Baroness sind zurück. Die Farbpalette wird erweitert mit einem neuen Album. Kaum eine Band versteht es so gut, sich dem Sludge auf derart eingängige Art und Weise zu verschreiben. Wo andere sich in Klangwelten verlieren, das Ziel dabei aus den Augen verschwindet, da machen Baroness Alles richtig. „Gold & Grey“ ist nun quasi die Sahnehaube auf der Torte!
Ich war skeptisch. Sehr sogar. John Baizley sollte nun wahrlich das letzte Originalmitglied sein, welches Baroness in ihren Reihen zählen können. Es stellt sich selbstverständlich die Frage, wieso dies so ist. Baizley der Unmensch? Der kreative Diktator? Oder einfach nur der Lauf der Zeit? Mit Peter Adams hat sich 2017 ein altes Mitglied verabschiedet. Er möchte die Energie zu Hause einbringen und nicht auf der Straße. Zugegeben, ein guter Grund, wenn man bedenkt, dass die Band Baroness schon einige Jahre auf dem Buckel hat und die Mitglieder nicht mehr die lockeren Mittzwanziger sind. Nein, Frau und Kinder müssen versorgt werden und der Spagat ist oft zu schwer für einen Musiker. Auf der Straße und die Kohle zu Hause? Mancher mag dies faszinierend finden, jedoch werden die meisten Väter sich für die Familie entscheiden.
Baroness – Nun mit einer Dame in den Reihen
Mit Gina Gleason hat den Zuschlag bekommen. Ihre Historie ist nicht von schlechten Eltern und ja, auch mit Santana konnte man bereits arbeiten. Auch mit Yes war man unterwegs und ihre Metallica-Coverband Misstalica, welche nur aus Frauen besteht, attestiert der Dame einen guten Geschmack. Kurzerhand: Super Wahl, tolle Musikerin, die sich direkt 2017 mit einbringen konnte. Baizley war zu diesem Zeitpunkt schon am Schreiben neuer Songs. Nichts war in Stein gemeißelt, was er jüngst zugab.
„Gold & Grey“ hat alle Trademarks…
Nun liegt „Gold & Grey“ vor und man ist regelrecht erschlagen von dem eindrucksvollen Artwork. Wie immer, aus der Feder von Baizley, der das Album aber kurzerhand nicht Orange benennen wollte. Zu belanglos und er konnte sich nicht damit anfreunden. „Gold & Grey“ klang poetischer und da darf man auch gerne mal alte Traditionen brechen. Aber noch andere Dinge warf man über Bord. Während „Purple“ einem akribisch durchgeplanten Studioaufenthalt untergeordnet wurde, ging man die Sache hier lockerer an. Entweder im eigenen Homeoffice oder bei „Purple“-Produzent Dave Fridmann nahm man auf, ließ sich inspirieren und bestritt neue Wege. Klanglich sprechen wir nach wie vor on einem Baroness-Album, jedoch gibt es schon einige Neuerungen. Doch macht euch keine Sorgen, „Front Toward Enemy“ als Opener sollte euch beruhigen. Alle Trademarks, alle Kanten, Ecken und Dinge, die man an Baroness liebt, werden einem in 3:45 Minuten serviert.
… aber eben auch auch viel mehr
Es ist eher der Umfang des Albums, der einen aufhören lässt. Mit 17 Songs nahmen sich Baroness nun Zeit. Ruhigere Klänge darf man erhaschen, wie beispielsweise „I’m Already Gone“ oder „I’d Do Anything“. Beim Letztgenannten greift Baizley zur Akustik-Gitarre und zeigt sich kurzerhand fragil und zerbrechlich. Die Streicher on top – et voliá man hat Baroness, wie man sie noch nie erleben konnte. Insgesamt ist es aber diese unfassbare Spielfreude mit ihrer Abwechslung, die „Gold & Grey“ von den bisherigen Alben unterscheidet. Der versöhnende Grundton des Albums, passt sich herrlich dem Artwork und dem Titel an. Mit seinen Interludes wie „Blankets Of Ash“ oder auch „Anchor’s Lament“ wirken Baroness besinnlicher und überlegter. Und dennoch schafft man es, den Hörer vom ersten bis zum letzten Ton mit auf eine farbenfrohe Reise zu nehmen, die weit über den Titel hinausgeht. Unfassbar spannendes Album und unser Album der Woche!