eher das Gegenteil erwarten sollte. Slipknot sind nach 20 Jahren derart fett, furchtlos und auf den Punkt, wie eben gerade im Jahr 1999. Man stand fassungslos vor den Boxen, wusste nicht, wie einem geschah und stammelte nur noch ein „Wahnsinn“ vor sich hin. Sei es drum, denn mit diesem Überalbum zeigen sie ganz klar, dass mit Slipknot wohl eine der wichtigsten Metal-Bands unter uns weilt.