Das Album der Woche geht an diesem Wochenende an Blues Pills. „Lady In Gold“ hat Alles, was ein starkes Album haben muss. Und unserer Euphorie ist nicht nur durch die Optik von Frontfrau Elin begründet.
Blues Pills sind noch neu am Sternen-Himmel der Musikszene. Und dennoch strahlt die internationale Band, als ob sie schon seit Beginn der Zeitrechnung dabei wäre. Das gleichnamige Album „Blues Pills“ schoss 2014 durch die Decke. EPs und ein Livealbum sollten folgen. Letztendlich erreichte man innerhalb kürzester Zeit den Status „diese Band muss auf dem Festival spielen“. Seien es reine Metal-Events oder auch eher breiter ausgerichtete Veranstaltungen wie Rock am Ring. Alle wollten Blues Pills in ihrem Line Up sehen. Zurecht, wie jeder bestätigen kann, der die Band schon mal live erleben konnte.
Blues Pills und wie ich sie erlebt habe
Ich erinnere mich noch gut an mein erstes Blues Pills-Konzert. Zugegeben, Retro-Rock ist nicht gerade mein musikalisches Steckenpferd. Wieso? Nun, wieso „alte Musik“ hören, wenn es neue Musik gibt. Sicherlich hat alte Musik ihren Charme, welchen ich damals aber nicht erkennen wollte oder sogar konnte. Das Licht sollte sich dimmen, die Band betrat die Bühne und was in den folgenden 50 Minuten – es war eine Festival-Show -passierte, lässt sich nur mit „wow“ beschreiben. Dieser Gesang, dieses Charisma. Diese Gitarrenarbeit und dieser dezente und doch offensive Bass. Vom perfekten Schlagzeug ganz zu schweigen. Die Magie der Band sprang direkt beim ersten Song auf die Zuschauer über. Diese schienen elektrisiert zu sein und eine Mischung aus Tanzen, Staunen und Dahinschwelgen machte sich breit. Es war im Nachhinein die Überraschung für mich und sicherlich eines der Highlights des Festivals.
Späte Einsicht
In den Folgewochen kaufte ich mir alle Veröffentlichung und musste feststellen, dass Blues Pills diese Magie auch auf Platte einfangen. Selbstverständlich war ich gespannt, als die Band „Lady In Gold“ ankündigte. Es sollte noch mächtiger werden. Mehr Blues, mehr Emotionen und rockiger. Darüber hinaus noch ausgefeilter. Selbstredend kann man solche Vorankündigungen immer nur mit Vorsicht genießen, denn das „beste Album ever“ haben einfach schon zu viele Bands versprochen und nie abgeliefert.
Lady In Gold – Der zweite Paukenschlag
Nun liegt das zweite Album „Lady In Gold“ vor und man kann Blues Pills nur gratulieren. Es sind Songs wie „Little Boy Preacher“, welches Gospel-lastig daher kommt und hypnotisch auf den Hörer wirkt. „Rejection“ wirkt dagegen ruppig, was ja irgendwie schon immer auf der Agenda von Blues Pills stand. Sei „rockig“ und dennoch „einfühlsam“. „Won’t Go Back“ wabert, „Bad Talkers“ zelebriert den Blues und „Burned Out“ unterstreicht die Liebe für diese Musikrichtung. Doch der Opener und Titeltrack „Lady In Gold“ ist unter dem Strich wohl das Aushängeschild mit seinen mächtigen Orgel-Einsätzen und der betörenden Stimme von Ausnahmesängerin Elin Larsson. Die Band kann sich nur glücklich schätzen eine solche Dame in ihren Reihen zu haben. Denn, abgesehen von der Tatsache, dass sie optisch auch ansprechend ist, schmiegt sich ihre Stimme perfekt um die Songstrukturen.
Was bleibt unter dem Strich?
Unter dem Strich erhält man mit „Lady In Gold“ ein Album, welches Retro lebt und dabei voller Dynamik und Wärme ist. Es ist ein emotionales Album, aber nicht nur die Texte, sondern der Art und Weise, wie Blues Pills zusammen agieren. Dichte Klangteppiche, Lockerheit, wo sie notwendig ist und pulsierende Stücke, machen das Album zurecht zum Album des Monats bei EMP.