Itchy ohne Poopzkid machen das Rennen hinsichtlich Album der Woche bei EMP. Nun kann man sich die berechtigte Frage stellen, wieso eine Band den Namen ändert. Neuer Sound? Neuer Look, Alles neu? Oder einfach, da man sich gewissen Altlasten entledigen will? Wir klären das mal kurz hier und jetzt.
Zugegeben, den Namen Itchy Poopzkid fand ich immer derbe peinlich. Die Jungs sind saunett und die Musik auch nicht schlecht, jedoch lief es mir immer eiskalt den Rücken runter, wenn der Name fiel. Wieso? Nun, dieses Poopzkid hatte einen infantilen Zug, der mich direkt eine Ernsthaftigkeit vergessen ließ. Ich muss aber auch einräumen, dass ich dahingehend doch sehr unfair bin. Aber was soll ich machen? Ein Name wird bei mir direkt mit einer gewissen Erwartungshaltung an die Musik verknüpft. Und hier ging eben der Schuss nach Hinten los. Doch diese Zeiten sind glücklicherweise vorbei und wir sprechen von Itchy Poopzkid ohne eben dieses Poopzkid. Nach rund 15 Jahren, zig hunderte von Shows und einigen Alben, wird der Name verkürzt. Längst überfällig, denn Fans nannten die Band eh nur Itchy. Doch damit ist noch nicht Alles gesagt.
Itchy – Nicht nur der Namen ist neu
Das 7. Studioalbum „All We Know“ ist nicht der einzige radikale Einschnitt, welchen die Truppe vollzogen hat. Es hat sich schon mit Alben wie „Six“ oder „Ports And Chords“ abgezeichnet, dass man sich vom Punk etwas entfernt. Nicht schlimm, denn es entsteht keinesfalls ein luftleerer Raum. Vielmehr hat man die Doc Martens gegen Chucks eingetauscht und der Kaugummi, welchen man noch vor Jahren rebellisch kaute, geschluckt. Wir erleben eine Band Itchy, welche dem Rock mehr frönt als zuvor und diesen mit Spaß darbietet. Das Resultat kann – muss aber nicht – als Fun-Rock bezeichnet werden. Dieser wird aber immer noch mit luftigen Punk-Ausflügen gespickt, wenn auch diese sich in einem gesunden Rahmen halten. Sibbi, Panzer und Max sind erwachsen geworden und dies merkt man auch der Musik an.
Gewitzt und raffiniert mit dem 7. Album
So verwundert es nicht, dass insbesondere die Texte gewitzter und ausgereifter erscheinen. Hier werden sogar Seitenhiebe und Anspielungen kundgetan, welche man in den Anfangstagen vermisste. Mit Songs wie „Go To Sleep“ oder auch dem Sommer-Hit „The Sea“ verbreitet man aber auch gute Laune, was „All We Know“ immer wieder als den perfekten Soundtrack für die Sommermonate erscheinen lässt. Das Songwriting ist ebenfalls verfeinert worden, was beispielsweise „Keep It Real“ eindrucksvoll aufzeigt. Hier werden die Gitarren kurzerhand runtergestimmt und die Vocals in ein düsteres Gewand gesteckt. Stets aber in einer Art und Weise, dass man Itchy es abnimmt und den Fan nicht durch Komplexität erdrückt. Denn dies ist letztendlich der fatale Fehler so vieler Bands. Auf Biegen und Brechen vertrackte Songs bauen, denen letztendlich der Groove und eine Lockerheit fehlt. Spitze umgesetzt und konsequent in 15 Songs gemeißelt. Ein richtig starkes Album zur richtigen Zeit!