Comeback Kid lassen mit „Outsider“ ein Album vom Stapel, welches einen sprachlos macht. Kaum war die Band aus Winnipeg schmissiger, als im Jahre 2017. Mehr noch, denn kaum eine Band schafft einen Hardcore-Sound so dermaßen locker aus dem Ärmel zu schütteln, als diese Truppe. Zurecht bei EMP das Album der Woche. Zurecht!
Ich kann es nicht anders sagen und will es freiweg eingestehen. Ich bin ein Fan von Comeback Kid. Die initiale EP mit dem selben Namen, faszinierte mich damals. Ein Jahr später, wir schreiben 2003, sollte auf dem kleinen Label Facedown das Debüt erscheinen, welches mich nachhaltig prägte. „Turn It Around“ hatte all das, was mich faszinierte. Durchschlagskraft, Biss, aber eben auch diese Attitüde, die man wahrlich nur beim Hardcore findet. Und dieser lag mir schon seit geraumer Zeit schwer im Magen. Sicherlich bin ich mir darüber im Klaren, wo meine musikalischen Wurzeln liegen, aber um die Jahrtausendwende langweilte mich die Szene zunehmend. Es klangen viele Bands gleich und dieses „wir sind so dermaßen true“ schmerzte auf Dauer. Da waren Comeback Kid irgendwie ein erfrischender Sound, den mein lahmes Hirn wieder auf Vordermann brachte.
Mit dem Debüt überzeugen Comeback Kid nicht nur die Fans
Dies dachte sich wohl auch das renommierte Label Victory, welches sich Comeback Kid annahm. Man hatte den richtigen Riecher, wie sich mit „Wake The Dead“ herausstellte. Ein massives Biest, welches auch heute noch regelmäßig abgespielt wird. Mit einer Spielzeit von rund 26 Minuten überschaubar, sind es aber Songs wie „The Trouble I Love“, welche mich immer wieder grinsend im Musiksessel zurücklassen. 12 Jahre nach der Veröffentlichung wohlgemerkt. Und gleichzeitig ist es das Album, mit welchem ich die Band Comeback Kid direkt in die Rente schickte. Nach einer ausgiebigen Tour zum Album warf Scott Wade als Sänger das Handtuch. Der Dolchstoss für eine Band. Nachfolgende Alben wie „Broadcasting…“ oder „Symtoms + Curses“ nahm ich am Rande wahr und akzeptierte, dass Andrew Neufeld von der Gitarre ans Mikrofon wechselte.
… und dann folgte „Die Knowing“
Mit „Die Knowing“ sollte sich das ändern. Wie aus dem Nichts holzte mich das Album von den Beinen. Alleine die Textzeile „How do you anticipate this distorted tragedy“ aus dem Song „Lower The Line“ und diese markante Aussprache des Wortes „anticipate“ schwirrt heute noch in meinem Hirn. Immer und immer wieder habe ich dieses Album gehört und ja verdammt, diese Mischung aus Punk, Metal aber eben auch Hardcore zündete wieder. Comeback Kid waren zurück und wie! Keine Kompromisse und angriffslustiger als je zuvor. Kann man solch ein „Comeback“ noch toppen? Kann man, wie sich nun mit „Outsider“ zeigt.
Doch Outsider stellt alles in den Schatten
Es sind diese 13 Songs, die sich wie ein Flächenbrand ausweiten. Es ist die Gitarre des Openers und Titeltracks „Outsider“, die sich wie eine Säge langsam durch das Holz sägt und immer wieder klarmacht, dass Comeback Kid eben mehr als „Hardcore meets Punk“ sind. Hier treffen Elemente aus dem Bereich Thrash, Groove, aber eben auch Pop-lastige Melodien aufeinander, welche besser kaum harmonisieren könnten. Selbst mit epischen Elementen kann man dosiert umgehen und baut folglich Stimmungen auf, die fern ab des Einheitsbreis stattfinden. Und zu welch Großtaten man auch bereit ist, zeigt die Nummer „Absolute“, auf welcher Devin Townsend kurzerhand ein Gastspiel gibt und den Song ungewollt zu einem Metal-Track umbaut, ohne dabei den Spirit von Comeback Kid zu nehmen. „Outrage (Fresh Face, Stale Cause)“, dem Riffmonster „Somewhere, Somehow“ oder auch mit Sing-A-Longs wie „Recover“, Comeback Kid zeigen sich abwechslungsreicher denn je. Glänzender Höhepunkt ist aber ohne jeden Zweifel der Schlusssong „Moment In Time“, der in Zusammenarbeit mit dem kanadischen Musiker Northcote entstand. Epischer, konsequenter und eindringlicher kann man ein Album nicht beenden. In 3:10 Minuten kurzerhand all das in einen Song gepackt, was Comeback Kid letztendlich ausmacht. Chapeau!
Genug Lob ausgeschüttet?
Genug der Lobpreisungen? Ja, für diese Review sollte es reichen. Fakt ist und bleibt aber, dass Comeback Kid mit „Outsider“ alles richtig gemacht haben und sich von einer Seite zeigen, die man im direkten Vergleich an den alten Werken doch irgendwie vermisst. Bedeutet dies nun, dass früherer Platten der Band überflüssig sind? Nein, sicher nicht. Jedoch zeigen sie auf, dass sich Comeback Kid auf einem neuen Level bewegen!