Immortal und das Album der Woche? Kann das sein, nachdem Abbath den Schuh gemacht hat? Nachdem anscheinend auch Songs mitgenommen wurden? Klares „Ja“, denn Immortal haben nichts an ihrem Biss verloren und liefern wohl das härteste Album seit langer Zeit ab.
Manche Dinge brauchen anscheinend ihre Zeit. Man stellt sich als Fan immer die Frage, ob die Bands noch aktiv sind, oder ob sich diese dem kreativen Prozess voll hingeben. Im Falle von Immortal wohl eine Mischung aus beiden Punkten. Ja, die Band gab sich der Kreativität hin, jedoch nicht so, wie es der Fan insgeheim hoffte. Es knallte in Norwegen und dies nicht zu knapp. Im Jahre 2014 entfachte ein Streit über die „Marke“ Immortal, welcher sich vor dem Patentamt wiederfinden sollte. Abbath wollte den Namen für sich beanspruchen, was das zuständige Amt aber ablehnte und den verbleibenden Mitgliedern Demonaz und Horgh zusprach. Diese machten sich dann dran, den begonnen Schreibprozess fortzuführen, Abbath, ja der hatte sich schon längst unter seinem Namen einen Namen gemacht. Was blieb war die Band Immortal, welche man nicht einschätzen konnte, was da noch möglich ist.
Immortal? Aber wer macht denn da noch was?
Fragen über Fragen schossen den Fans durch den Kopf. Wer ist nun das Aushängeschild? Wer schreibt die Songs? Wer spielt die Gitarre und wer ist denn nun für die Durchschlagskraft zuständig, die bekanntlich das Eis in Norwegen zerberstet? Gitarrist Harald „Demonaz“ Nævdal hatte sich einer Hand-OP unterzogen, die erfolgreich über den OP-Tisch ging. Zumindest war dies bei seinem Soloprojekt „March Of The Norse“ zu vernehmen. Doch reicht dies um ein neues Immortal auf die Beine zu stellen? Insbesondere dann, wenn böse Zungen behaupten, dass Abbath mit einigen Songs die Band verlassen hat um selbige auf seinem Soloalbum zu verheizen? Vorweg die Antwort, dass „Northern Chaos Gods“ sich in keiner Weise vor den alten Werken verstecken muss. Auch wird sich Abbath wundern, wenn er das Album hört. Immortal sind dem Black Metal so treu geblieben, wie eine Band seinem Genre nur treu bleiben kann.
Zielsicher das härteste Album abgeliefert
Sei es „Gates Of Blashyrkh“ oder der Titeltrack mit seinen Thrash-Attacken oder „Called To Ice“ mit seiner perfiden Kälte, alles Songs, die man als Kampfansage gegenüber dem alten Weggefährten auffassen kann oder sogar muss. Es gelingt der Band auch der Brückenschlag zu dem pechschwarzen Sound, welcher bei „Battles In The North“ oder „Blizzard Beats“ zum Vorschein kam. Und ja, diese Kompromisslosigkeit findet man auf „Northern Chaos Gods“ ebenfalls wieder. Dies demonstriert man mit „Blacker Of Worlds“, „Into The Battle Ride“ oder auch „Grim And Dark“. Aber auch das 2009-er Album „All Shall Fall“ mit seiner Epik wird berücksichtigt und findet sich immer wieder in den Songs wieder. Und selbst vor der Tradition einen langen Song zum Ende darzubieten, weicht man nicht ab. „Mighty Ravendark“ zelebriert das, was Immortal ausmacht.
Northern Chaos Gods ist ein bockstarkes Ding
Was bleibt also unter dem Strich? Abbath ist Kult, keine Frage, aber eingebüßt haben Immortal mit dem Weggang des Mannes wahrlich nichts. Auch kann man der Band nicht attestieren, dass sie belanglos wurden, das Songwriting nicht beherrschen oder dergleichen. Demonaz und Horgh sind fabelhaft, zelebrieren den Norwegischen Black Metal und werden selbst Die-Hard-Anhängern die Freudentränen in die Augen treiben. „Northern Chaos Gods“ ist ein Hass-Klumpen und wohl das aggressivste Alben der Band seit langer Zeit. Die von Anhängern hochgelobte ruppige Produktion der alten Meilensteine findet man sicherlich hier nicht wieder, jedoch bedarf es einer solchen nun auch nicht, um ein Album für gut zu befinden. Und dieses Album ist spitze!