God Is An Astronaut haben für uns das Album der Woche. Die Iren hauen mit „Epitaph“ ein Album raus, welches den Post-Rock so herrlich bereichert und die Band über sich hinauswachsen lässt. Überraschend Noise-lastig gelingt der Band erneut ein wunderschönes Spiel mit Licht und Schatten. Zurecht nun auf dem Podest der EMP Plattenkiste!
Glen of the Downs ist wunderschön. Man muss sich den irischen Landstrich definitiv anschauen, wenn man sowas wie eine Löffelliste hat. Kein Fallschirmsprung, kein Casino-Besuch, nein, südlich von Dublin wird man fündig. Zugegeben, man muss sich der Natur erfreuen können und ja, man sollte auch eine gewisse Abgeschiedenheit toll finden. Falls dies zutreffend ist, dann schaut euch das Tal an. Mich hat es vor Jahren dorthin verschlagen und ich war angetan. Als ich dann später noch mitbekommen habe, dass eine der wichtigsten Post-Rock-Bands aus dieser Gegend kommt, dann habe ich das große Ganze verstanden. God Is An Astronaut klingen wie sie klingen, da sie aus einer Gegend kommen, die keinen anderen Sound zulässt. Seit 2002 schafft es die Band um die Brüder Kinsella, Soundteppiche zu knüpfen, welche anmutender nicht sein könnten.
God Is An Astronaut haben eine innere Ruhe
Nun hat der Post-Rock aktuell einen ganz guten Lauf. Zumindest erscheint es einem so, wenn man sich in Erinnerung ruft, wie viele Veröffentlichung aktuell aus dem Genre zu zählen sind. Sei es Long Distance Calling oder das kommende Album von Toundra, der Post-Rock floriert. Doch im Gegensatz zu genannten Bands, sind und waren God Is An Astronaut immer auf der relaxten Seite. Wo sich andere Bands in Ausbrüchen ausleben, konnte man keine härteren Einflüsse bei den Iren vernehmen. Wieso auch, wenn es auch so geht. Sei es „The End Of The Beginning“, welches flott und beschwingt daher kommt. Oder das nachdenkliche, melancholische und verträumte „All Is Violent, All Is Bright“. God Is An Astronaut haben auch mit wenig Härte genügend Formen gefunden, sich auszudrücken. Hypnotisch zum einen, dermaßen anziehend zum anderen. Dies soll der rote Faden durch alle Alben werden. „Epitaph“ stellt hier nun sicher keine Ausnahme dar.
Bereits der Opener und Titeltrack „Epitaph“ widmet sich wieder einem zarten Spiel aus Licht und Schatten. Piano-Klänge treffen auf verzerrte Gitarrenklänge, welche griffig agieren und Druck aufbauen, aber letztendlich nie explodieren und einem der Song nie um die Ohren fliegt. Parallelen zu Agalloch tun sich auf, Synthesizer-Elemente werden verbaut und eine Frauenstimme kommt zum Einsatz. Was sich nach viel anhört, wirkt aber niemals erschlagend oder erdrückend. Man schafft eine Balance, welche faszinierend ist. „Mortail Coil“ schlägt in eine ähnliche Kerbe und baut sich über die Spielzeit hinweg zu einem dichten Konstrukt auf, welches depressiv anmutet, letztendlich dem Hörer aber immer einen Ausweg aufzeigt. Licht am Ende des Tunnels? Auf jeden Fall und dies trotz der Noise-Einflüsse, welche „Epitaph“ durchziehen. Diese sind es auch, die das Album zu einem der „härteren“ der Band machen. God Is An Astronaut haben den Sprung ins Rock-Becken gewagt und das tut der Band offensichtlich gut.
„Epitaph“ ist ein Album, welches Licht und Schatten vereint
„Seance Room“ stellt sich als Song mit hohem Wiedererkennungswert heraus und hat wohl die schmissigen Passagen überhaupt. Eine Mischung aus Noise und Doom macht den Mittelteil des Songs aus, welcher tiefsten Respekt verdient. „Medea“, „Winter Dusk“ oder wie auch der Song des 8-Track-starken Albums nun auch lauten mag, God Is An Astronaut vertonen einen nachdenklichen Tagtraum. Einer, der Wachzeiten beim Hörer erfordert, um die Komplexität des Albums zu verstehen. Einer, der aber auch traurig stimmt und den Spagat zu den hellen Momenten gnadenlos gut schafft. Mit „Epitaph“ hauen God Is An Astronaut ein Album raus, welches Post-Rock-Fans begeistern wird und welches zeigt, dass die Iren absolut Alles richtig machen.