Pearl Jam haben ein neues Album. 7 Jahre nach der letzten Veröffentlichung haut die Band um Eddie Vedder was Neues raus. Nun wird die Diskussion um „Ten – Version 2“ wieder beginnen. Weit gefehlt, denn Pearl Jam machen ihr Ding. Und dies in beeindruckender Art und Weise. Unser Album der Woche!
Pearl Jam. Wer kennt sie nicht. Damals, als die Band mit einem Album zum Shooting-Star wurde. Früher, als Millionen von Kids sich darin versucht haben, dieses unfassbare Solo von Alive auf ihrer billigen Gitarre nachzuspielen. Und ja, damals, als Grunge eben noch Grunge war. Pearl Jam waren von Anfang an dabei und ja, die Truppe hat sich ihre Sporen verdient. Aber wo andere Bands einen Weg eingeschlagen haben, da zeigte sich die Truppe um Eddie Vedder eben von einer kauzigen Seite. Man erwartete ein zweites „Ten“ – insbesondere das Label. Und dann kam diese Truppe um die Ecke mit einem „Vs.“, welches bis kurz vor die Veröffentlichung sogar „Five Against One“ hieß. Die Message war klar: Macht ihren euren Grunge, wir machen unser Ding. Diesen Weg hat die Band bis heute für sich als den richtigen auserkoren. Über all die Alben hinweg. Ein sperriges „Vitalogy“ oder ein krudes „No Code“.
Pearl Jam gingen schon immer ihren Weg
„Yield“, „Binaural“ und „Riot Act“ machten es nicht leichter, aber die Truppe hatte irgendwie immer Zuspruch. Die Konzerte waren bestens besucht, Pearl Jam sträubten sich immer gegen die Preistreiberei bei den Tickets. Rückblickend wohl mit verheerenden Folgen, wie das Unglück Roskilde zeigte. Auch „Backspacer“ und „Lightning Bolt“ erschienen, alte Fans waren angewidert, Die-Hard-Fans hielten der Band aber die Treue. Und nun also nach 7 Jahren endlich ein neues Album. Eines, welches nach ausverkauften Touren unter einem sehr guten Stern stehen sollte. „Gigaton“ sollte das Comeback werden, löste aber bei Hörern mit den Vorab-Singles bereits Skepsis aus. „Wirklich?“, „das soll es sein?“ oder auch „was geht denn nun mit Pearl Jam“ ab, mischte sich unter „wow, endlich neue Wege“. „Dance Of The Clairvoyants“ und „Superblood Wolfmoon“ bewegte Fans und sorgte für ganz viel Kritik. Aber betrachten wir das 11. Album nun mal objektiv.
„Gigaton“ ist „Full HD mit 5.1 Sound“
„Gigaton“ ist anders. Keine Frage. Der Sound der Anfangstage ist Geschichte. Man hatte damals das Gefühl, dass man mit der Band im Proberaum steht. Rau, ungeschliffen und fern ab von dem, was man heutzutage HD nennt. „Gigaton“ ist anders und macht einen Schwenk vom Schwarzweiß-Bild auf „Full HD“ mit einem 5.1-Sound. Man darf „Gigaton“ mit einem National Geographics-Film vergleichen. Während andere noch ihren „Simpsons-Comic“ fahren, macht diese Band sich Luft. Man packt die großen Songs aus, verpasst diesen einen dicken Sound. Einem, von der auch Sound-Fetischist Wilson träumen dürfte. „Gigaton“ ist mit Trademarks gespickt, aber eben nicht auf eine subtile Art. Eddie Vedder schwebt, der Bass findet seine Melodien und ja, losgelöst und frei ist dieses Album. Das Korsett und der Zwang wurden abgeschüttelt. Man muss „Gigaton“ mit „Achtung Baby“ von U2 vergleichen. Eine Band, die in einer Sackgasse steckte und dann alles anders macht.
Mehr als man sich erträumt hätte
Ja, Pearl Jam schaffen es sich neu zu erfinden. Alten Fans wird dies wahrlich nicht schmecken, aber sei es drum. Ein „Ten“ wird es nicht erneut geben und dieses Stoßgebet könnt ihr noch 200 Mal abfeuern. Und ja, Pearl Jam sind keine 20 mehr, wollen es aber auch nicht sein. Wo andere Bands ihren alten Erfolgen nachjagen und auf Teufel komm raus auf 20 machen, da stellen sich Pearl Jam einfach hin und liefern „Gigaton“ ab. Ein Album, welches schwer zu begreifen ist mit einem Durchlauf. Aber ein Album, welches seine Schönheit definitiv zeigt. Bockstarkes Album und zurecht unser „Album der Woche“ bei EMP.