Eines meiner liebsten Spiele der letzten Jahre: Horizon Zero Dawn vom niederländischen Entwicklerstudio Guerilla Games (vor allem bekannt für Killzone) ist ein richtige Klopper. Das wirklich beachtliche Epos überzeugt mit einer starken Heldin, einer mitreißenden Story und unfassbar detailreichen Bildern. Alle gewonnenen Preise und Awards sind mehr als verdient. Ich habe den Exklusivtitel für die PS4 eingehend unter die Lupe genommen und kann uneingeschränkt sagen: Ein dickes Lob nach Amsterdam!
Die Story – mitreißend, düster, lebendig!
So etwa 1000 Jahre nach unserer Zivilisation beginnt Horizon Zero Dawn. Unsere Welt ist in Folge einer noch unbekannten Katastrophe zusammengebrochen. Niemand weiß so richtig, was eigentlich passiert ist. Die Menschen fangen quasi auf Level Null an und sind auf dem technischen Stand der späten Steinzeit oder der Antike.
Dazu werden die Bewohner der Erde von Maschinen bedroht – futuristische Maschinen, die stark an uns bekannte Wildtiere oder urzeitliche Bestien erinnern. Erst kamen Menschen und Maschinen gut miteinander aus, dann beginnen die Maschinen sich zu verändern. Sie werden gefährlich und eine Bedrohung für die Menschen.
Hier kommt Aloy ins Spiel. Die junge Jägerin wurde bereits als Kleinkind vom Stamm der Nora verstoßen und lebt mit ihrem Ziehvater Rost abseits der Gesellschaft. Um ihre Herkunft rankt sich ein Geheimnis, das niemand so recht in Worte fassen kann – oder will. Ruhelos begibt sich Aloy auf die Suche nach Antworten und wird in Geschehnisse verwickelt, von denen sie niemals zu träumen gewagt hätte.
Postapokalyptische Bogenaction – richtig gut!
Was macht man denn so in der Postapokalypse? Viel: Sammeln, erkunden und kämpfen beispielsweise. In den Wäldern, Steppen und Bergen von Horizon Zero Dawn treiben allerhand gefährliche Maschinen ihr Unwesen. Aber dafür ist Aloy gerüstet. Speer und Bogen sind unsere Hauptwaffen, dazu kommen Schleudern, Seilwerfer und primitive Maschinengewehre. Das macht Laune. Das Kampfsystem läuft flüssig, der Bogen ist perfekt abgestimmt.
Wir leveln stetig weiter auf und schalten so nach und nach neue Fähigkeiten frei. Besonders geiler Move: Das zuweilen echt stressige Kampfgeschehen kann verlangsam werden, so gewinnen wir wichtige Zeit zum Zielen. Oder wir hacken kurzerhand eine der Maschinen und lassen sie für uns kämpfen.
Unterstützend hat Aloy ihren „Fokus“. Der Fokus ist ein Gerät aus der alten Zeit. Im Grunde eine ausgereifte und coolere Form der Google Glasses. Wir können Gegner und Umgebungen scannen und so Schwachstellen in der Verteidigung oder versteckte Gegenstände orten.
Manches Mal verfängt sich Aloy an völlig widersinnigen Stellen mitten im Kampf während einer Ausweichbewegung beispielsweise an einer winzigen Baumwurzel oder an einem hervorstehenden Steinchen, das gefällt dagegen gar nicht. Kommt aber nicht so oft vor. Von daher: Kann man drüber hinwegsehen.
Open World und minimales Crafting
Die Welt in Horizon Zero Dawn ist groß. Sie ist nicht „Witcher-groß“, aber immerhin bietet sie eine ganze Menge an Platz für Erkundungstouren – wir entdecken immer wieder kleine, coole Details. Es gibt unterhaltsame Nebenmissionen und befreien so die Welt von den bösen Maschinen. Und ganz nebenbei finden wir versteckte Inhalte und Hinweise darauf, wieso die uns bekannte Zivilisation untergegangen ist.
Die Detailverliebtheit der der Entwickler ist in der gesamten Welt deutlich zu spüren. In Horizon Zero Dawn streifen wir durch Colorado in den USA, überall sind Parallelen zur realen Welt zu finden. Gebäude, Gebirgszüge und Täler wurden übernommen und detailgetrau nachgebaut. Die Spielwelt fühlt sich lebendig an; haben wir mühsam einen Gipfel erklommen und lassen den Blick in die Ferne schweifen, dann geht einem wahrlich das Herz auf.
Das Crafting-System hätte gerne etwas umfangreicher sein können. Wir sammeln unentweg verschiedene Materialien, aber ein bisschen mehr Vielfalt mit den handwerklichen Skills wäre schön gewesen. Waffen können wir nicht bauen, nur kaufen. Bestehende Gegenstände können etwas modifiziert werden, aber so richtig geil ist das nicht. Eigene Bögen zu craften wäre schon noch drin gewesen.
Horizon Zero Dawn – geil oder nicht?
Ganz klares Ding: Horizon Zero Dawn ist geil. Eines der besten Spiele der letzten Jahre. Die Umsetzung ist gelungen, man merkt die Liebe zum Spiel. Da hat Guerilla Games ganze Arbeit geleistet.
Das postapokalyptische Setting ist überragend, die Story entwickelt sich in einem guten Tempo und zieht mit – auch dank der Charaktere, die nicht nur schön animiert und sauber vertont sind, sondern wirklich Charakter haben. Toll! Das Gameplay ist stimmig und überaus überzeugend. Es macht Spaß und an manchen Abenden musste ich mich wirklich dazu zwingen, die Konsole auszuschalten und ins Bett zu gehen.
Im November 2017 ist ein zusätzlicher DLC erschienen. Unter dem Titel „The Frozen Wild“ wird ein neues Story-Kapitel eröffnet, neue Waffen werden eingeführt und wir können die nördlichen Berge weiter erkunden. Das bedeutet, ich kehre bald zurück nach Horizon – vielleicht starte ich auch noch einmal ganz von vorn, denn die Welt um Aloy ist für mich noch lange nicht abgeschlossen.