Slayer treten ab. Die Thrash-Legende hat es vor geraumer Zeit schon angekündigt. Man wird die Band an den Nagel hängen. Keine Konzerte mehr, keine neuen Alben. So bitter dieser Entschluss auch ist, so imposant ist unser Album der Woche. Slayer und „The Repentless Killogy“. Ein Livealbum der Extraklasse!
Slayer treten ab. Sie machen es wirklich und irgendwie ist es kaum zu fassen. Wie oft hörte man den Schrei „Slayer“ schon in seinem Leben? Egal ob auf einer Party, einem Festival oder Konzert und ja selbst in meiner damaligen Firmungs-Feier im erzkatholischen Kaff konnte ich es vernehmen. Slayer sind mehr als eine Band. Man muss der Band einfach zuschreiben, dass sie Kult sind. Big 4 hin und her, aber Slayer sind das, was man „wegweisend“ nennen muss. Sicher waren Metallica erfolgreicher, aber Slayer sind eben Slayer. Metallica haben schließlich ein Album mit Lou Reed gemacht und sich mit so manchem Album mehr Schaden zugefügt als Erfolg. Das war bei Slayer immer anders. Sicher fallen „Seasons In The Abyss“, „South Of Heaven“, sowie „Hell Awaits“ oder „Show No Mercy“. Ja, „Reign In Blood“ wollen wir auch nicht unterschlagen.
Mit dem Abschied von Slayer endet eine Ära
Slayer hatten auch eine Wiedervereinigung und ein Annähern. Lombardo kam und ging wieder, Jeff Hanneman ging nur. Leicht hatte es die Band sicher nie. Und auch musikalische Totalausfälle sagt man der Truppe nach. Rückblickend und im Vergleich mit anderen Bands nur noch halb so schlimm. Ob man nur mehr Lombardo am Schlagzeug mehr mag als Bostaph. Ja, manche wollten Gary Holt nicht, der Slayer aber letztendlich den Arsch rettete, nachdem Hanneman verstarb. Was wäre Slayer nur mit einem Gitarristen? Was wäre dann aus den herrlichen Soli-Wechselspielen geworden, die die Band schon seit jeher prägte? Auch wenn Slayer 2019 nicht mehr den Stellenwert haben mögen wie es in ihren Anfangstagen: Slayer sind Slayer und das ist verdammt nochmal Kult. Und nun soll diese Ära zu Ende gehen?
Mit „The Repentless Killogy“ sagt man Lebewohl
Man kann es nicht glauben und nein, man will es auch nicht. Man hofft, dass sich die Band in ein paar Jahren wieder mit einem „ach, anders überlegt“ meldet. Das haben zumindest schon ganz viele Bands so gehalten. Aber ja, wir wissen auch, dass ein Kerry King nun nicht der Mensch der Witze ist. Und ja, es ist bekannt, dass Tom Araya seine Familie gerne um sich hat. Vielmehr noch, er will seit Jahren nicht touren. Da muss man sich die Frage stellen, wie er die Abschiedstournee nun über sich ergehen lassen kann. Diese läuft schon eine lange Zeit und Ende November soll in Los Angeles der Vorhang ein letztes Mal fallen. Passend zum Abschied gibt es nun die ultimative Ladung Slayer in Form der Veröffentlichung „The Repentless Killogy – Live At The Forum In Inglewood“. Ein Film, der im Kino läuft, aber eben auch einen Tonträger hervorbringt.
Authentisch und nicht beschönigt…
Die Show wurde am 5. August 2017 im kalifornischen Inglewood aufgenommen. Für rund 90 Minuten sollte das 100 000-Seelen-Städtchen Mittelpunkt einer fulminanten Show werden. Wie man es von den Thrash-Göttern kennt, wurde an der Show wenig nachbearbeitet. Stimmig, erdig und in sich harmonisch wird ein authentisches Bild der Show dem Hörer präsentiert. Trotz der „ach, wir nehmen mal die Boxen direkt ab“-Methode, fehlt es dem Sound an keiner Stelle an Druck. Was die Songs betrifft, muss man regelrecht eine Träne verdrücken: Eine Setlist zum Niederknien! nach einem „Delusions Of Savior“ als Intro, steigt man mit „Repentless“ direkt wuchtig ein. Der Titelsong des letzten Studioalbums ist das beste Sprungbrett für „The Antichrist“. Ja, die Band berücksichtigen das Debütalbum „Show No Mercy“. Weitere frühen Großtaten wie „Raining Blood“, „Hell Awaits“, „South Of Heaven“ oder der perfekte Schlusssong „Angel Of Death“ werden ebenfalls bedacht.
… ist diese Album eine Hit-Sammlung
Weitere Hits gefällig? „Bloodline“, „Chemical Warfare“, „Madatory Suicide“ oder „Dead Skin Mask“ fehlen auch nicht. Es knallt, es rumpelt und es wird ein Bombe nach der nächsten gezündet. Ein Araya schreit sich bei „Disciple“ derart die Seele aus dem Leib und stachelt die Meute bei „Hate Worldwide“ an, bevor ein „War Ensemble“ auf die Meute losgelassen wird. 21 Songs und jeder sieht und zündet. Das Gespann Holt/King spielt sich in Ekstase, der Bass pumpt und auch der oft verachtete Bostaph beweist, dass er einen Lombardo wunderbar ersetzen kann. Mit dieser Show den Fans den Rücken zu kehren ist geradezu schmerzhaft. Slayer beweisen mit „The Repentless Killogy – Live At The Forum In Inglewood, CA“ ihr Können. Mehr als 30 Jahre alte Songs klingen frisch und modern. Ein Abschied, wie er besser nicht ausfallen könnte. Jedoch mit dem Stich ins Herz, dass nun wohl das letzte Mal der Vorhang gefallen ist. Mit Slayer tritt nicht nur eine Band ab, nein, es endet eine Ära!