Heaven Shall Burn und das Album der Woche bei EMP. Klarer Start-Ziel-Sieg der Thüringer. Und dies, obwohl „Of Truth And Sacrifice“ einige Neuerungen bietet. Aber lest selbst und hört euch dieses Brett an!
Heaven Shall Burn blasen wieder zum Angriff. Ja, die Tatsache, dass die Thüringer mit einem neuen Album daher kommen, war ein kleiner Paukenschlag. Vorbei die Zeit der Ruhe. Vorbei die Tatsache, dass man sich eine Pause auferlegt hat. Eine, die zwar nach Außen hin die Band in einen Schlaf versetzt hat, aber intern irgendwie nicht so richtig greifen wollte. Man konzentrierte sich auf persönliche Dinge, aber die Tatsache, dass die Bandmitglieder eben auch Freunde sind, sorgte dafür, dass nun ein Album entstand, welches so vielleicht nicht geplant war. „Wenn Polizisten einen Stammtisch haben, reden die ja auch unweigerlich über Verbrecher“, argumentiert ein Maik Weichert. „Of Truth And Sacrifice“ ist aber sicher kein Verbrechen und von einer Straftat ist man meilenweit entfernt. Im Gegenteil: Kaum sind Alben begrüßenswerter als eben dieses achte Album von Heaven Shall Burn. Zwischen Bemusterung und Besprechung vergingen Wochen, in denen die Welt sich drehte.
Heaven Shall Burn – durchaus bodenständige Jungs
Das Herz auf der Zunge und den Finger immer in der Wunde. Wenn es um Bands geht, die eine Message transportieren wollen, waren Heaven Shall Burn eben immer eine der meist genannten Bands. Als überzeugte Veganer, die derart bodenständig geblieben sind, faszinieren die Herren die Szene schon seit geraumer Zeit. Scheiß auf Ansagen nach Schriftsprache, olé dem Dialekt und wehe dem, der sich auf eine Diskussion einlässt. Die Herren haben eine Meinung und diese ist mit Fakten untermauert. Männer, die ihren Dingen nachgehen und nach außen immer den Anschein vermitteln, dass sie einer von uns seien. Die Band ist wichtig, aber kein Alleinstellungsmerkmal hat, wenn es um das Leben der Thüringer geht. Rundum sorgt dies schon für wahnsinnig viele Sympathiepunkte. Doch es soll nicht um die Band gehen, das neue Album steht im Vordergrund.
„Of Truth And Sacrifice“ ist ein Doppelalbum…
Ein Doppelalbum ist es geworden, was den ein oder anderen Fan sicher erschlagen wird. Man braucht die Zeit um sich „Of Truth And Sacrifice“ zu Gemüte zu führen. Man sollte sich aber auch die Zeit nehmen, denn der Zweiteiler ist rundum stimmig und macht eben dann Sinn, wenn man aufgeschlossen ist. Während „Truth“ sich rebellisch, kämpferisch und zuversichtlich zeigt, ist „Sacrifice“ das, was man als nachdenklichen Teil bezeichnen muss und kann. „Truth“ ist die Dampfwalze und spielt die Liebe zum Death Metal aus. Bands wie Bolt Thrower schießen einem durch den Kopf, aber auch Göteborg wird irgendwie einem in den Sinn kommen. Sei es „Protector“ oder „Thoughts And Prayers“, „Uebermacht“, was zunächst an Rammstein erinnert, dann aber den Haken schlägt und sich zu einer typischen HSB-Nummer entwickelt.
… und ein monströser Koloss
„Sacrifice“ ist eventuell der Teil, der interessanter ist. Hier wird mit „La Resistance“ Dancefloor ausgepackt, „The Sorrows Of Victory“ liebäugelt mit Doom und „Truther“ ist ein Komplexhaufen, der seinesgleichen sucht. Und wer auf Industrial steht, der sollte „Eagles Among Vultures“ anchecken. Wohl einer der Songs, die ein völlig neues Gesicht von Heaven Shall Burn zeigt. Und ja, „Weakness Leaving My Heart“ setzt wieder auf den Einsatz von Sinfonie, was den Brückenschlag zum ersten Teil des Albums vollzieht. Ja, Heaven Shall Burn haben auch Gastmusiker am Start. So gesellt sich Andy von Caliban oder Matthias von Nasty dazu. Auch Chris Harms ist auf dem Album zu hören. Feine Sache, wenn auch nebensächlich, wenn man sich dieses Album anhört.
Heaven Shall Burn versohlen Kollegen den Hintern
Heaven Shall Burn haben mit „Of Truth And Sacrifice“ ist ein Koloss von Album. Sowohl hinsichtlich der Spieldauer, als auch für die Songs per se sprechend. Neue Wege werden gegangen, alte wieder aufgegriffen. Die Songs waren noch nie so unterschiedlich und dennoch schafft es die Band, all dies auf einem Album zu vereinen, ohne dabei verwirrt, zusammenhangslos oder aufgesetzt zu wirken. Nüchtern betrachtet ist dieses Album die volle Brettseite. Wenn man der Sache mehr Euphorie verpassen möchte, dann muss man neidlos zugeben, dass „Of Truth And Sacrifice“ vergleichbare Bands derart deklassiert, dass nur so knallt. Mag im ersten Moment hart klingen, ist aber bei genauerer Betrachtung so. Unfassbares Biest und unser Album der Woche bei EMP!