Oi meine treuen Seelen! Nach einiger Zeit mal wieder ein Lebenszeichen von mir und auch aus dem Caliban-Lager. Dieses Mal waren wir für 4 Shows in Russland unterwegs. Im Grunde war Russland wie immer und doch war alles anders als gewohnt.
Schon im Vorfeld hat sich die „Routine“ bei uns in Luft aufgelöst, denn da unser lieber Herr Grün kurz vor dem Glück stand sein erstgeborenes Kind zu bekommen, war er hin- und hergerissen ob er mit auf Tour kommen soll, quasi das Risiko eingeht die Geburt seines Kindes zu verpassen – oder ob er auf Nummer sicher geht und zu Hause an der Seite seiner Frau bleibt. Natürlich hat er sich dazu entschieden zu Hause zu bleiben und somit standen Entscheidungen bei uns an: Drummer von zu Haus mitnehmen vs. Drummer aus Russland nehmen!?
Die ersten Gedanken gingen natürlich vorerst in Richtung Drummer aus Deutschland, allein um die Songs zu Proben und mitunter auch wegen der Kommunikation, weil es oftmals nicht „normal“ bzw. üblich ist, dass man in Russland Englisch spricht und unser Russisch fängt mehr oder weniger bei „Danke“ an und hört dort auch gleichzeitig wieder auf… nur leider war es in so kurzer Zeit nicht möglich einen Drummer zu finden, der Zeit, bzw. die nötigen Fähigkeiten hatte.
Im Grunde wurde uns damit die Entscheidung ja schon aus der Hand genommen und wir hatten nur noch die Option mit einem russischen Drummer die Shows zu spielen. Eine Absage wäre für uns nicht in Frage gekommen, darum haben wir natürlich dem Drummer aus Russland das „Go“ gegeben sich die Setlist draufzuziehen! 2 Wochen hatte der gute Mann Zeit sich das Set in den Schädel zu Prügeln, recht sportlich wie ich finde! Was bei rausgekommen ist erfahrt Ihr gleich noch! Das gute an diesem Drummer war/ist, dass er deutsche Wurzeln hat und uns somit perfekt verstehen konnte, was so einiges erleichtern sollte, allein schon was die Kommunikation auf der Bühne und der Abläufe anging! Vielleicht kennt der ein oder andere ja auch was von seinen Bands – AMATORY oder STEWART – welche zumindest in Russland recht bekannt sind. Ich denke mal der einzige Grund warum sie noch keinen internationalen Durchbruch geschafft haben ist, weil sie ausschließlich auf russisch Singen.
Genug der Einleitung, irgendwie wird es mit der Bahn in letzter Zeit nie langweilig, erst die ganzen Streiks, welche ja auch ok sind, aber trotzdem nerven (was ja auch Sinn eines Streikes ist) und auf meiner letzten Fahrt in den Pott haben wir ca. 1,5 Stunden Verspätung mit dem Zug gehabt, weil irgendwo zwischen Lingen und Rheine eine Fliegerbombe aus dem 2. Weltkrieg nähe der Gleise gefunden wurde und wir somit erstmal ein Fahrverbot hatten. Nach einem Hin und Her was nun passieren sollte:
– Lok abkoppeln, zurück zum letzten Bahnhof und weiter mit Bussen zur nächsten Haltestelle…
– Dann war es wieder ein anderer Bahnhof, Lok war ab, Strom war weg…
aber letzten Endes konnten wir dann glücklicher Weise in der Bahn bleiben und unsere Fahrt fortsetzen…
Im Pott angekommen war dann erstmal alles gut. Die Taschen waren alle so gepackt, dass es eigentlich keine Probleme am Check-In geben sollte – eigentlich -, aber irgendwas finden diese scheiß Fluggesellschaften ja immer, auch wenn es reine Schikane ist, um noch etwas Cash aus einem rauszusaugen! Dabei haben wir dieses Mal jeder nur 1 Gepäckstück plus 1 Handgepäckstück gehabt, aber nein, auch diesmal haben sie wieder einen Weg gefunden um uns das Geld aus der Tasche zu ziehen. Da holt die gute Frau am Check-In auf einmal ein Maßband raus und fängt an unsere Gitarren und Bässe zu Messen, mit dem Ergebnis das sie natürlich zu Groß sind. Wir hatten echt große Probleme da noch nett und sachlich zu bleiben bei so einem Bullshit! Wir hatten am Ende dann die Option ein Gepäckstück mit Übergröße/Übergewicht für 100€ zu Bezahlen, oder ein Extra Gepäckstück für 50€…reinste Schikane, aber man hat ja leider auch keine andere Wahl, bzw. Druckmittel, man muss ja Fliegen und das Wissen diese Abzocker Fluggesellschaften ganz genau…zum K****!!!
Egal, Schwamm drüber und auf zur ersten Station nach St. Petersburg zur Probe mit Danill von Amatory, da war man sehr gespannt ob er das Set drauf hat. In St. Petersburg gelandet ging dann alles mehr oder weniger seinen geregelten „russischen“ Verlauf, frei nach dem Motto: Alles kann, nichts muss ; ) Nach einer kurzweiligen Van fahrt zum Hotel freute man sich darauf noch ein wenig zu Chillen bevor es zur Probe ging, nur leider hat das Hotel unsere Gebuchten Zimmer schon wieder Vergeben, so das wir erstmal noch ne Stunde warten mussten, bis sie andere/neue Zimmer für uns fertig gemacht hatten. Bier hat dabei geholfen die Wartezeit etwas erträglicher zu machen. Endlich im Zimmer angekommen wurde ich von einem schreien und stöhnen aus dem Nachbarzimmer begrüßt, welches so laut war, dass ich gedacht hab, dass sie es direkt bei mir in Bad treiben… danke auch für diese freundliche Begrüßung! Im Nachhinein habe ich von unserem russischen Tourmanager erfahren, dass das Hotel auch des Öfteren stundenweise Gebucht wird, was natürlich so einiges erklärt!
Nach ner kurzen Weile des Verschnaufens ging es dann zur Probe und zur Stunde der Wahrheit. Nach dem Setup im Proberaum und ein paar kurzen Technik Schwafeleien ging es dann auch direkt ans Eingemachte und ich kann nur sagen, dass Danill einen guten Einstand hatte, es gab kaum Parts die er nicht spielen konnte und somit ist uns dann natürlich auch die Anspannung genommen worden, die wir in uns trugen.
Das haben wir dann direkt zum Anlass genommen noch ein paar Biere zu heben. Die Probe war lang und zum Ende hin schon anstrengend, aber auch ein Erfolg für alle Beteiligten! Erschöpft, angeduselt und mit einem Loch im Bauch haben wir uns dann noch in ein Restaurant geschleppt, welches zum Glück noch bis 3Uhr auf hatte. Ich hatte auf jeden Fall den Jackpot beim Essen, denn meine Pizza war anstatt mit Oregano oder sonstigem italienischen Kräutern vollkommen mit Dill überzogen! Das war’s dann für den ersten Tag, das Hotel war auch ruhig, kein Gehämmer, kein Gepolter, kein Gestöhne… eine heiße Dusche und Logout!
Beim zweiten Teil des Caliban Tourtagebuchs geht es weiter mit den Shows. Also auf bald und möge der Dill mit euch sein!
Later, Andy.