Ancst bringen diese Woche das Ei sicher nach Hause. Mit ihrem zweiten Album „Ghosts Of The Timeless Void“ ergattert man sich den Platz an der Poleposition in der EMP Plattenkiste. Das bedeutet, dass das „Album der Woche“ dieses Mal aus Berlin kommt. Glückwunsch!
Ancst sind ein Phänomen. Und dies direkt in vielen Punkten. Im Jahre 2011 als Angst gegründet, benannte man sich bereits 2012 in Ancst um. Ein Blick in die Diskografie zeigt aber, dass die Jungs Freunde von Splits und EPs sind. Ein wahres Flächenbombardement offenbart sich, sofern man tiefer in die Materie eintauchen will. Das Demo aus dem Jahre 2012 markiert den Beginn, Split mit Hiveburner oder King Apathy sind ebenfalls wie Kassetten und andere krude Veröffentlichungen vorzufinden. Eine Band, die sich scheinbar im Schatten der hiesigen Musiklandschaft bewegt und dennoch zu einem ausgewachsenen Baum nun reifen konnte. Sicherlich war das erste Album 2016 ein wichtiger Schritt, jedoch folgten weitere Veröffentlichungen, welche nichts mit dem Mainstream zu tun haben. Mit „Ghost Of The Timeless Void“ steht nun der zweite Longplayer an, welcher im renommierten Hause Lifeforce das Licht der Welt erblickt.
Ancst sind so herrlich anti
Davon ab sind Ancst aber auch eine dieser Bands, welche sich mit wenigen Aussagen direkt grundsympathisch erweisen. Eine Ablehnung gegenüber Faschismus ist herrlich, doch wenn Religion und Sexismus im selben Atemzuge ebenfalls abgestraft werden, dann muss man diese Band zurecht klasse finden. Doch philosophische Abhandlungen sind hier fehl am Platze, denn schließlich geht es die Musik. Ancst sind Grenzgänger, wenn sie auch dem Black Metal zuzuschreiben sind. Doch kann das zweite Werk den Ansprüchen der Fans gerecht werden? Kann diese Band Erwartungen erfüllen, wenn man berücksichtigt, wie diese Band nach und nach Songs raushaut? Oder soll die Langweile regieren und man findet ein Album vor, welches letztendlich so überflüssig ist, wie die derzeitige Erkältungswelle?
Ghosts Of The Timeless Void – Wo rohe Kräfte sinnvoll walten
Es sollte klar sein, dass „Ghosts Of The Timeless Void“ ein fettes Album ist. Hätten wir es sonst zum „Album der Woche“ gekürt? Doch wir schauen genauer hin und sind bereits beim Opener „Dying Embers“ von den Socken. Die Mischung aus Black Metal, Hardcore, aber eben auch Crust und dreckigen Punk-Elementen, kommt wieder voll zum Tragen. Ungeschliffen und roh, dreckig wie Berliner Straßen im Winter und angsteinflößend wie damals „Black Witch Project“ für einem 10-jähigren Jungen, agiert diese Band. Tempotechnisch spielt man die komplette Klaviatur. Uptempo zum einen, walzend und eher dem Midtempo auf der anderen Seite und selbst stampfende Passagen, die noch wütend wirken, kommen zum Einsatz. Damit aber nicht genug, denn diese unverblümte Rohe, ist zerlegbar. So ist insbesondere die Gitarrenarbeit erwähnenswert, wenn sie auch nicht offensichtlich ins Ohr springt. Mit Kopfhörern gelauscht, offenbart sich aber eine filigrane Arbeit am Saiteninstrument, welche die Songs bereichern, den sogenannten Gitarren-Gewichse aber nicht frönen.
Starkes Ding und definitiv ein Highlight
Mit 11 Songs leben sich Ancst aus, wagen den Spagat hinsichtlich der Genres, schaffen es aber, die Grenzen noch weiter aufzubrechen. Verzweiflung wird in Songs gegossen, Hass in andere und trotz ungebremster Gewalt, sind Ancst Herr der Dinge. Man verleiht Songs eine Ästhetik und spielt mit Emotionen. Man zeigt dem klassischen Black Metal den Mittelfinger und müsste – zugegeben geht dies wohl kaum – sich auch Anti-Black-Metal auf die Fahne schreiben. Und all dies kommt mit einer Produktion daher, die so dermaßen ehrlich, authentisch und punktgenau arbeitet, dass man sich die berechtigte Frage stellen muss, wieso andere Bands ein halbes Vermögen in selbige stecken. Wahrlich ein fettes Ding und definitiv ein Highlight des Jahres, was den Bereich Black Metal – oder was auch immer – betrifft.