Das Album der Woche legen uns Dool vor. Wer? Dool! Nicht zu verwechseln mit Tool, auf deren Album man ebenfalls gespannt ist. Die Niederländer schaffen mit ihrem Debüt ein Album der Extraklasse. Aber lest selbst, was uns an „Now Here, There Then“ fasziniert.
Hinter Dool verstecken sich (teilweise) keine Unbekannten
Um das „Now Here“ zu erklären, muss man im Falle von Dool wohl etwas weiter ausholen. 2006 formierten sich The Devil’s Blood, welche die okkulte Musikszene amtlich auf Links drehten. Ob man die Band für gut befunden hat oder sogar die Auflösung im Jahre 2013 begrüßte, sei dahingestellt und spielt letztendlich auch keine Rolle. Vielmehr geht es darum, dass mit Micha Haring als Schlagzeuger und dem Bassisten Job van de Zande zwei exzellente Musiker auf der Straße standen. Musiker, die sicherlich bei The Devil’s Blood durch Farida „F. The Mouth of Satan“ Lemouchi und ihrem Bruder Selim in den Hintergrund rückten, aber einen enormen Beitrag zum Aufstieg der Band beisteuerten. Doch bekanntlich trifft man sich immer zweimal im Leben. So auch hier!
Ein Debüt mit jeder Menge Herzblut
Dool sind eine junge Band, welche aber bereits mit dem Debüt „Now Here, There Then“ mehr als ein Album vorlegen, sondern bereits hier Geschichte schreiben. Sicherlich wirbelt man mit der namhaften Rhythmus-Sektion schon amtlich Staub auf, wenn auch hier angebracht werden muss, dass der Autor dieser Zeilen den Selim-Geschwistern wenig abgewinnen konnte. Insbesondere die Frontfrau Ryanne Van Dorst ist es, die den Hörer in den Bann zieht. Der Rest der Band schafft mit großartigen Hooks und einer faszinierenden Hingabe, den 50 Minuten Spielzeit Leben einzuhauchen, was man in dieser Art und Weise schon lange nicht mehr vernehmen konnte. Doch was ist so faszinierend an dieser Band und ihrer Musik? Was macht Dool zum Album der Woche bei EMP und was will der Autor uns vermitteln?
Bereits mit den ersten zwei Songs kommt grenzenlose Euphorie auf
Direkt mit dem Eröffnungsstück „Vantablack “ und seinen 10 Minuten Spielzeit schafft man einen psychedelischen Trip der das Hier und Jetzt neu auslotet. Sanfte Gitarren ummanteln melancholische Rockstrukturen, welche die Gratwanderung zwischen verträumten Momenten und erdigem Rock atemberaubend schön schaffen. Wiederholende Strukturen sorgen dafür, dass der Hörer aber nicht in einem Wulst aus Akkordfolgen abgehängt wird, sondern sich vielmehr abgeholt fühlt. Falls dies auf die nachfolgenden 40 Minuten geben soll – was vorgegriffen der Fall ist – dann bitte mehr davon. Mit „Golden Serpents“ lässt man Erinnerungen an Blue Oyster Cult aufleben und schafft den Sprung über Rockgrenzen hinaus. Auch Assoziationen zu Black Sabbath und ihrem damaligen Debüt sind nicht gänzlich von der Hand zu weisen. Es ist eine Schwere, die der Musik innewohnt, bedrückende Momente und dann wiederum eine Frische, die ein warmer Sommerregen einem bescheren kann. So viele Gedanken schwirren einem im Kopf umher und dies bereits nach zwei Songs.
Oweynagat ist ein Song für die Ewigkeit
Dreh- und Angelpunkt des Albums ist aber sicherlich „Oweynagat“. Bereits im Vorfeld veröffentlicht, spiegelt er den Schaffenswillen von Dool perfekt wieder. Ein Song, der durch geradlinige Gitarrenarbeit glänzt, welche sich im entscheidenden Moment in den Hintergrund zurück zieht und Ryanne die Bühne überlässt. Über seine Spielzeit baut sich ein wahres Monster von Song auf, welcher selbst durch den dezenten Einsatz von Streichern noch mehr groovt, als so manche Kapelle es jemals in ihrem Leben schaffen wird. Unweigerlich fräst sich die Melodie-Gitarre in den Gehörgang und schafft diesen Moment, in dem der Hörer sich komplett verloren fühlt. Ein fulminantes Ende der Gitarren-Sektion mit Nick Polak und Reinier Vermeulen und ein hypnotisierendes Gesangselement besorgen einem den Rest. Wer hier noch Multitasking-Fähigkeiten vorweisen kann, muss kein Herz für Musik haben.
Und wie viel The Devil’s Blood ist nun enthalten?
„The Alpha“ lässt wohl Vergleiche zu The Devil’s Blood zu, wenn man lange genug danach zieht. Dies mag auch darin begründet sein, dass eben genau Farida Lemouchi sich mit Hintergrund-Gesang bei der Nummer einbringen kann. Per se muss Dool aber als selbstständige Band betrachtet werden, welche jegliche Plagiatsvorwürfe mit ein paar Akkorden aus der Welt schaffen kann.
Ich rufe „Top 10 des Jahres 2017“
Was bleibt nach 8 Songs zu sagen? Nun, wer Freund psychedelischer Musik ist, der dürfte hier einen neuen Lehrmeister gefunden haben. Aber auch Freunde der klassischen Rockmusik sollten sich Dool unbedingt anschaffen und selbst der Gothic-Rocker wird hier ein Wunder erleben. Selbst Freunde von Folk-lastiger Musik werden das Album nicht verachten (können). Dool schaffen mit „Here Now, There Then“ ein Werk, welches jetzt schon zu den „Alben des Jahres“ gezählt werden muss. Und dies Genre-übergreifend! Wenn doch mehr Debütalben so wegweisend wären.