Obituary zelebrieren Death Metal. Das war schon immer so und dies wird wohl auch immer so bleiben. Florida hin, Sonnenstaat her, selbst mit ihrem 10. Album „Obituary“ lassen die Herren keinen Zweifel dran, dass sich ihr musikalisches Gemüt immer noch von der dunkelsten Seite zeigt. Wir krönen das Werk zum Album der Woche bei EMP. Wieso? Lest selbst!
Obituary sind eine Legende. Damals auf dem Schulhof tauschte man noch die Kassetten mit den Kult-Alben. Patches wurden bestellt und von Mama in Handarbeit an die Jeans-Jacke genäht. So prangte „Slowly We Rot“ direkt neben „Altars Of Madness“ von Morbid Angel. Es war eine gute Zeit für mich, aber auch Obituary haben mit dem 1989er Album Geschichte geschrieben. Nun kehrt die Band aus Tampa erneut zurück, um die ganz alten Tage aufleben zu lassen. Album Nummer 10 heißt schlicht „Obituary“ und genau dieser Titel trifft den Nagel auf den Kopf.
Obituary kennen ihr Wurzeln und berufen sich auf diese
Während man mit dem – zugegeben sehr starken – Album „Inked In Blood“ eine Verbesserung von „Darkest Day“ oder „Executioners Return“ vorlegte, so ist dieses Werk wohl der so sehnlich gewünschte Bogen, welcher zum Debüt geschlagen werden musste. Bereits der Opener „Brave“ legt die Messlatte enorm hoch. Man peitscht sich durch 2:15 Minuten, als ob die Band auf der Flucht wäre. Eine raue und streckenweise schmutzige Produktion lassen klar erkennen, dass Obituary an die glorreichen Tage anschließen wollen. Und dann soll auch schon der zweite Track „Sentence Day“ verdeutlichen, dass der Band dies auch gelingt. Obituary werfen wieder tonnenschwere Riffs ins Rennen, zelebrieren den knarzenden Bass und feiern ein Drumming, welches den Charme eines Live-Konzertes hat. „Turned In Stone“ schleppt sich durch seine Spielzeit, „Lessons In Vengeance“ schwingt aus den Lautsprechern und ja, man wippt automatisch mit. Doch Sonne? Mitnichten, wie „End It Now“ unverblümt klarstellt.
Doch tut ein solches Album Not? Ja, unbedingt!
Doch braucht man ein Album, welches eine Band schon vor zig Jahren mindestens genauso gut abgeliefert hat? Es ist die Gretchenfrage, aber im Falle von Obituary muss man klar sagen, dass dies notwendig war. Während „Slowly We Rot“ bei manchem Death Metal Enthusiasten in Vergessenheit geraten sein könnte, bedarf es definitiv einem Nachschlag. Mit 10 Songs serviert die Tampa-Band großes Tennis und verdeutlicht, dass die Musiker mit ihren 40+X-Jahren wandlungsfähig sind. Denn wo man vorher sich den Growls hingab, so vernimmt man hier mehr cleanen Gesang. Laut Band steckte kein Plan dahinter, welcher aber nun aufzugehen scheint. Denn gerade dies ist der große Unterschied zu den alten Werken: Obituary schaffen es sich und ihren Wurzeln treu zu bleiben und sich dennoch weiter zu entwickeln. Ein Album, welches neben „Slowly We Rot“ in den Schrank gehört.