Life Of Agony sind zurück. Vom amerikanischen Rolling Stone und dem britischen Kerrang konnte man vernehmen, dass es sich um das „most anticipated“ Album handeln soll. Und wir stimmen zu, denn Life Of Agony treten ein schweres Erbe an. Mit Bravour konnte sich die Band erfolgreich zurückmelden. Nach 12 Jahren liefert man bei EMP das Album der Woche ab.
Life Of Agony? Gibt es die noch? Oder wieder?
Es war verwirrend die letzten Jahre. So recht wusste man nicht, ob Life Of Agony nun aktiv sind, oder doch das Handtuch geworfen hatten. Mit „Soul Searching Sun“ sollte diese Odyssee beginnen und mit der Übergangslösung Whitfield Crane von Ugly Kid Joe, konnte man sich nur bis 2002 retten. Danach waren Life Of Agony Geschichte. Wo andere Bands aber erst mal die Füße hochlegen und die Wogen glätten lassen, da spielen Life Of Agony kurzerhand zwei Shows, die man dann auch noch kurzerhand veröffentlicht. Zwei Jahre später sollte sogar ein weiteres Album folgen, welches auf den Namen „Broken Valley“ hört. Das letzte bis zum heutigen Tage. Die Jahre zwischen 2005 und 2014 waren durch Auflösung, Reunion, dem Coming-Out von Frontmann Keith Caputo, diversen Seitenprojekten und einer gewissen Hoffnung gezeichnet. Hoffnung seitens der Fans, dass Life Of Agony sich wieder zusammenfinden würden.
Nach 2014 war ein Album greifbar…
2014 kam dann über die Homepage der Band die Meldung, dass man sich wiedervereint habe. Mit ein paar Konzerten überbrückte man die nächsten zwei Jahre um dann 2016 bei Napalm Records einen neuen Hafen zu finden. Es sollte auch nicht lange dauern, bis die Meldung zu neuer Musik die Runde machte. Doch aus Monaten wurde dann letztendlich doch ein Jahr. Nun ist es soweit und mit „A Place Where There’s No More Pain“ liegt uns ein neues Album vor. Das fünfte in der Bandgeschichte und das erste nach 12 Jahren Abstinenz. Ein Album, welches mit Spannung erwartet wurde und Fans weltweit nun fesseln wird – zumindest unserer Meinung nach.
… welches dennoch drei Jahre auf sich warten ließ
Mit „Meet The Maker“ startet man Life Of Agony-typisch rifflastig in das Album. Drückende Gitarre hier, massiver Bass und ein schnörkelloses Drumming – rundum das, was die Band seit jeher ausmacht. Mit dem Einstieg von Mina Caputo fängt man Feuer. Die Stimme ist und bleibt einzigartig, was der Dame auch durchaus bewusst ist. Überreste der Winterdepression werden sich beim Hörer wieder einstellen. Zweifelsohne, aber die Depressionen-belastende Sound ist es, was Life Of Agony auszeichnet. Oft werden Alice In Chains mit ihrem Sänger Layne Staley als Vergleich herangezogen, welcher durchaus passt, wenn auch etwas aufgezwungen. „Right This Wrong“ lebt durch den pointierten Gesang von Mina, der sich die dicke Instrumentalisierung der Band legt. Songwriting-technisch groovend ausgelegt, besticht der Songs insbesondere durch die catchy Bridge, welche sich unmittelbar im Gehörgang festbeißt.
„A Place Where There’s No More Pain“ erhöht das Tempo und zeigt schon beim ersten Durchlauf sein Hit-Potential. „Dead Speak Kindly“ könnte aus der Feder einer astreinen Sludge-Band stammen, während „A New Low“ durch den Wechsel „schnell/langsam“ lebt, der Monotonie den Gar ausmacht. Oft wird die relativ einfache Umsetzung der Songs kritisiert. Ein Umstand, welcher definitiv dem anvisierten Sound von Life Of Agony geschuldet ist. Auf der anderen Seite jedoch aber der Grundstimmung eines jeden Albums dienlich ist.
Jeder Mitglied bekommt den Freiraum, der benötigt wird
Sicherlich leben Life Of Agony insbesondere durch die charismatische Stimme der Frontfrau, wobei auch die Herren Robert, Joey Z. und Drummer Abruscato einen wesentlichen Teil beitragen. Dieser – und dies ist eventuell der große Unterschied zu den bisherigen Alben – kommt hier präsenter zum Tragen. Songs wie „Song For The Abused“ lassen allen Beteiligten einen kreativen Freiraum, der bisher durch die streckenweise omnipräsente Stimme von Mina verloren ging. Selbst vor Piano-Tönen und einer orchestralen Komposition schrecken Life Of Agony 2017 nicht mehr zurück. „Little Spots Of You“ ist der Beweis und gleichzeitig ein Schlußsong, welcher treffender nicht hätte ausfallen können.