Machine Head lassen es mit „Cartharsis“ amtlich krachen. Wer nun aber an eine Fortführung des bisherigen Weges denkt, der wird sich bei diesem Album sehr wundern. Vielmehr steuert Robb Flynn in eine komplett andere Richtung. Nicht minder gut, sondern vielmehr mutig. Für uns ein Grund die Platte zum Album der Woche zu machen.
Wir stellen direkt klar, dass „Cartharsis“ nicht jedem Machine Head gefallen wird. Wir möchten auch ausdrücklich drauf hinweisen, dass das neue Album nicht mal im Ansatz an „Unto The Locust“, „The Blackening“ oder auch „Bloddstone & Diamonds“ anknüpft, obwohl sich dies sicherlich so mancher Fan gewünscht hätte. Darüber hinaus muss klar gesagt werden, dass das neunte Album sich über den Durchlauf hinweg entwickelt, die Band in neuen Gefilden wildert, wobei aufs Wesentliche reduziert eher ein Brückenschlag zur Jahrtausendwende geschlagen wird. Oder um es kurz und bündig zu formulieren ist das „Fuck The World“ zu Beginn des Openers „Volatile“ wörtlich zu nehmen. Robb Flynn und Co geben keinen Cent auf eure Erwartungen! Gut so.
Machine Head machten schon früher Nu Metal
Haben nun Machine Head den Nu-Metal wieder für sich entdeckt? Um dies zu beantworten schieben wir ein „wir sind Fans von The Burning Red und Supercharger“. Und ja, verdammt, „The Blood, The Sweat, The Tears“, „Exhale The Vile“ oder „Nothing Left“ haben mehr Zuneigung verdient, als es letztendlich der Fall ist. Auch „Bulldozer“ und sein unfassbarer Groove-Faktor gehören zur Bandgeschichte und unterstreichen, dass Machine Head schon mal einen Pfad verlassen haben. Nach dem Überalbum „Burn My Eyes“ und „The More Things Change….“. Ein Aufschrei, der so unnötig war, jedoch auch bei „Cartharsis“ nicht ausbleiben wird. Ein Album, welches die Musikgemeinde spalten wird und wohl zu einem der wichtigsten Gesprächsthemen des Jahres 2018 avancieren wird. Sei es drum, „Cartharsis“ ist mächtig!
Mit 15 Songs ist Cartharsis ein wahrer Brocken
Ein Trägheit kann man Machine Head sicher nicht vorwerfen, wenn man sich die Anzahl der Songs anschaut. Wo manche Bands nicht mal zweistellig wird, hauen die Herren geschlagene 15 Songs. Eine Tatsache, die eine enorme Aufmerksamkeitsspanne dem Hörer abverlangt. Und gerade hier sprechen wir von der ersten Erkenntnis zum Album. Wo bisher ein Konzept und eine gewisse Epik den Alben innewohnte, sprechen wir bei Album Nummer 9 von einem Album, dessen Songs losgelöst voneinander ihre Daseinsberechtigung bekommen. Bedeutet? Man muss nicht einen roten Faden im Album suchen. Man muss sich keine Stunde Zeit nehme, um den Tiefgang des kompletten Albums zu erfassen. Vielmehr arbeitet man Song-bezogen, was im Umkehrschluss bedeutet, dass ein jeder Song einzeln seine Durchschlagskraft entwickelt. So sind „Bastards“ und „Volatile“ politisch zu verstehen, Depressionen werden in „Eulogy“ thematisiert und „Triple Beam“ verarbeitet den Drogenkonsum, welcher auch auch autobiografisch zu verstehen ist.
Eine musikalische Reise durch alle Gefilde
Musikalisch vereinen Machine Head auf ihrem neunten Album alle Facetten ihrer bisherigen Karriere. Es gibt diese Nackenbrecher und Riffs, die einen schwindlig werden lassen („Beyond The Pale“). Mit „Bastards“ schafft man den Spagat zum Folk (sic!) und rechnet mit der Präsidentenwahl ab. Ein Song, der wohl die Fanbase komplett verstören wird, aber bereits im November 2016 auf YouTube hochgeladen wurde. Wenn auch in einer anderen Version. Slipknot-lastige Songs wie „Grind Your Down“, peitschende Nu-Metal-Nummern wie „Triple Beam“ oder sogar melancholische Nummern wie „Behind A mask“ machen klar, dass Robb Flynn auf Erwartungen scheisst. Vielmehr liefert er ein mannigfaltiges Album ab, welches viele Hörer verstören wird und gleichzeitig aufzeigt, dass ein Album eine musikalische Reise durch viele Gefilde sein kann – und vielleicht auch sein muss. Sei es drum, denn mit „Heavy Lies The Crown“ haben Machine Head alleine schon einen Song für die Ewigkeit geschrieben, der die Plate zum Album der Woche macht. Und „Cartharsis“ bietet noch mehr Gründe, sofern man sich darauf einlässt.